Bewertung: 3 / 5
Nach den beiden Iron Man-Filmen bleibt John Favreau auch mit seinem neuen Werk den Comicverfilmungen treu und so widmete er sich einem lange in Hollywood zirkulierenden Filmprojekt namens Cowboys und Aliens. Der Titel deutet bereits eine der schrägsten Genremischungen der letzten Jahre an und doch ist er so passend, wie es Filmtitel lange nicht waren. Wir haben Cowboys, wir haben Aliens. Lasst die Kämpfe beginnen.
Wir schreiben das Jahr 1873, der nordamerikanische Westen erlebt seine wilde Glanzzeit. Hauptdarsteller Daniel Craig ist in Cowboys und Aliens einmal nicht im Geheimdienst seiner Majestät unterwegs, sondern als Cowboy, und hat zu Beginn des Films keine Ahnung, wer er ist und schon gar nicht, was ihn in diese missliche Lage brachte. Das einzig Sonderbare ist eine futuristische Apparatur an seinem Handgelenk. So wandert er etwas ziellos umher, prügelt sich mit einigen fiesen Typen, bis er in das Wüstenstädtchen Silver City kommt. Dort macht er nicht nur Bekanntschaft mit Percy Dolarhyde (Paul Dano) sondern auch mit dessen Vater Woodrow (Harrison Ford), einem knallharten Ex-Bürgerkriegsveteranen, sowie der hübschen Ella Swenson (Olivia Wilde). Vor Ort erfährt dann unser namenloser Cowboy nicht nur, dass er in Wirklichkeit Jake Lonergan heißt, sondern dass er auch per Kopfgeld gesucht wird. Doch bevor er dem Gesetz direkt überantwortet werden kann, kommt auch schon die Komponente des Films zum Tragen, weswegen man eigentlich ins Kino rennt: Unbekannte Flugobjekte greifen mit ihrer explosiven Fracht an und nehmen einen Großteil der Bewohner als Gefangene. Nun wird ein Rettungstrupp, angeführt von Jake Lonergan und Woodrow Dolarhyde gebildet, um die Einwohner vor den unheimlichen Angreifern zu befreien...
Trailer zu Cowboys und Aliens
Die Story ist, dass muss man sagen etwas dünn, aber auch nicht dünner als bei vielen anderen Blockbustern, die uns diese Saison oder die Jahre zuvor erwarte(te)n. Das ist jetzt zwar kein wirkliches Lob für Cowboys und Aliens, aber wer hier mehr erwartet als die Trailer versprachen, sitzt im falschen Kino. Jon Favreau versucht die Story damit aufzulockern, indem er einige Wendungen in die Handlung einbaut. Manchmal gelingt ihm das, an anderen Stellen wirkt es jedoch extrem aufgesetzt und man fragt sich als Zuschauer schon, ob Favreau wirklich glaubt, dass man ihm jede Logiklücke einfach so abkauft. Zwar ist die Story, in der Aliens Jagd auf Cowboys machen, nicht wirklich realistisch, ein Freifahrtsschein für jede noch so seltsame Idee ist dies aber nicht. Gleichwohl muss Favreau aber zugestanden werden, so schräg die Story auf dem Papier auch klingt, es wird nie versucht, diese im Film ins Lächerliche zu ziehen. Einigen könnte diese ernsthaftere Herangehensweise aber missfallen, obwohl es auch Witze in dem Film gibt. Wir empfinden es so, Cowboys und Aliens ist in der Wahrnehmung von der Grundidee eher ein B-Movie - doch wieso eigentlich? Müssen Aliens immer in der Gegenwart auftauchen und uns überfallen? Was, wenn so eine Attacke schon früher passiert wäre? Dieser Thematik nimmt sich Favreau geschickt an und verknüpft Western und Science-Fiction-Komponenten gar nicht so schlecht.
Fast hätten wir die Schauspieler vergessen, die sind natürlich auch präsent. Doch ein Grund für Lobeshymnen gibt es hier nicht. Solide Arbeit, sowohl von den Hauptdarstellern als auch den vielen Nebendarstellern, deren Figuren oft Lückenfüller sind. Wirklich herausstechen tut aber keiner, nicht einmal Harrison Ford. Wäre Cowboys und Aliens ein anderer Film geworden, wenn Robert Downey Jr. anstelle von Daniel Craig den einsamen Jake Lonergan gespielt hätte? Die Atmosphäre wäre sicher eine gänzlich andere, doch wir sind mit Craigs Wahl nicht unzufrieden und so recht können wir uns Downey Jr. im Film auch nicht vorstellen. Ein Tony Stark auf Alienjagd hätte dem Film womöglich sogar geschadet, andererseits wäre es wünschenswert gewesen, dass Jon Favreau etwas mehr Wandlung von Daniel Craig verlangt; so wie der sich gibt, wirkt er zu sehr wie James Bond im Wilden Westen. Die Chemie zwischen Harrison Ford und Daniel Craig funktioniert aber ohne Weiteres.
Getragen wird der Film aber über große Teile sowieso durch die Actionsequenzen. Die Tricks sind gut bis sehr gut und auch das Alien-Design weiß zu gefallen, auch wenn manche Ideen hier schon absonderlich anmuten. Wir wünschen uns aber einmal mehr, dass der exzessive CGI-Einsatz endlich zurückgefahren wird und wieder mehr handwerkliche Tricks Verwendung finden. Es täte nicht nur Cowboys und Aliens, sondern vielen anderen Filmen sehr gut. Heutzutage fast schon eine Seltenheit und daher eine Erwähnung wert ist, dass auf den einnahmefördernden 3D-Effekt verzichtet wurde. Wie bei X-Men - Erste Entscheidung darf sich der Zuschauer hier noch mit klassischer 2D-Technik erfreuen und Regisseur Favreau war somit nicht angehalten, Szenen nur des 3D-Effekts wegen zu drehen. Dieser Umstand ist leider auch fast zwei Jahre nach Avatar noch immer gängiges Gebaren in Hollywood.
Über einzelne Strecken weiß Cowboys und Aliens gut zu unterhalten, für die gesamte Laufzeit reicht es aber nicht. Dafür ist der Genre-Mix an vielen Stellen zu unausgegoren und wie die Trailer bereits andeuteten, fehlt an vielen Stellen einfach der nötige Pepp. So bleibt ein Film, der eher Comic- und Science Fiction-, als Western-Fans ansprechen dürfte. Cowboys und Aliens ist nicht so schlecht wie vielerorts gesagt, aber auch nicht so gut wie von vielen erhofft. Verglichen mit anderen Alieninvasionsfilmen in den letzten Monaten sticht Cowboys und Aliens dennoch hervor, das gibt passable 3 von 5 Hüten von unserer Seite aus.
(Kinogänger: Alexander S.)