
Bewertung: 1.5 / 5
Nachdem die Frau von Victor Fielding (Leslie Odom Jr.) vor Jahren verstarb, muss er dessen gemeinsame Tochter Angela (Lidya Jewett) alleine großziehen. Eines Tages jedoch verschwindet diese mit ihrer Freundin Katherine (Olivia Marcum) im Wald und taucht drei Tage später wieder auf. Wo sie gewesen sind, daran können sie sich nicht erinnern. Doch bald ist klar, daß die Mädchen von irgendeiner Macht besessen werden, die die Menschheit bedroht.
Vor einigen Tagen erreichte ein Zitat vom leider verstorbenen Regisseur William Friedkin die Medien. In diesem äußerte er sich über die neu angekündigte Der Exorzist-Trilogie und das wenig schmeichelhaft. Seinem Wunsch folgend, seltsam ironisch und zynisch, starb Friedkin leider schon vor der Veröffentlichung von Der Exorzist – Bekenntnis. Und je nachdem, wie man das Leben, aber auch den Kommentar von Friedkin deutet, kann man sagen, er hat wohl Glück gehabt. Denn tatsächlich hat sich die Flachzange David Gordon Green nach seinem grauenhaften Halloween Kills (2021) und seiner Komödie Halloween Ends (2022) nochmals unterboten, indem er einen wenig zeitgemäßen Stoff in die Gegenwart holt und ihn für ein neues Publikum verblödet. Doch zunächst leidet der neue Film, bekannt unter dem generischen Titel Der Exorzist – Bekenntnis vor allem daran, völlig langweilige Grütze auf die Leinwand zu zaubern. Der gesamte Beginn etabliert ein tragisches Ableben und ein Trauma, das im späteren Verlauf nie ganz zur Geltung kommt. Klar ist, daß folgend wieder die Kleinstadtromantik im Vordergrund steht und die Familie wirklich alles ist, was zählt. Ja, auch vermeintlich harte Horrorfilme können sich vor dem Fluch, den zuletzt Fast & Furious 10 (2023) weiter in die Welt trug, nicht retten. Und so verbringt man zunächst Zeit damit, irgendeinen langweiligen Müll über Familien zu sehen, der mit einem Klassizismus und anderen Kleinigkeiten aufbereitet wird.
Trailer zu Der Exorzist: Bekenntnis
Und es sind Kleinigkeiten, die der Film danach und nach einstreut. Da wird dann mal ein Kommentar abgesondert und plötzlich handelt es sich um Kunst. Ferner stellt Green abermals, wie schon im unsäglichen Halloween Kills, das vermeintlich einfache Volk in den Mittelpunkt. Die Polizei, aber auch Ärzte sind ratlos, als die verschwundenen Mädchen dann doch irgendwie noch gefunden werden. Sie benehmen sich komisch, aber eben auch nicht so komisch, daß man etwa wie in Halloween Ends darüber lachen könnte. Die Pseudo-Dramatik, die Green in seinen Film einfließen lässt, der im Übrigen darüber hinaus auch keine intelligente Frage oder Antwort liefert, geht nur über das einfache Gefühl der Familie und der Hoffnung, daß alles endlich wieder gut wird. Ja, es wäre natürlich sicherlich irgendwo angebracht, sich auch tiefergehend mit Der Exorzist – Bekenntnis zu befassen. Doch das grundlegende Problem ist, daß er thematisch kaum in die unsere Zeit passt. Denn eine Erklärung für ein Aufleben dieses Franchises bleibt Green hier komplett schuldig. Dabei ist es so wichtig, daß zu erklären, weil es eben auch nachweislich eine Abkehr vom klassischen Glauben in Europa gibt. Und der ist im Vergleich zu diesen evangelikalen Sekten in den Staaten fast schon harmlos. Klar, die Kirche als Institution ist nicht wandelbar, so scheint es zumindest nach wie vor. Insofern ist das Wiederholen von Themen, die man schon kannte, nichts Besonderes.
In diesem Film jedoch wird sich selbst der hartgesottene Fan fragen müssen, ob er nicht in einer Art Déjà-vu gefangen ist, nach welchem schon wieder irgendein wütender Mob Jagd auf das Böse macht. Es ist so, als würde man Meerjungfraumann im Altenheim besuchen, doch bloß eben ohne den Spaß. Und so findet sich auch so gut wie nichts Künstlerisches in diesem proligen Werk, daß von einem Stümper inszeniert wurde, der gar nicht merkte, daß er die letzten Jahre Komödien inszenierte. Die Figurenkonstellation, die Abkehr von herkömmlicher Medizin, aber auch vom Staat, hin zu irgendwelchen Gruppierungen, daß ist ja genau das, was man in den USA schon länger beobachtet. Und natürlich ist es schwer zu sehen, ob Green tatsächlich ein Ultrarechter ist, aber er bedient genau diese Ideologie und was eben in der Halloween-Trilogie noch unfreiwillig komisch war und auch nicht wirklich störte, weil Halloween – Die Nacht des Grauens (1978) eben nicht auf einem Level mit Der Exorzist (1973) spielt, ist hier einfach nur entnervend. Sicherlich geben alle Beteiligten ihr Bestes. Und besonders Hauptdarsteller Leslie Odom Jr. kann sich hier in die Herzen der Zuschauer spielen. Denn er hat eine Präsenz und Glaubwürdigkeit, die man bei vielen Schauspielern schmerzlich vermisst. Doch darüber hinaus enttäuscht das Werk. Wobei Enttäuschung das falsche Wort ist, das wäre ja an Erwartungen geknüpft. Viel eher bekommt man genau das, was man erwartet.
Natürlich kann der Film trotz dessen einige gute Bilder produzieren und es ist eben auch nicht gänzlich seine Schuld, daß das alles nicht mehr zeitgemäß ist. Doch wer eben ein wenig Aufklärung in seinem Leben erfahren hat und auch schon den ein oder anderen Horrorfilm gesehen hat, der wird hier nicht mal ein leichtes Zucken verspüren, oder eine Miene verziehen. Ich denke, das Hauptproblem ist hier, daß der Film vor allem in seinem Kernelement als übernatürlicher Horrorfilm komplett versagt. Und das ist eben nicht gänzlich seine Schuld, doch die billigen Jump Scares und Spiele mit Lichtern und vermeintliche rhetorische Entgleisungen. Nun sagen wir es so, daß ist Kindergarten-Horror. Und das Ganze wird dann noch serviert durch eine Frau, die irgendeinen esoterischen Hokuspokus im Wohnhaus veranstaltet.
Ein nicht zeitgemäße Geschichte, prollige Selbstjustiz, irgendeine Verbindung zum esoterischen und eine Retraumatisierung aller Halloween-Fans. Nein, Der Exorzist – Bekenntnis ist in manchen Momenten unfreiwillig komisch, zu keinem Moment gruselig und eine absolute Frechheit, die man länger nicht mehr gesehen hat und die man nie wieder ansehen muss. Danke für nichts.
