
Bald ist es endlich wieder so weit: Die wichtigste Nacht für die Filmindustrie findet in Los Angeles statt. Der Academy Award, besser bekannt unter dem Spitznamen "Oscar", wird jährlich von der US-amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences für die besten Filme des Vorjahres verliehen. Diese ist eine ehrenamtlich arbeitende Organisation, deren Zweck es ist, sich für den Fortschritt der Filmwirtschaft einzusetzen.
Der Oscar wurde am 12. Februar 1929 ins Leben gerufen, vom damaligen Präsidenten der MGM Studios Louis B. Mayer, fast neun Jahre nach der Verleihung des Photoplay Awards, der als erster Filmpreis der Welt gilt. Am 16. Mai 1929 wurde der Oscar dann erstmals vergeben. Seitdem wird er jährlich in derzeit über 30 verschiedenen Kategorien in Form einer massiven Nickel-Kupfer-Silber Statuette vergeben, die einen Ritter mit einem Schwert auf einer Filmrolle darstellt und mit einer 24-karätigen dünnen Goldhaut überzogen ist.
Der sieht ja aus wie mein Onkel Oscar!
Anfangs wurde die Trophäe noch unter dem Namen "Academy Award of Merit" verliehen. Woher der Name "Oscar" stammt, ist nicht mehr mit Bestimmtheit zu klären. Es gibt vier verschiedene Varianten über die Namensentstehung:
- Die ehemalige Vorstandssekretärin der Akademie, Margaret Herrick, soll beim Anblick der Statue gesagt haben: "Der sieht ja aus wie mein Onkel Oscar!" In den Annalen der Akademie wird sie oft als offizielle Namensgeberin angeführt.
- Die Filmschauspielerin Bette Davis soll immer wieder betont haben, dass die Statue sie an ihren ersten Mann Harmon "Oscar" Nelson erinnere.
- Der Filmkolumnist Sidney Skolsky behauptet, er sei der Namensgeber gewesen.
- Als Viertes heißt es, dass Walt Disney für den Namen "Oscar" verantwortlich gewesen sei. Als die Akademie im Geheimen einen Namen für die Trophäe gesucht habe, hätte ein Mann vorgeschlagen, die Trophäe "Oscar" zu nennen. Walt Disney hätte dies mitbekommen und geglaubt, es sei nun der endgültige Name der Trophäe. Er bedankte sich angeblich dann bei der Verleihung 1932 für seinen "Oscar".
Schon im Jahre 1931 wurde der neue Name weitgehend verwendet. Obwohl bis heute immer wieder betont wird, Oscar sei nicht die offizielle Bezeichnung, ist auch der Spitzname seit 1979 markenrechtlich geschützt.
Wer gewinnt einen Oscar?
In die Auswahl zur Verleihung des Preises kommen hauptsächlich amerikanische Spielfilme. In jeweils eigenen Kategorien werden Kurz-, Dokumentar-, Animations- und fremdsprachige Filme prämiert. Für die Qualifikation eines amerikanischen Spielfilms gilt die Bedingung, dass er im Vorjahr der Verleihung (1. Januar - 31. Dezember) mindestens sieben Tage lang in einem öffentlichen Kino im Gebiet von Los Angeles County - dem Heimatbezirk von Hollywood - gegen Entgelt gezeigt wurde. Seit 2021 spätestens ist die Verleihung jedoch völlig im Umbruch:
Pandemie, Streaming statt Kino - die Oscars im Wandel
Aufgrund der Corona-Pandemie hatte sich für 2021 die oben genannte Bedingung etwas geändert, da viele Filme es nur ins Streaming schafften oder nur wenige Tage im Kino laufen konnten, bevor diese aufgrund der Pandemie für lange Zeit geschlossen wurden. Sie mussten aber zumindest für die 7 Tage geplant gewesen sein. Der Bewerbungszeitraum wurde dafür ausnahmsweise bis zum 28. Februar 2021 verlängert. Zudem wurden die beiden Ton-Kategorien zusammengelegt. Aufgrund der großen Menge an Filmen, die ins Streaming gewandert oder für das Kino verschoben worden sind, erlebten die Streamer ein enorm erfolgreiches Rennen bei den Oscars 2021, während es für Kinofilme reichlich dünn gesät aussah.
Da die Pandemie noch andauert und Studios derweil aus der Not eine für sie sich wohl rechnende Taktik gemacht und Filme auch 2021 ins Streaming abgeschoben haben, mit oftmals vorher nur kurzem, limitierten oder gar zeitgleichen Kinofenster, sind auch 2022 reichlich im Streaming bereits anschaubare Filme wieder dabei.
Nachdem die letzte Verleihung 2021 schon ordentlich Kritik einheimste, die von "langweilig" bis "derweil überflüssige Veranstaltung" reichte (ja, auch wir wünschen uns Hosts wie Billy Crystal zurück), will man 2022 die Gunst der Filmfans zurückgewinnen und hat zwei neue Auszeichnungen zugefügt: Den Fan Favorit 2021 und den Cheer Moment. Über beides können die Fans selbst abstimmen. Details dazu findet ihr hier.
Was gilt als Spielfilm & wie läuft die Wahl ab?
Der Begriff "Spielfilm" definiert sich als ein Film, der mindestens eine Länge von 40 Minuten aufweist und als 35- oder 70-mm-Kopie oder als 24 bzw. 48 fps Digitalkinoformat (mit einer Mindestauflösung von 1280×720 Pixeln) gezeigt wurde.
In einem ersten Schritt wählen die Akademiemitglieder zunächst genau zehn Nominierungen in der Kategorie "Bester Film" und fünf in den restlichen Kategorien aus. In dieser Phase der Wahl können nur die jeweiligen Mitglieder eines Akademiezweigs für ihre jeweilige Profession stimmen. Regisseure wählen also Regisseure, Schauspieler wählen Schauspieler und so weiter... Lediglich bei den Nominierungen für den besten Film sind alle Mitglieder stimmberechtigt.
Die jeweils ersten fünf einer Kategorie, die die meisten Stimmen erhielten, werden dann von der Akademie offiziell als Nominierte verkündet.
In der zweiten Wahlphase haben die Mitglieder der Akademie nun die Möglichkeit, sich im akademie-eigenen Filmtheater alle nominierten Filme anzusehen. Zudem werden besondere DVDs mit den Filmen versandt. Bei der eigentlichen Oscar-Wahl sind alle Mitglieder in allen Kategorien wahlberechtigt.
Alle Stimmzettel werden dann von drei vereidigten Notaren der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers ausgezählt. Der Nominierte mit den meisten Stimmen gewinnt. In dem Fall, dass zwei Nominierte die gleiche Stimmenanzahl erhalten, wird der Oscar an beide zu gleichen Teilen verliehen.
Mit einer weiteren Neuerung für 2022 hagelte es jedoch enorme Kritik: Acht Kategorien sollen bereits eine Stunde früher vorab im Dolby Theatre verliehen und nur als Aufnahmen während der späteren Übertragung der Live-Show an passender Stelle eingespielt werden! Große Regisseure wie Steven Spielberg reagierten erbost, denn: Filme erschafft man zusammen, man wird zu einer Familie und jeder Bereich des Filmemachers ist genauso wichtig wie der andere. Die betreffenden Kategorien:
- Bester Dokumentar-Kurzfilm
- Bester Schnitt
- Beste Maske und Hairstyling
- Beste Filmmusik
- Bestes Szenenbild
- Bester Kurzfilm
- Bester animierter Kurzfilm
- Bester Ton
Abseits dieser Regeln gab es auch zuvor schon noch ein paar Sonderregeln, auf die wir an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingehen. Neue Sonderregeln sorgten jedoch 2020 bereits für Wirbel, nämlich die Vorgabe für mehr Diversität als Bedingung für eine Nominierung in der Kategorie "Bester Film", die ab 2024 gelten soll, geltend für Cast und Crew, also vor wie hinter der Kamera.
Nun möchten wir aber lieber einen Blick auf die vergangenen Oscar-Verleihungen werfen, denn in dieser ganzen Zeit ist natürlich vieles Spannendes, Skurriles, Bedeutendes und Witziges passiert, das wir euch nicht vorenthalten wollen.