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Die Geister, die ich rief

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Die Geister, die ich rief... Kritik

Die Geister, die ich rief Kritik

Die Geister, die ich rief Kritik
0 Kommentare - 11.12.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Die Geister, die ich rief" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der Chef des Fernsenders IBC Francis Xavier Cross (Bill Murray) hat im Leben alles erreicht, von dem man nur träumen kann: Er ist reich, erfolgreich und besitzt große Macht. Diese hat er nicht zuletzt auch deswegen, weil keine Grenzen setzt und dem Zuschauer immer mehr und mehr bieten will. Und gerade weil Francis so unersättlich egoman ist, ist auch die Beziehung zus einer Freundin Claire Phillips (Karen Allen) in die Brüche gegangen. Als eines Abends sein verstorbener Boss Lee Hayward (John Forsythe) erscheint und ihm berichtet, daß ihn von nun an drei Geister heimsuchen werden, ändert sich Cross’s Leben schlagartig.

Daß der 1843 veröffentlichte Roman Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens zu den am meisten reproduzierten Filmstoffen der Geschichte gehört, ist sicherlich keine gewagte These. So wurde das Werk über die Jahre hinweg schon mehrmals in mehreren Inkarnationen oder Abwandlungen so oder so ähnlich auf die Leinwand gebracht. Nun vereint der Roman von Charles Dickens zwei Kernelemente, die sich nach heutigen Maßstäben recht paradox miteinander fügen. Zum einen wäre da die antikapitalistische Grundhaltung. So ist die Figur von Ebeneezer Scrooge ein wohlhabender Mann, der sowohl fremde, aber auch ihm nahestehende Menschen aufgrund von finanzieller Überlegenheit und dem Nichtglauben abstößt. Die Krux der gesamten Figur ist, daß sie zum Glauben findet und dadurch den jahrelang angelegten Zynismus ablegt und somit zum Philanthrop aufsteigt. Im Zuge seiner Interpretation von dem Romanklassiker, verfrachtete Richard Donner die Geschehnisse in die späten 1980er Jahre und wählte mit Xavier Cross und den Figuren, um das Geschehen herum, zunächst neue Protagonisten, die seine Mediensatire Leben einhauchten.

Denn es ist kein Zufall, daß Francis Xavier Cross einen Fernsehsender leitet, der nicht darauf aus ist, große Kunst zu schaffen, sondern den Zuschauer an die Flimmerkiste zu binden, wie Cross so ähnlich im Film selbst bestätigt. Gerade aber diese Modernisierung der Geschichte zeigt zum einen deutlich, wie aktuell diese auch Jahre nach der Erstveröffentlichung ist. Dabei schafft sich der Film sogar eine weitere Meta-Ebene, indem er die Produktion eines TV-Specials um Eine Weihnachtsgeschichte, ab einem gewissen Zeitpunkt im Film hervornimmt. Hier ließe sich auch wunderbar eine Kritik, an der Kommerzialisierung der Kunst, am Beispiel von Eine Weihnachtsgeschichte lesen. Und leicht ironisch wirkt das zudem auch noch, weil die Figur von Francis Xavier Cross den Umstand dieser Tatsache gar nicht wahrzunehmen scheint. Indes wird die Figur von Bill Murray zu einer Art Karikatur eines Filmbösewichts, der so schlecht ist, daß es unheimlich unterhaltsam ist. So macht sich die Figur im Auftrag des Kapitals, beziehungsweise des eigenen Kapitals auf den Weg, Urlaube zu streichen, Mitarbeiter anzuschreien, dann außerhalb eines Kontextes weitere Setmitarbeiter anzuschreien und so weiter und so fort. „Hört mit dem verdammten Hämmern auf.", ruft die Figur an einer Stelle und offenbart das Over-Acting von Murray als unglaublich wirkungsvoll, weil der Film durch diese Art der Zurschaustellung von Gefühlen und Gefühlsausbrüchen lebt.

Etwas problematisch wird es dann, wenn der Plot sich so langsam entpuppt. So ist das Spiel vom Hauptdarsteller zu weiten Teilen überzeugend, gleichwohl bedient sich diese Adaption des Dickens Werks zahlreicher kreativer Freiheiten, die mal mehr mal weniger gut funktionieren. So ist der Umstand der reinen Mediensatire als Prämisse durchaus ein Konzept, welches sich mit der kapitalismuskritischen Grundhaltung des Buches verträgt. Gleichwohl sucht der Film Ebeneezer Scrooge, oder besser gesagt Francis Xavier Cross als einen Mann, der eben eigentlich alles hat, was im Leben einen wert hat, und doch ob seiner Grundhaltung lernen muss, ein besserer Mensch zu werden. Diese Art von Resozialisierungskonzept, schwächelt schon beim Original und kommt aber in diesem Falle auch viel zu abrupt. So spielt Murray in einem Moment noch den knallharten, zynischen Geschäftsmann, der fünf Minuten später geläutert ist. Vielleicht mag es dem Pacing geschuldet sein, dennoch überkommt Cross seine Läuterung ziemlich schnell, ohne große Hürden. Gleichsam ist auch die Miteinnahme einer Liebesgeschichte innerhalb des Films etwas, was es eigentlich nicht braucht. Denn während das Original in dem Verlust der Liebe sogar noch einen weiteren Schicksalsschlag als Begründung für den übergroßen Zynismus und der Zuwendung zum Kapital zeigt, gibt es in diesem Film keinen Verlust. Auch die Beziehung der Familie, aber auch das Sinnbild des leidenden Kindes im Original, finden in diesem Werk nur marginal Platz und nehmen dem Film somit viel von seiner Aussagekraft.

Unterdessen darf man Donner hier aber für den Einsatz von praktischen Effekten loben. So ist gerade der Beginn um Crosss ehemaligem Chef Lee Hayward von grotesk, gelungener Absurdität, die den Zuschauer sofort in die Welt des Films zieht und dabei tatsächlich relativ gut gealtert ist. Allgemein ist auch die Regie von Donner ziemlich auf den Punkt gebracht. So lässt er den Figuren genügend Raum zum Entfalten, kann aber auch durch das stellenweise Overacting der Akteure genügend lustige Momente herauskitzeln. Indes ist auch die Darstellung der drei Geister in diesem Falle nicht uninteressant. So repräsentieren die Geister im Roman die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, welche sie hier zwar auch repräsentieren, aber mit einem gewissen Kniff. So ist der Geist der vergangenen Weihnacht ein Taxifahrer und stellt somit die Arbeiterklasse in der Gesellschaft dar. Damit entsteht zunächst auch ein starker Kontrast, weil die Figur von Murray auch hier noch die stärksten Widerstände gegen die Rekapitulation seines Lebens aufweist, er gleichsam aber jemand ist, der das Patriarchat beziehungsweise das Kapital darstellen soll. Dann wiederum zeigt sich auch in der Rückblende um den kleinen Francis Cross, daß er jemand aus der sogenannten Unterschicht war, der arbeiten musste, um seine „Geschenke“ zu bekommen, gleichsam aber auch der Macht der Medien, also dem Fernseher verfällt und somit ein Leben im Rausch führt.

Dann wiederum wäre da der Geist, der gegenwärtigen Weihnacht. Besonders spannend ist er, weil er das Leben der Arbeiterklasse, aus einem anderen Blickwinkel darstellt. So greift der Film auch die immerwährende Rassismusdebatte auf, indem dem Charakter gezeigt wird, was im Leben derjenigen – besonders ausgedrückt durch den Charakter von Alfe Woodard – los ist, die für höhere Instanzen, also ihren Chef arbeiten. Dann wäre da noch der Geist der zukünftigen Weihnacht, der aufzeigt, wie sich das Leben entwickelt, wenn es keine Veränderung gibt. So verwandelt das Leben Claire Phillips in einer Zynikerin der Upperclass, die im Reichtum schwebt und von Menschen nichts mehr wissen will. Dann natürlich der Tod, der wie in jeder Adaption des Werkes durch den Tod des Hauptcharakters ausgedrückt wird und somit zeigt, wie unbedeutend materielle Hinterlassenschaften sind. So gesehen kann der folgende Geist, nie ohne den davor existieren, weil er etwas repräsentiert, was nur aufgrund der Umstände des anderen Geistes sein kann.

Nun nähert sich Die Geister, die ich rief... einer Weltvorstellung an, die ihresgleichen sucht. Das Werk wird durch die clevere Modernisierung und damit der Kritik an Medien zusätzlich noch etwas unterfüttert. Gleichwohl schafft es die Geschichte nicht sich richtig zu entfalten, was aber an der kreativen Neugründung der Idee liegt. Dennoch schaffen es Cast, Effekte und die metaphorische Bedeutung zu überzeugen und den Film somit von anderen Werken dieses Stoffes abzuheben.

Die Geister, die ich rief Bewertung
Bewertung des Films
710

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