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Barbie

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Barbie Kritik

Barbie Kritik

Barbie Kritik
0 Kommentare - 26.07.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Barbie" ist.
Barbie

Bewertung: 3 / 5

In Barbieland läuft jeder Tag gleich ab. Gleiche Frisur, gleicher Typ, gleie Situationen. Die stereotype Barbie (Margot Robbie) gehört zu den einflussreichsten im gesamten Land und wird immer wieder vom platinblonden Ken (Ryan Gosling) umworben. Doch irgendwas stimmt nicht und so kommen Barbie immer wieder Gedanken an den Tod hoch, was ein absoluter Tabubruch in Barbieland ist. Nun begibt sie sich zur seltsamen Barbie (Kate McKinnon), die abgeschieden von Barbieland lebt und findet heraus, dass der Ursprung ihres Problems in der realen Welt liegt. Also beginnt für Barbie und Ken eine Reise.

Eigentlich gibt es Werke, bei denen man schon im Vorhinein sagen kann, worauf das hinauslaufen wird. Sowohl filmisch als auch übergeordnet ideologisch. Diese Form von Kunst muss dann aber gleichsam weder gut noch schlecht sein. Manchmal ist es wohl fast besser, wenn man gar keine Meinung dazu hat und Stillschweigen bewahrt. Damit macht man es sich zumindest in Diskursen sehr einfach. Und dennoch gibt es wohl Ideen in fast jedem Werk, über die es sich zu reden lohnt, weil der Gedanke dahinter so spannend oder auch wichtig ist. Und ohne jeden Zweifel kann man sagen, daß Barbie sowohl stilistisch als auch inhaltlich ein solch spannendes Werk ist. Nicht gleich auch das Beste, aber sehr wohl eines, über das man sprechen sollte. Nicht alle Gedanken sind ob der fehlenden Meisterleistung dementsprechend auch meisterhaft und so fällt vor allem auf, daß die Kernidee einer sexualisierten Puppe dem neoliberalen Zeitgeist folgend, in eine gewisse, von Konservativen gerngesehene A-Sexualität münden muss. Kriegt sie ihn? Kriegt er sie? Völlig egal, denn die Lösung kann nur lauten, daß alles andere wichtiger ist als Sex.

Trailer zu Barbie

Was im Verlauf des Films immer deutlicher wird, ist, daß es sich im Falle von Barbie um den wohl bis dato schlechtesten Film von Greta Gerwig handelt. Eine Regisseurin, die mit Lady Bird (2017) und Little Women (2019) zu phantastische Filme schuf. Das Problem, daß dieser Film hier an den Tag legt, ist, daß er viel zu unentschlossen agiert und eben einfach mal irgendwelche modernen Kampfbegriffe aus Vulgärdiskursen in den Raum wirft. Gefundenes Fressen, für all diejenigen, die das klischierte Bild einer zweifelnden Frau verbreiten möchten. Bin ich genug? Sehe ich gut aus? Ich bin stark? Ich bin es doch nicht! etc.. Barbie hat tatsächlich dieses Problem, weil er sagt, ja, irgendwie werden Frauen patriarchal und systemisch unterdrückt. Dann wiederum sind die Männer die Bösen, weil die Kens sich danach sehnen, mal endlich ihre Männlichkeit auszuleben. Sicherlich, Gerwig macht das clever, indem sie eben nicht alle Männer und alle Frauen gegeneinander antreten lässt und damit auch einzelne schwarze Schafe zeichnet. Aber die Lösung, zu der der Film dann kommt, ist, daß alles seine Ordnung hat. Es ist interessant, daß Barbie jetzt vor allem in neoliberalen Kreisen abgefeiert wird, während der ähnlich konzipierte und deutlich bessere Don’t Worry Darling (2022) für einen ähnlichen Inhalt, aber eine deutlich radikalere Aussage letztes Jahr abgestraft wurde.

Nun liefert Barbie aber nicht gänzlich nur einen Blick auf das Thema Mann und Frau. Und so gibt es ja Frauen, die sehr gerne, um das mal platt zu formulieren, von ihren Männern dominiert werden. Damit muss nicht mal sexuelle Dominanz gemeint sein, sondern einfach eine gesellschaftliche. Nun muss ich vielleicht an der Stelle erklären, daß ich kein Wissenschaftler bin und es sicherlich auch nicht alle Frauen und Männer gleichermaßen widerspiegelt. Ich gehe mal davon aus, daß diejenigen, die das hier lesen, aber durchaus auch intelligent genug sind, um filtern zu können. Und ich sage es an der Stelle mal so, patriarchale Strukturen halten sich ja nicht nur deshalb, weil alle Männer Sexisten und alle Frauen Feministen wären, das ist schon etwas komplexer. Aber genau das ist das Problem an Barbie, er banalisiert auf einfachste Weise ganz komplexe Themen, wirft hier und da und dort noch weitere Dinge in den Raum, die dann wiederum aber einfach so stehenbleiben. So etwa auch die Nice-Guy-Attitüde und all das immer Blickwinkel von Privilegierten. Nun muss man sagen, dass sich die Zeit schnell dreht und vieles, was heute noch galt, morgen schon nicht mehr relevant ist. Aber es gibt ja auch Gründe, warum Werke wie Fifty Shades of Grey (2015) vor nicht allzu langer Zeit so erfolgreich waren und ich möchte an der Stelle mal einfach frech behaupten, daß diese Pseudo-SM-Werke vornehmlich von Frauen konsumiert wurde. Ich drifte gerade in einen billigen Geschlechterkampf ab, ja. Aber ich muss dazu sagen, daß Barbie diesen ja immer wieder aufgreift und dabei erschreckend banal bleibt. Das kann man so unterhaltsam finden, dann disqualifiziert man sich aber zu höheren Diskursen. Da wird dann das Erklären vom Lieblingsfilm mit Mansplaning gleichgesetzt, wie absurd. Ps. Ich habe keine Ahnung von Sport.

Dennoch lässt Gerwig aber auch einen Einblick in gesellschaftliche Strukturen und damit auch dem Kapitalismus. Ausgedrückt wird dieser hier durch Mattel und deren Vorstand. Dort werden natürlich Rollenbilder reproduziert, die das Produkt Barbie erst berühmt gemacht haben. Und insofern verwundert es schon, daß sie so in diesem Film Platz finden. Auch hier wäre natürlich ein Klassenkonflikt möglich gewesen, findet aber eben im Neoliberalismus keinen Platz. Überdies ist die Blink-Blink-Welt von Barbie und Ken natürlich schon sehr überdreht und dem folgend ironisch aufgeladen. Robbie und Gosling spielen dabei sehr affektiert, was natürlich zum Konzept passt und dann in infantilen Konflikten zwischen den Geschlechtern mündet. Gänzlichen Stammtisch-Intellektualismus und Perspektiven des Umdrehens von Klischees nimmt der Film dabei fast nie ein. Wenngleich er da auch Gefahr läuft, ziemliche Vulgäransichten zu vertreten und verbreiten.

Toxische Maskulinität ist ja auch so ein Schlagwort der Liberalen, die dann eben den Geschlechterdiskurs und damit den Kampf anführen. Nun, auch das ist nicht so unwahr, wenn man sich die Andrew Tates dieser Welt ansieht. Insofern mag Barbie sich trotz seiner privilegierten, als auch einfachen Sicht auf diese Themen, wie ein wichtiger Film anfühlen. Unterdessen will er zum Ende dann auf folgendes hinaus. Nämlich, dass es auch nicht antifeministisch wäre, sich zu wünschen, „einfach nur Mutter“ zu sein. Stimmt, kann man so unterstreichen, wenngleich das auch wieder zeigt, wie viel dieser Film versucht unter einen Hut zu bringen und damit bekommt man mitunter auch den Eindruck, als wolle er irgendwie auf ein paradoxes Problem hinaus. Irgendwie ist alles cool, aber, aber es gibt irgendwie auch Probleme. Ja, wassn nun? Unterdessen lässt der Film sich nicht lumpen, auch Referenzen an das Kino zu streuen. Anspielungen auf 2001: Odyssee im Weltraum (1968) und Der Pate (1972) finden sich da, was natürlich sehr charmant ist.

Barbie ist vermutlich eines der interessantesten Werke des Kinojahrs geworden. Es hat viele, wichtige und richtige Aspekte angesprochen, scheitert aber an einer systemischen Analyse, weil er zu banal ist, während er dutzende Themen anspricht. Unterdessen ist das natürlich schauspielerisch ganz nett, aber die eingenommenen Perspektiven zu privilegiert und dem neoliberalen Zeitgeist entsprechend und insofern schuf Gerwig hier ihren bis dato mit weitem Abstand schlechtesten Film.

Barbie Bewertung
Bewertung des Films
610

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