Bewertung: 3.5 / 5
Matrix Resurrections ist erstaunlich gut und unterhaltsam geworden, ein Film, der sowohl mit kreativen neuen Ideen als auch einer gehörigen Schippe Nostalgie aufwartet. Nicht jede Idee zündet und die üppige Laufzeit hätte hier und da ein wenig Straffung vertragen, aber allein Neo und Trinity wieder gemeinsam zu erleben, macht vieles wett. Doch auch kreative Ideen und Nostalgie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Matrix Resurrections im Kern nur ein vierter Teil einer inzwischen lange zurückliegenden Filmreihe ist und die gesellschaftliche und popkulturelle Wucht somit fehlt, die das Original zu seinem Höhenflug beförderte. Akzeptiert man dies, darf man sich über einen sehr guten Action- und Sci-Fi-Film freuen, der an so manchen Stellen auch die grauen Zellen befeuert.
Matrix Resurrections Kritik
Kann dies die Realität sein? Neo (Keanu Reeves) arbeitet wieder als Programmierer, so wie früher, nur mitten in einer Midlife-Crisis, ausgebrannt, trotz einiger Auszeichnungen. Die besten Tage scheinen hinter ihm zu liegen und sein Leben fühlt sich falsch an. Erinnerungen tauchen auf, seltsame Personen in seinem Umfeld, überall, die erstaunliche charakterliche Ähnlichkeiten mit früheren Gestalten aufweisen ... und da ist Trinity (Carrie-Anne Moss), die Thomas jeden Tag im örtlichen Café sieht. Ist das alles, was das Leben zu bieten hat oder gibt es da noch mehr - ist die Matrix Wirklichkeit und wenn ja, wie findet man aus ihr hinaus?
Trailer zu Matrix Resurrections
Ihr seht schon, wir werden mitten reingeworfen in einen Film, der frappierend an den Anfang von 1999 erinnert und uns erst glauben lassen will, vorher sei gar nichts passiert, würde sich das alles nicht so seltsam anfühlen. Tote Figuren sind wieder da, Flashbacks und seltsame Visionen. Übergriffe aus der Matrix und der Zuschauer ist zu Beginn genauso ratlos wie die Protagonisten. Der perfekte Ausgangspunkt für einen launigen Kinoabend also.
Entsprechend liest man in einigen Kritiken, dass der Film besser sei als die letzten zwei Teile, eine Aussage, die wir so nicht unterstreichen können. Matrix Resurrections ist anders, als die vorherigen Filme und wenn, am ehesten mit dem ersten Teil von 1999 zu vergleichen. Dies macht ihn aber nicht zwingend besser, denn sowohl Matrix Reloaded als auch Matrix Revolutions, ihrer teils verrückten Handlung zum Trotz, sind nüchtern betrachtet erstklassige Actionfilme, die mit nahezu allem, was im modernen Actionkino läuft, locker den Boden wischen.
Viel hat sich getan in 18 Jahren, seit der letzte Teil der Matrix-Reihe in den Kinos kam. Nicht nur die Matrix selbst, auch unsere reale Welt ist kaum mehr mit der vom letzten Teil zu vergleichen. Die popkulturelle Wucht, die 1999 zufällig ausgelöst wurde von den einst Wachowski-Brüdern ist aber geblieben. Nun steht mit Lana Wachowski nur noch ein Teil hinter der Kamera, doch davor bleibt vieles gleich. Keanu Reeves ist auch weiterhin die perfekte Besetzung für Neo und hat in den Jahren dazwischen mit John Wick ein zweites passendes Alter Ego geschaffen, welches ohne Probleme Neos Bruder sein könnte. Auch sonst setzt Lana auf viele bekannte Gesichter, darunter natürlich Carrie-Anne Moss, aber auch Jada Pinkett Smith. Wie vieles davon möglich ist, hat so manche Figur doch in den Originalfilmen das Zeitliche gesegnet, sei hier aber nicht verraten. Nur so viel, die Chemie zwischen Neo und Trinity ist weiterhin das Highlight.
Ohne Frage hätte es noch mehr Rückkehrer gegeben, wenn es die Terminpläne zugelassen hätten, und dem Nostalgiefaktor hätte dies zusätzlich gutgetan, ist Nostalgie doch ein Garant für volle Kinos und ein gutes Gefühl, etwas, was auch bei Matrix Resurrections gewinnbringend mit einkalkuliert wurde. Dennoch versucht Lana Wachowski den Film nicht nur über die Nostalgie zu stabilisieren, sondern geht durchaus ambitioniert bei der Story ans Werk. Der Anspruch, den Zuschauer eben nicht mit einer reinen Wiederholung langweilen oder alles nur in einer weiteren Iteration aufzuwärmen, ist zu spüren. Jeden Zuschauer wird man bei dem Versuch aber nicht mitnehmen, denn auch dies ist ein Teil der Wahrheit, der Stil der Wachowskis war schon immer ein wenig eigen, was in späteren Werken sehr deutlich zum Tragen kam und auch in Matrix Resurrections viel stärker durchschimmert als es bei den bisherigen Matrix-Filmen der Fall war.
Wer aber Gefallen an diesem Stil gefunden hat, gern auch mal ausbricht aus festgefahrenen Mustern, der wird auch mit Matrix Resurrections viel Freude haben können. Auch wenn die Kreativität zwangsläufig durch das bekannte Setting nicht Dimensionen erreichen kann, wie es 1999 der Fall war, so steckt noch genug Ambition in diesem Film, um im Erfolgsfall den Start einer neuen Saga zu befeuern. Ob dies nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt, wir hätten in Zukunft aber gern noch ein oder zweimal die Wahl zwischen rot oder blau.