Nicht nur Filmfans zeigen sich von der zweigleisigen Auswertungsstrategie des WarnerMedia-Konzerns im letzten Jahr angefressen: Die Village Roadshow Entertainment Group hat Warner Bros. am vergangenenen Montag wegen Vertragsbruchs verklagt, weil das Studio die gleichzeitige Veröffentlichung von Matrix Resurrections auf dem Streaming-Dienst HBO Max und in den Kinos veranlasst hatte. Die Vorwürfe wiegen durchaus schwer:
Die von Warner Bros. gewählte Strategie habe maßgeblich dazu beigetragen, dass Matrix Resurrections deutlich hinter den Box Office-Erwartungen zurücksteht und so das Potenzial des vierten Science-Fiction-Ausflugs im Keim erstickt. Stattdessen habe man den hauseigenen Abonnement-Service HBO Max mittels des vielversprechenden Blockbuster-Titels ohne Rücksicht auf die möglichen Kollateralschäden aufwerten wollen. Die entsprechende Klage wurde beim Los Angeles Superior Court eingereicht.
Laut den Erwägungen des Produktionsstudios hätten Chancen auf einen ungleich größeren Ertrag bestanden, wenn Warner Bros. den Release-Zeitraum von Matrix Resurrections nicht für das ausklingende Jahr 2021 festgesetzt hätte.
Die ursprüngliche Vereinbarung hätte eine Veröffentlichung im Laufe diesen Jahres vorgesehen. Roadshow Entertainment dürfte auch die zeitgleiche Veröffentlichung mit dem Mega-Hit Spider-Man 3 - No Way Home ein Dorn im Auge sein. Während die Superhelden-Verfilmung in den USA mit fast 750 Mio US-Dollar zu Buche schlägt, hat Matrix Resurrections nicht einmal 40 Mio. US-Dollar knacken können.
Das Studio fordert deshalb einen noch zu beziffernden Schadensersatz, worunter die Abrechnung aller Einnahmen von Warner Bros. aus Matrix Resurrections, einschließlich des Wertes, der durch die Nutzung des Films zur Steuerung von Abonnenten auf HBO Max erzielt wurde. Weiterhin möchte man eine Anordnung erwirken, die Warner zwingt, sich bei künftigen Vertriebsplänen mit dem Studio abzustimmen.
Man muss zu bedenken geben, dass Village Roadshow mit Matrix Resurrections nicht die erste kritische Stimme zum rigorosen Vorgehen WarnerMedias ist. Bereits im letzten Jahr mischten sich einige prominente Vertreter unter die Kritiker: Während Christopher Nolan dem Warner-Konzern sogar den Rücken nach jahrelanger Zusammenarbeit zukehrte und seinen für Juli 2023 anvisierten Film Oppenheimer unter dem Banner Universals veröffentlicht, waren auch Denis Villeneuve (Dune) und das Produktionsstudio Legendary Pictures alles andere als begeistert.
WarnerMedia-Chef Jason Kilar gab bereits in der Vergangenheit zu, dass er die zeitgleiche Release-Strategie der Filmproduktionen überstürzt habe. Trotzdem hielt er an dem Vorgehen fest und teilte im September letzten Jahres auf der Code Conference mit: "Ich werde der Erste sein, der sagt, und die Verantwortung liegt auf meinen Schultern, dass wir uns im Nachhinein besser einen Monat Zeit genommen hätten, um über 170 Gespräche zu führen - das ist die Anzahl der Teilnehmer, die in unserer Filmliste für 2021 enthalten sind."
Man darf durchaus gespannt sein, inwiefern die Klage zu Matrix Resurrections verhandelt wird und ob diese eventuell sogar Raum für weitere Angriffspunkte bietet.