Bewertung: 4 / 5
Sie sind elegant, haben Stil und sind unbestechlich. Sie setzen sich für Recht und Ordnung ein und versuchen, die Welt vorm Chaos zu retten: Die Kingsman. Eine geheime Organisation, die seit vielen Jahren aktiv ist. Doch auch Kingsman sind nicht unverwundbar und so hat ihre Zahl in den vergangenen Jahren spürbar abgenommen. Zeit für eine Verjüngungskur und Harry Hart (Colin Firth) - Codename Galahad - hat bereits einen aussichtsreichen Kandidaten im Auge, den jungen Draufgänger Gary "Eggsy" Unwin (Taron Egerton). Doch einen übereifrigen Jungspund zu einem echten aristokratischen Superspion zu machen, ist keine leichte Aufgabe. Vor allem da der Multimilliardär Valentine (Samuel L. Jackson) einen perfiden Plan ersonnen hat, die Überbevölkerung auf der Erde auf ganz unkonventionelle Weise zu lösen und die Zeit drängt...
Nachdem Matthew Vaughn 2011 mit X-Men - Erste Entscheidung einen der besten Teile der Reihe ablieferte, kam es völlig unerwartet, dass er die Regie für die Fortsetzung zugunsten von Kingsman - The Secret Service abgab. Jetzt wissen wir warum, denn die Geschichte über diese Superspione ist genau Vaughns Ding. Nahtlos fügt sich der Film in seine bisherige Filmographie ein, begonnen bei Der Sternwanderer über Kick-Ass und den X-Men hin zu diesem Werk. Stilistisch fallen dabei sofort Ähnlichkeiten auf, wobei der Streifen die logische Weiterentwicklung seiner früheren Werke ist, nur eben mit Agentenschauplatz. Dabei fällt vor allem auf, dass Vaughns Handwerkszeug mit jedem Film besser zu werden scheint. Egal ob Kameraarbeit oder Szenenkombination, dieser Regisseur versteht sein Handwerk und so ist das Ergebnis ein unglaublich runder und in sich stimmiger Film.
Trailer zu Kingsman - The Secret Service
Natürlich ist dies auch der Leistung der durchweg gelungenen Besetzung zu verdanken. Vaughn fährt auf, was die englische Aristokratie am besten verkörpert. Colin Firth, Michael Caine und Mark Strong geben sich die Klinke in die Hand, sie passen hier wie die Faust aufs Auge, und wer schon immer mal Firth dabei erleben wollte, wie er stilsicher austeilt, der darf sich Kingsman - The Secret Service auf keinen Fall entgehen lassen. Wie in einem guten Bond-Abenteuer kommt es aber auch auf die Gegenspieler an und hier setzt Vaughn auf die Kombination von Samuel L. Jackson und Sofia Boutella als wahrlich schnittige Gazelle. Über den komischen Dialekt von Jackson kann man natürlich geteilter Meinung sein, aber es passt wunderbar zum Film, der durchaus als Parodie auf James Bond gewertet werden kann.
Umstritten bleibt jedoch noch immer Vaughns visueller Stil, der sich seit seinen Anfängen durchzieht und auch hier zu finden ist. Gerade Szenen, in denen der Computer zu Hilfe genommen wird, wirken in fast allen Fällen zu künstlich, hinzu kommt die fehlende Schärfe. Ein Problem, welches so auch deutlich in X-Men - Erste Entscheidung auftrat. Natürlich passt dieser Stil zu Vaughn und macht seine Filme erkennbar, etwas mehr Feinschliff würde aber dennoch hervorragend passen, vor allem da er so viel Hingabe allen anderen Bereichen zuteilwerden lässt. Natürlich reißt auch die Story keine Beine aus und ist leider an vielen Stellen vorhersehbar, dennoch aber so charmant und witzig inszeniert, dass dies kaum negativ auffällt. Gerade die witzigen Sprüche lockern das ganze Geschehen ständig auf. Dabei schwankt der Film aber massiv in der Darstellung des Gewaltgrads. Kingsman - The Secret Service ist kein zweites Kick-Ass, dennoch sind viele Stellen überraschend explizit, andere wirken hingegen so, als wurde zugunsten einer niedrigen Freigabe geschnitten. Gerade im Anbetracht des Finales, wo eine Szene allein in den USA das R-Rating bedeuten müsste, erscheint diese Regieentscheidung mehr als kurios.
Kingsman - The Secret Service ist eine der dieser Überraschungen, die einfach nur Spaß machen. Tolle Besetzung, gut durchdachtes Drehbuch und einfach eine tolle Zeit. Hier und da gibt es kleine Ecken und Kanten, aber es ist der perfekte Agenten-Wohlfühlfilm. Wegen der beschriebenen Probleme können wir Kingsman - The Secret Service nur 4 von 5 Hüten geben, der Film hat aber eine unglaublich starke Tendenz zu 4,5 und kratzt regelrecht an der Schwelle. Klare Kinoempfehlung und wer den verpasst, ist selber schuld.