Bewertung: 4.5 / 5
Dies ist auch den Schauspielern geschuldet, die den Film tragen. An vorderster Stelle James Franco, der den ambitionierten Wissenschaftler versiert spielt. Anfangs noch recht unterkühlt, wird sich jener nach und nach seiner moralischen Verpflichtung bewusst. An seiner Seite die wunderhübsche Freida Pinto, die demnächst als Phaedra in Krieg der Götter zu sehen ist, deren Rolle aber überschaubar bleibt. Ein großer Name, der nicht vergessen werden darf, ist John Lithgow. Der passionierte Theaterschauspieler machte sich in Filmen aller Couleur einen Namen (darunter Garp und wie er die Welt sah, Zeit der Zärtlichkeit, Kinsey - Die Wahrheit über Sex) und verleiht seiner Rolle in Planet der Affen - Prevolution die nötige Ruhe und Zerrissenheit. Charles weiß, dass er unheilbar krank ist, mehr und mehr vergisst, doch lichte Momente wechseln sich mit kindlichen, aggressiven und depressiven ab. Lithgow schafft es auf kleinem Raum Mitgefühl zu wecken, man freut sich über Fortschritte und leidet mit, wenn Hoffnung schwindet. Daneben gibt es die üblichen Unsympathen im Film, wie Nachbar Hunsiker (David Hewlett, Splice - Das Genexperiment), Affenwärter John Landon (Brian Cox, Die Bourne Identität) und dessen Gehilfen Dodge (Tom Felton, Harry Potter). Brian Cox und David Hewlett spielen gewohnt souverän und vor allem Hewletts Rolle macht so einiges an Trubel mit. Nur Tom Felton sollte aufpassen, dass er demnächst Rollen ergattert, die ihn auch einmal in einem sympathischeren Licht zeigen - sonst heißt es irgendwann, einmal fies, immer fies.
Wer sich Planet der Affen - Prevolution anschaut und erwartet, am Ende des Films erleben wir eine neue Weltordnung, wird enttäuscht. Tatsächlich geht der Film die Sache viel schlauer an, zeigt eine bestimmte Entwicklung auf und stoppt prompt an einer Stelle, die für beide Parteien fast optimal wäre - die Affen sind frei und die Menschen haben weiter die Hoheit über den Planeten. Wenn da nicht ein feines Detail wäre, auf das nach dem Abspann noch einmal Bezug genommen wird. Es wird plausibel angedeutet, warum die Affen die dominante Spezies werden können - was einerseits überzeugend ist (denn faktisch sprechen wir von einer überschaubaren Herde intelligenter Affen), andererseits auch ein deutlicher Ausblick auf eine Fortsetzung. Während des Films ertappt man sich, auf Hinweise auf das Original zu lauern und es dauert nicht lange, dann werden nach und nach feine Anspielungen eingewoben. Allein die Eröffnungsszene im Dschungel erinnert den Filmkenner in umgekehrter Weise an Planet der Affen und so manche News-Headline im Film und niedergeworfene Zeitung mahnen an Vorkommnisse, die dereinst eine große Bedeutung haben könnten... Doch wir möchten an dieser Stelle keinen Zuschauer spoilern, sondern wünschen viel Spaß beim Entdecken. Keine dieser Szenen wirkt störend im Film, alles ist harmonisch integriert und für Kenner des Originals eine zusätzliche Prise Qualität.
Trailer zu Planet der Affen - Prevolution
Wyatt schaffte es, einen Film zu inszenieren, dessen Thematik auf den ersten Blick lächerlich wirken mag, der jedoch die menschliche Vormachtstellung auf intelligente Art hinterfragt. Wie sagt Pintos Caroline im Film so schön, manche Dinge sollten nicht geändert werden - denn verspricht Forschung mit wohlmeinendem Interesse wirklich nur eine positive Zukunft? Ist alles moralisch vertretbar, nur weil es einem bestimmten sinnvollen Zweck dienen könnte? Spannende Fragen, die im Film mit deutlicher Konsequenz und nicht mal so unrealistisch beantwortet werden. Denn egal ob Aliens, Monster oder Affen: Alle Angreifer appellieren an unsere Urangst, dass die Menschheit eines Tages überrannt, versklavt oder ausgelöscht werden könnte. Wyatt hat mit Planet der Affen - Prevolution einen spannenden Film geschaffen, der uns alle auf diese Frage stößt, aber vor allem auch gut unterhält. Selbst wenn uns am Ende ein kleiner Tick fehlt, das recht abrupt kam, und wir uns gewünscht hätten, dass die Andeutung kurz nach dem Abspann noch stärker in der Rahmenhandlung integriert worden wäre. Zwar merkt man im Laufe des Films, wohin die Reise geht, dies hätte zuvor aber ruhig etwas stärker betont werden können.
Die Grundlage ist gelegt und Planet der Affen - Prevolution sorgt mit vielen Details für die Möglichkeit von Fortsetzungen. Seien es Anspielungen auf die alten Filme, Konflikte zwischen den Affen oder das Schicksal der Menschheit. Wir freuen uns, wenn 20th Century Fox diesen Weg weitergeht, denn besser kann man eine Filmreihe kaum neu starten. Dies ist der Film, der vor zehn Jahren hätte erscheinen sollen! Für uns eine positive Überraschung unter all den Filmen in diesem Jahr, die nur zu oft auf reine Effekthascherei Wert legen. Aufgrund kleinerer Schnitzer vergeben wir 4,5 von 5 Hüten - doch alles in allem eine ganz klare Kinoempfehlung an alle, die sich für solche Filme begeistern können.
Kinogängerin: Diana V.