
Bewertung: 3 / 5
An einem Strand geht Surferin Nancy (Blake Lively) ins Wasser. Niemand ist vor Ort und plötzlich kommt eine Gefahr in Form eines Hais aus dem Wasser. Nun muss Nancy ums Überleben kämpfen und findet zunächst Rettung auf einem Felsen. Allerdings sitzt sie nun auch fest und der Strand befindet sich hunderte Meter von ihr entfernt.
Minimalistische Konzepte sind eigentlich genau das, weshalb man ins Kino geht. Kunst hat schon immer die Aufgabe gehabt, komplexe Ideen und Strukturen zu Versimpeln. Das spiegelt immer die Gesellschaft wider und man kann dann anhand dessen, was sich da zeigt, was diese Lebewesen in diesen Werken tun, deuten, wie sie zu verstehen sind. Das ist ja nicht das Alleinstellungsmerkmal vom Kino, aber von der Kunst generell. Auch Gemälde mögen vielleicht handwerklich zunächst hochkomplex geschaffen worden sein, aber das, was sich da zeigt, ist ein einfaches Bild, vielleicht mit einem Menschen, vielleicht eine Landschaft. Und dann kann man anhand dessen, wie es gezeichnet wurde, in den Details sehr wahrscheinlich viel mehr erkennen, als man auf den ersten Blick dachte. Einem solch klassischen Muster an Bildern und Ideen folgt auch der Survival-Thriller und Horrorfilm The Shallows – Gefahr aus der Tiefe. Nun muss man dazu sagen, daß dessen Regisseur Jaume Collet-Serra sowieso den Minimalismus in Reinform ausstrahlt, indem er den Zuschauer nämlich über die Jahre hinweg mit Liam Neeson-Thrillern wie Non-Stop (2014) oder The Commuter (2018), aber auch CGI-Monstern wie Jungle Cruise (2021) oder eben Black Adam (2022) beglückte, oder eben auch nicht beglückte. Ist ja schließlich alles Geschmäckern überlassen. Und dennoch kann man anhand seiner Arbeiten immer erkennen, daß er Filme macht, die eben jenen Minimalkonsens bedeuten, weil seine Filme, im übrigen auch ganz eindeutig The Shallows – Gefahr aus der Tiefe nie über ihre Prämisse hinausgehen.
Nun muss man zur Verteidigung Collet-Serras sagen, daß er kein Autor ist, sondern eben Drehbücher verfilmt. Und wenn man das zu Beginn hört, dann klingt The Shallows – Gefahr aus der Tiefe wie ein Film, den man schon zu oft gesehen hat, oder bedingt durch die Geschichte auch gar nicht erst sehen möchte. Surferin kommt an Strand, surft, Hai taucht auf, sie sitzt fest. Fertig. Und es ist jetzt nicht so, daß Filme daran gebunden wären, ihre Grundsätze weiterzudenken, doch schaut man sich im Vergleich zum Beispiel den ebenso zitierten Der weiße Hai (1975) an, dann wird man recht schnell feststellen, daß all diese Ideen, zum einen schon vorher dagewesen sind und auch wesentlich besser funktionierten. Collet-Serra macht hier abermals einen Film für Leute, die noch nie zuvor einen Tier-Horrorfilm gesehen haben. Und dann können sich all diejenigen auf die Schulter klopfen, die daran gearbeitet haben und sagen, es sei ja eine Hommage und damit hochwertig. So funktioniert das aktuelle Kino ja sowieso, weswegen man durchaus auch an diesem Beispiel wieder bemängeln könnte, daß es keine eigene Identität gibt. Natürlich muss man auch sagen, daß die projizierten Bilder und einige Ideen durchaus funktionieren. Und es ist jetzt auch nicht so, als wäre das Werk komplett furchtbar. Es ist aber erwartbar, wohin sich das entwickelt, weil selbst der unerfahrenste Zuschauer bemerken dürfte, daß wenn es einen anderen Ausgang für die Geschichte geben würde, sie völlig obsolet wäre. Was sie natürlich auch so irgendwo ist.
Solche Filme wie dieser, sind eigentlich ganz einfach zu retten und großartig zu machen, indem man sie einfach zu einem Trash-Film erklärt und die absurdesten Momente jeder Vorstellung aneinanderreiht. Doch Collet-Serra setzt stattdessen lieber auf peinliche Emotionen. Diesmal nicht ausgedrückt durch einen Vaterkomplex, wäre ja eigentlich drin gewesen. Nein, Hauptfigur Nancy Adams hat Mami verloren und macht nun Urlaub, um sich selbst zu finden. Es ist ja generell so, daß Urlaub immer eine gewisse Form von Realitätsflucht ist. Schließlich wählt man da für eine gewisse Zeit ein Leben, was eigentlich nicht dem täglichen Dasein entspricht. Insofern taugt das grundsätzlich schon für eine Analyse, allerdings ist das Werk auch dafür zu sehr darauf versessen, eine Surferin im Wasser, umzingelt von einem Hai zu zeigen. Und nochmal sei an der Stelle hier gesagt, daß es sich bei The Shallows – Gefahr aus der Tiefe nicht um einen grundsätzlich schlechten Film handelt, sondern um einen, der absolut nichts zu erzählen hat, was man nicht schon bereits kannte. Dabei fällt auf, daß der Film weitestgehend entpolitisiert wird. Die Figur ist Ärztin, was natürlich zeigt, daß sie auch die Möglichkeiten hat und aus dem richtigen Haushalt kommt, um sich einen solchen Urlaub zu leisten. Doch das spielt eben keine Rolle. Das will man dem Film nicht anlasten, aber es ist schon zentral für das Drehbuch, daß die Figur Ärztin ist, sonst würde die Geschichte nämlich schon wieder in sich zusammenfallen.
Der Film ist natürlich gleich zu Beginn als sogenanntes Actors Piece, besser gesagt in dem Falle Actresses Piece ausgelegt. Und da zu begutachten ist Blake Lively, die besagte Ärztin spielt. Nun muss man sagen, daß das Drehbuch ihr sicherlich nicht viel hergibt und vielleicht ist das Meer als Basis für einen Film auch nicht so sonderlich interessant. Allerdings macht Lively das Beste aus der Situation und vielleicht liegt hier auch das einzige Talent von Collet-Serra, der eben die durchaus ansehnliche Dame nicht einem typischen Voyeurismus unterordnet. Das wäre ja Kinderlicht gegangen, doch hier fokussiert man sich tatsächlich auf Action und Anspannung. Hin und wieder gibt es dann noch einen Kommentar auf Zivilcourage, wenn etwa die Sachen von Nancy geklaut werden, wohl wissend, daß sie sich in Lebensgefahr befindet. Auch das hätte man natürlich systemisch gut aufarbeiten können. Doch das will der Film nicht.
Das Meer, ein Hai und eine Surferin. So ungefähr wie es klingt, muss man sich The Shallows – Gefahr aus der Tiefe auch vorstellen. Es ist ein absolut unbedeutender Film, der sich an Werken bedient, die deutlich besser sind. Er tut zwar auch niemandem weh und auch das Schauspiel von Blake Lively ist durchaus sehenswert, allerdings bleibt er obsolet. Es ist ein moderates Werk, mehr eben nicht.
Trailer zu The Shallows - Gefahr aus der Tiefe
