Bewertung: 2 / 5
Achtung, diese Kritik enthält SPOILER!
Auf eine Inhaltsangabe verzichte ich und steige direkt mit den positiven Punkten ein: Die Charaktere und ihre Darsteller sind wirklich nicht das Problem der neuen Trilogie. Adam Driver schwingt sich hier nach schwachem Start in Episode VII endgültig zum MVP auf, auch wenn ein Darsteller seines Kalibers bei einem solchen Stoff natürlich reichlich unterfordert bleibt. Unterbeschäftigt ist leider auch Oscar Isaac, der dennoch ein paar gute Szenen hat, besonders in der Interaktion mit Daisy Ridley, die in den Vorgängerfilmen ja kaum stattfand, inklusive angedeuteter Eifersucht. Hier wird die (B)Romance mit Boyegas Figur schön offen gelassen und für ein paar nette Gags genutzt. So in der Schwebe hätte der Film gerne auch in anderen Bereichen bleiben können. Ridley macht ihre Sache ebenfalls gut und Boyega stört immerhin nicht groß, der Rest des Casts kommt über Rollen als Stichwortgeber nicht hinaus und ist somit nicht der Rede wert.
Trailer zu Star Wars - Der Aufstieg Skywalkers
Schön ist auch, dass der teilweise unterirdische Humor von Episode VIII wieder dosierteren und passenderen Gags gewichen ist. Die Action ist kompetent inszeniert, aber weit davon entfernt einen von den Sitzen zu reißen. Gerade die Lichtschwertkämpfe können leider keine Aha-Momente liefern wie dies etwa Episode VII mit dem nebenbei erfolgenden Abroden des Waldes noch gelungen ist; von der Benchmark, die Episode I mit Maul gegen Obi-Wan und Qui-Gonn gesetzt hat, ganz zu schweigen.
Sympathisch, wenn auch nicht unbedingt originell ist zudem die Kernaussage, dass man nicht durch die Abstammung definiert wird, sondern durch seine Handlungen.
Nun aber zu den Schwächen:
Die Faulheit des Drehbuchs ist hier so stark ausgeprägt, dass sie wohl selbst Wade Wilson als Aufhänger für seine Metajokes zu peinlich wäre. Das fängt bereits mit dem völlig unmotiviert aus dem erzählerischen Limbo herausgeholten Palpatine an, was hier lustlos mit zwei Sätzen im Eingangstext abgefrühstückt und nicht ansatzweise plausibel erklärt wird. Dann zerstört Kylo Ren den Wegweiser zum Aufenthaltsort des Imperators, woraufhin die niedergeschlagene Rey dies in der nächsten Szene dem Machtgeist von Luke erzählt und schwupps, weist der sie auf einen zweiten Wegweiser hin, der praktischerweise auch direkt in ihrem Raumschiff bereit liegt. Weiterhin wäre da der neue Droide, der nur eingeführt wird, um etwas später als Deus ex machina für die Handlung zu dienen, indem er zufällig eine für die Weiterführung des Plots gerade ganz wichtige Information hat. Und die Tote-wieder-zum-Leben-erwecken-Kräfte, die Rey und Kylo neuerdings besitzen, erweisen sich auch als überaus praktisch, um den Plot aus Sackgassen wieder herauszuführen...
Das führt auch direkt zum nächsten Ärgernis, den vermeintlichen Toden, die hier eine Halbwertszeit von durchschnittlich zwei Minuten haben. Die Macher scheinen ihrem Publikum nicht mal 20-minütige Ungewissheit über das Schicksal des betreffenden Charakters zumuten zu wollen, nein, rund zwei Minuten nach dem angeblichen Tod von Chewie wird gezeigt, dass dieser noch am Leben ist, selbst wenn dies um den Preis völliger erzählerischer Beliebigkeit geschieht. Wie großartig wäre es gewesen, Rey hier mal längere Zeit mit sich hadern zu lassen, weil sie im Glauben ist, Chewie getötet zu haben, gerade in einem Film, der davon handelt, ob sie eventuell zur dunklen Seite wechselt? Leider interessiert sich Abrams für solche interessanten Fragen überhaupt nicht und lässt diese Gelegenheit schleunigst wieder verstreichen. Auch die "Tode" von Kylo und Rey werden so schnell wieder rückgängig gemacht, dass es schon eine Farce ist. Emotionen werden auf diese Weise kaum geweckt, weil man schon damit rechnen kann, dass gleich wieder alles gut wird.
Der Showdown ist ebenfalls eine ziemliche Katastrophe. Palpatine ist quasi während des ganzen Kampfes mit Rey am monologisieren, um alles, was da gerade geschieht, in fünf Minuten zu erklären, weil es die Trilogie in zweieinhalb Filmen versäumt hat, diese Fragen zu beantworten bzw. überhaupt erst aufzuwerfen. Hinzu kommt, dass das was einem hier aufgetischt wird, mit dem was die beiden ersten Trilogien über die Macht, die Sith und die Jedi etabliert haben, kaum noch etwas zu tun hat.
Dazu kommen überflüssige Figuren wie die Knights of Ren, die mit großem Trara angekündigt wurden und letztendlich weder visuell was hermachen noch groß zur Geschichte beitragen, sondern lediglich Kylo im Showdown kurzzeitig als Kanonenfutter dienen dürfen. Der Twist mit General Hux, den man meilenweit gegen den Wind riechen kann, macht diesen schon im Vorgängerfilm zur Witzfigur degradierten Charakter völlig unglaubwürdig. Und auch die große Enthüllung im Hinblick auf Rey war letztendlich keine große Überraschung mehr. Der Score ist nur dann groß, wenn die Themen der Original-Trilogie angespielt werden, von den neuen Stücken bleibt keines im Gedächtnis. Auch ein Williams kann sein Niveau eben nicht ins hohe Alter hinein halten.
Zu allem Überfluss kann Abrams es sich nicht verkneifen, wenig subtile Seitenhiebe auf seinen Vorgänger und dessen kontrovers aufgenommene Episode VIII auszuteilen. Das fängt bei dem fast vollständigen Herausschieben von Kelly Marie Trans Figur aus der Haupthandlung an und endet bei Lukes Ermahnung an Rey, dass man eine Jedi-Waffe gefälligst nicht wegwerfe. Das hat schon sehr viel von Anbiederung an die Fans, die Episode VIII kritisiert haben. Offensichtlicher kann man aber auch nicht darlegen, wie wenig stringent und zusammenhängend diese Trilogie letztlich geworden ist.
Und damit kommen wir auch zum Hauptkritikpunkt: Diese Trilogie fühlt sich einfach nicht rund an. Es ist absolut offensichtlich, dass die mittlere Episode von einem Filmemacher verantwortet wurde, der völlig andere Ideen hatte als der Schöpfer des ersten Teils, der mit dem Abschluss wiederum versucht, seine verworfenen Ideen irgendwie doch wieder aufzugreifen. Der Ansatz, den Abrams mit Episode VII eingeführt hat, hätte eine ordentliche, wenn auch wenig originelle Reihe ergeben können. Ebenso hätte der Ansatz von Rian Johnson konsequent über drei Filme durchgezogen funktionieren können. So aber ist letztlich eine inkohärente Trilogie entstanden, die für mich die schwächste der drei ist.
Da dieser Film nicht nur der Abschluss der neuen Trilogie, sondern der neun Filme umfassenden Skywalker-Saga sein soll, kommt als weiterer Malus hinzu, dass einer der Grundpfeiler der Lucas-Filme, nämlich die Prophezeiung, dass Anakin der Auserwählte ist, der die Macht ins Gleichgewicht bringt, durch diesen Film letztendlich obsolet wird. Somit ist dies ein enttäuschender Abschluss einer Filmreihe, die zwar schon immer ihre qualitativen Hochs und Tiefs hatte, aber insgesamt dennoch zu den besseren Blockbuster-Franchises gehört.