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Leid und Herrlichkeit

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Leid und Herrlichkeit Kritik

Leid und Herrlichkeit Kritik

Leid und Herrlichkeit Kritik
0 Kommentare - 07.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Leid und Herrlichkeit" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der junge Salvador Mallo (Asier Flores, später Antonio Banderas) wächst im Valencia der 1960er Jahre unter den wachsamen Augen seiner Mutter (Penélope Cruz) und seines Vaters (Raúl Arévalo) auf. Zwanzig Jahre später ist er ein junger Mann und lebt seine Begeisterung für das Medium Film. Schließlich zieht er nach Madrid, wo er Federico (Leonardo Sbaraglia) kennenlernt, was sein Leben völlig verändert. Viele Jahre später ist Mallo ein gefeierter Regisseur in Spanien und blickt auf ein Leben voller Rausch und Verlusten zurück.

Es ist ein persönliches Werk. Es ist ehrlich. Es ist wahr. Es ist so passiert. All das sind Phrasen, die sich der Film immer wieder dann zu eigen macht, wenn es darum gehen soll Grenzen zu übertreten. Die Wahrheit im Einklang mit der Fiktion und die Hoffnung darauf, von geliebten Künstlern mehr zu erfahren. Man soll wissen, wer sie sind. Ein Leben beschreibt sich nicht gut in einem Film und so sind es eben einzelne Momente, Kernmomente, die die eigene Geschichte umhertreiben soll, beziehungsweise die Geschichte der eigenen Figuren. In Leid und Herrlichkeit gibt es solche Momente. Es gibt sie, weil sie wichtig sind das Innenleben der Figuren, beziehungsweise der Hauptfigur nachzuvollziehen. Doch da tun sich große Probleme in diesem Werk auf, daß so versucht ein großes Ganzes zu erschaffen. Und so muss man sich auch nach Ersichtung des Films fragen, warum einzelne Handlungsabschnitte denn so relevant oder gar interessant sein sollten. Eine starke Bindung zur Mutter, zu Frauen im Allgemeinen, eine Kindheit in Armut, die an Verhältnisse erinnert, die man sich sicherlich nicht herbeisehnt. Die sexuelle Entdeckung, eine Erfahrung mit einem älteren Jungen sind die Themen, die dieses Werk antreiben, die pathologisieren sollen und erklären, warum dieser Filmemacher Salvador Mallo so ist, wie er eben ist. Ein Enfant Terrible, dessen Existenz zur Qual wird und darunter leidet zu sein. Völlige Lethargie ereilt ihn, während er gleichzeitig immer wieder versucht das zu tun, was man von ihm erwartet.

Trailer zu Leid und Herrlichkeit

In diesen Momenten ist Leid und Herrlichkeit eine Erkenntnis, die keinerlei Erkenntnis bietet. Denn während dieses persönliche Werk von Pedro Almodóvar vielleicht so ein wenig aus dem Nähkästchen des Künstlers plaudert, ist dessen bewegtes Leben eigentlich nicht sonderlich interessant. Sicherlich gab es da Höhen und sicherlich auch viele Tiefen, doch die letztliche Erkenntnis wirkt hier eher wie eine weitere Legitimierung des amerikanischen Traums inmitten von Europa. Irgendwie findet man schon einen Weg und hat dann letztlich mit seinen Möglichkeiten nichts Besseres zu tun, als eine weitere unerträgliche Persönlichkeit zu sein. Alles für die Kunst. Ein Grund, warum man das aber leicht verschmerzen kann, ist die Tatsache, daß Antionio Banderas hier so spielt, wie man ihn vielleicht davor und danach nie gesehen hat und nie wieder sehen wird. Das gesamte Werk ist darauf ausgelegt zu verstehen, was in dieser Figur vor sich geht. Und während Banderas dafür bekannt ist, komödiantische Figuren, Sarkasmus und flotte Sprüche sehr leicht über die Lippen zu bringen, transportiert er hier eine großartige Hülle. Salvador ist ein Mensch, der begreiflich macht, warum es vielen Künstlern so wichtig ist, eine gewisse Fassade nach außen zu wahren. Ein Ruf ist es, der sie antreibt, die Sehnsucht gemocht zu werden und in all dem treibt irgendwo ein Antonio Banderas, der von einer eigenartigen, aber völlig klaren Lethargie getragen wird. Was er tut, ist eben, was er tut. Da gibt es Gründe für, doch diese erklären nicht immer alles. Zufällige Begegnungen bleiben im hier im Film eben auch nur zufällige Begegnungen, doch wenn der Künstler zu spielen beginnt, klebt man an seinen Lippen.

Die Aufarbeitung der Vergangenheit und im Besonderen mit der spanischen Geschichte ist etwas, an dem sich Almodóvar öfter bedient. Auch in diesem Fall. Hier sind es vor allem christliche Werte, die dafür sorgen sollen, daß man versteht, warum sich dieser Junge so entwickelt. Gesegnet mit den besten und naivsten Absichten jener Erzeuger, wird er hier auf die Welt losgelassen und hat scheinbar so viel mehr zu erzählen als das. Wie auch spätere Jahre beweisen sollen. Doch wann immer man nach dieser Figur sucht, findet man eigentlich keinen richtigen Menschen. Ironisch, so bringt der Film doch mit all diesen Fixpunkten einen Großteil der Geschichte damit zu, zu erklären, wer er ist, ohne zu erklären, wer er ist. Vergangenheit und Zukunft, all das Vergängliche, der Weg, der gegangen wurde, um Großes zu erreichen, daß findet keine Auflösung. Muss es aber auch nicht, weil die Figuren und die Menschheit das nicht braucht und nicht haben kann. Und der innere Wandel, der Stress mit der eigenen Existenz und vor allem der Sterblichkeit, all das vermenschlicht, macht aber nicht besonders. Zumindest kann man das annehmen. Wie unsicher man auch noch nach all den Jahren in manchen Momenten sein kann, vermenschlicht ebenso.

Denn schließlich ist diese Figur, sobald sie auf eine verflossene Liebe trifft, fast schon wieder in einer Art pubertärer Unsicherheit gefangen. Da gibt es so viele Geschichten und Fragen, die man sich stellen könnte. Und während all dieser Zärtlichkeiten, ist es dann vor allem wieder Banderas, der dafür sorgt, daß die geschriebenen Dialoge, wirklich zu einer Art Gespräch werden. Man kann hier das unerwartete erwarten, weil es ganz sicher ist, was als Nächstes passieren wird. Das spannende hierbei ist vor allem, daß diese Figuren, zumindest wenn man schon eine große Psychologisierung vornimmt, zumindest nicht rein gut sind. Es sind keine guten oder netten Menschen, die man hier zu Gesicht bekommt. Manchmal fragt man sich sowieso, ob sie in ihrem Schaffen und den Sphären, in denen sie sich bewegen, nicht komplett die Realität verloren haben. Die Erinnerung an alte Freunde ist dann weniger wichtig, als die Erinnerung an alte Erfolge, wenn es darum geht eine glühende Partnerschaft wieder auferstehen zu lassen.

So intim der Einblick in das Leben der Hauptfigur von Leid und Herrlichkeit auch anmuten mag, umso weniger hat das letztlich mit einem eigentlichen Film zu tun. Psychologisierung und Film gehen weit auseinander, während es vor allem der Hauptdarsteller ist, der das Werk von allem abhebt. Man kann hier wirklich gespannt sein, weil man in seinen Erwartungen immer wieder überworfen wird. Das macht Spaß und kann ganz gut unterhalten.

Leid und Herrlichkeit Bewertung
Bewertung des Films
710

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