
Post-Credit-Szenen gehören längst zum guten Ton moderner Blockbuster - mal als spektakulärer Ausblick aufs nächste Kapitel, mal als augenzwinkernder Gag. Doch während das Licht im Kinosaal längst wieder angeht und die letzten Zuschauer geduldig warten, stellt sich eine Frage immer dringlicher: Handelt es sich noch um einen Bonus für Fans oder eher um einen erzählerischen Trick, der mehr verspricht, als er hält?
Post-Credit-Szenen sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Franchise-Kultur, doch ihre Ursprünge reichen weiter zurück, als viele vermuten. Bereits 1966 nutzte Leise flüstern die Pistolen eine solche Szene, um Dean Martins Matt Helm mit einem augenzwinkernden Ausblick aufs nächste Abenteuer zu verabschieden. Auch Muppet Movie von 1979 spielte mit dem Format: Nach dem Abspann durchbrachen die Figuren die vierte Wand und forderten das Publikum auf, endlich nach Hause zu gehen.
Der große Wendepunkt kam jedoch 2008 mit Iron Man: Als Nick Fury in der Post-Credit-Szene erstmals die „Avengers-Initiative“ erwähnte, war das der Startschuss für ein neues Post-Credit-Zeitalter. Plötzlich warteten Zuschauer weltweit gespannt bis zur allerletzten Sekunde - in der Hoffnung auf den nächsten Hinweis, den nächsten Twist, das nächste große Franchise-Kapitel.
Seither sind diese Szenen zum Markenzeichen vieler Blockbuster geworden. Sie teasern kommende Filme an, belohnen aufmerksame Fans mit Anspielungen oder sorgen schlicht für einen letzten Lacher. Doch mit ihrer Verbreitung wächst auch die Kritik: Sind sie ein kreativer Bonus oder ein kalkuliertes Marketinginstrument? Was einst als kleine Überraschung begann, ist heute Teil der Filmformel und sorgt damit für Begeisterung und Frust zugleich.
Post-Credit-Szenen: Erwartungen geweckt, aber oft enttäuscht
Post-Credit-Szenen wecken zwar Erwartungen, lassen diese jedoch allzu oft ins Leere laufen. Das ist nicht nur frustrierend, sondern untergräbt auch das Vertrauen der Fans. In Justice League (2017) etwa trifft Joe Manganiellos Deathstroke auf Lex Luthor - ein klarer Aufbau für eine Injustice League. Doch nach den Turbulenzen im DC-Universum blieb der Payoff aus, die Szene verpuffte. Auch Wolverine - Weg des Kriegers (2013) machte große Versprechen: Die Rückkehr von Magneto und Professor X sollte zu einem neuen Konflikt führen, der in X-Men - Zukunft ist Vergangenheit (2014) jedoch kaum mehr eine Rolle spielte. Und selbst Battleship (2012) - trotz mäßigem Erfolg - hoffte mit einer mysteriösen Alien-Entdeckung auf ein Sequel. Das kam nie.
Auch ein Blick auf Ghostbusters - Legacy (2021) zeigt, wie diese Praxis enttäuschen kann: Die Szene mit Winston Zeddmore und dem Feuerwehrhaus versprach einen frischen Neuanfang. Doch Ghostbusters - Frozen Empire (2024) verfolgte diesen Faden kaum weiter und das Ergebnis wirkte wie ein weiteres Kapitel aus dem Franchise-Baukasten.
Spider-Man - Far from Home (2019) lieferte mit der Enthüllung von Peter Parkers Identität einen packenden Cliffhanger - nur um ihn in Spider-Man - No Way Home (2021) rasch und folgenlos aufzulösen. Oder Shazam! (2019): Der Teaser mit Mister Mind versprach eine neue Schurken-Allianz, doch Shazam! - Fury of the Gods (2023) ignorierte diesen Aufbau weitestgehend.
Jurassic World - Das gefallene Königreich (2018) setzte auf einen aufregenden Ausblick: Pterodactylen über Las Vegas, die den Beginn einer neuen Ära andeuten. Doch Jurassic World - Ein neues Zeitalter (2022) ließ diese Idee nahezu unbeachtet - das Versprechen blieb unerfüllt und der Cliffhanger verpuffte.
Diese Beispiele belegen: Viele Post-Credit-Szenen sind keine erzählerischen Höhepunkte, sondern leere Lockmittel - cleveres Marketing ohne Substanz. Was einst ein charmantes Extra war, ist heute bloße Routine. Vor allem das MCU hat Post-Credit-Szenen zur festen Erwartung gemacht. Die Magie schwindet, wenn jede Szene nach dem Abspann nur noch wie ein Häkchen auf der Checkliste wirkt. Und so bleiben die Zuschauer oft einfach nur aus Gewohnheit sitzen, gerade auch bei Filmen, die es kaum rechtfertigen.
Ein guter Film braucht ein gutes Ende
Ein guter Film braucht ein gutes Ende, nicht bloß einen „Werbespot“ für den nächsten Teil. Wenn der Abspann rollt, sollte die Geschichte zu einem befriedigenden Abschluss kommen. Doch immer häufiger stören Post-Credit-Szenen genau diesen Moment.
Ein Beispiel: Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2 (2006) endet dramatisch - Jack Sparrow wird vom Kraken verschlungen. Doch die Post-Credit-Szene? Ein alberner Gag mit dem Hund als „Chief“ der Kannibalen. Sie untergräbt die Wucht des Finales und reißt die Zuschauer somit aus der Spannung.
Oder Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1 (2010): Die Szene mit Voldemorts Griff nach dem Elderstab war zwar ein effektiver Teaser, doch sie kam direkt nach Dobbys Tod und zerstörte den emotionalen Nachklang dieses Moments.
Dabei zeigen Filme wie School of Rock (2003), dass es auch anders geht: Dort wurden die Credits selbst zum kreativen Abschluss, der die Story charmant abrundete - ganz ohne Trick, ganz ohne Teaser.
Wenn Post-Credit-Szenen doch mal gelingen
Neben dem eben erwähnten Beispiel gibt es natürlich weitere überzeugende Gegenargumente. Denn wenn sie clever eingesetzt werden, können Post-Credit-Szenen tatsächlich funktionieren, sowohl als liebevolles Augenzwinkern, als Fan-Service oder tatsächlich als geschickter Vorausblick.
Ein Klassiker: Ferris macht blau (1986). Nachdem der Film vorbei ist, taucht Ferris noch einmal auf, durchbricht die vierte Wand und fragt die verblüfften Zuschauer: „Ihr seid noch hier? Es ist vorbei. Geht nach Hause!“ - ein ikonischer Gag, der bis heute unvergessen ist.
Auch im MCU gibt es durchaus Post-Credit-Szenen, die gut genutzt wurden: Marvels The Avengers (2012) offenbarte Thanos und somit den Beginn eines mehrjährigen Aufbaus zur Infinity Saga. In Spider-Man - Homecoming (2017) deutete die Szene mit Adrian Toomes im Gefängnis subtil den nächsten Konflikt an - keine leere Versprechung, sondern ein durchdachtes Element der Erzählung.
Und dann wäre da noch Deadpool (2016): Die Post-Credit-Szene, in der Deadpool ganz meta den nächsten Teil ankündigt - inklusive Cable - war nicht nur urkomisch, sondern wurde tatsächlich eingelöst. Eine rare Ausnahme, die Fans feierten.
Fazit: Weniger ist mehr
Trotz dieser positiven Beispiele bleibt die kritische Haltung bestehen: Post-Credit-Szenen sind ein überbewerteter Trend, der oft mehr schadet als nützt. Sie lassen die Zuschauer oft mit leeren Versprechungen zurück, machen sie zu „Sklaven“ der Franchise-Maschinerie und untergraben die emotionalen Höhepunkte eines Films.
Filmemacher sollten den Mut haben, ihre Geschichten in 120 Minuten zu erzählen, ohne auf billige Teaser zurückzugreifen, die das Publikum auf Fortsetzungen warten lassen, die möglicherweise nie kommen. Weniger ist mehr: Ein starkes Finale, das die Zuschauer sprachlos macht, ist oft besser als ein Abspann, der sie bis zur nächsten Premiere hinhält.
Was meint ihr? Bieten Post-Credit-Szenen einen wirklichen Mehrwert oder enttäuschen sie eher? Welche Szene habt ihr dabei besonders in Erinnerung? Diskutiert mit uns in den Kommentaren!