Standesbewusstsein
Auch wenn seine Rechnung nicht immer vollends aufging, steht Christopher Nolan wie kaum ein zweiter Regisseur für gleichermaßen imposantes wie intellektuell stimulierendes Blockbusterkino. Der 52-Jährige gilt als Filmemacher, der seine Projekte mit größtmöglicher Sorgfalt plant und sämtliche handwerklichen Aspekte betreut.
Nolan hat sich im Filmgeschäft vor allem dadurch hervorgetan, dass er die Grenzen des Geschichtenerzählens auszuloten versucht. Seine Ideen ordnen sich immer der intendierten Filmerfahrung unter, wobei formale Grundsätze wie zeitliche Abfolgen oder der Soundtrack mit kontraintuitiven Mitteln agitiert werden, um seine Storys in Gang zu setzen. Für sämtliche seiner Beiträge kann man deshalb getrost mit Worten wie Komplexität, Virtuosität und Radikalität operieren.
Dass sich nun ausgerechnet ein Mann wie Nolan mit Oppenheimer einem Biopic widmet, ist höchst ungewöhnlich, denn klassischerweise handelt diese Filmgattung eher von schillernden Persönlichkeiten, die hauptsächlich mit heroischen Taten glänzten - die drohende Vernichtung des Planeten durch Kreation der Atombombe passt nicht unbedingt in dieses Schema.
Nolan hat sich aber dadurch hervorgetan, dass die Welt auf seine filmischen Entwürfe lauert und deshalb kann er sich ein solches Wagnis in dieser Größenordnung wie kaum eine andere Person im Business leisten. Mit Sicherheit wird er nicht mit dem klassischen Spannungsbogen aufwarten, die den allermeisten Beiträgen dieser Gattung innewohnt. Ein selbstbewusster Umgang mit der Schwarz-Weiß-Optik des Werkes und die maximale mögliche Spieldauer für einen im IMAX-Format produzierten Film lassen bereits Großes vermuten.
Nach seinem Zerwürfnis mit Warner Bros. Pictures trat Nolan an die Studios heran und wartete mit selbstbewussten Forderungen auf, die ihm größtmögliche Freiheit bei der Konzeption, Ausführung und Vermarktung von Oppenheimer gewähren sollten. Dieser Plan ging vollends auf, sodass dieses Werk auch als Erfolg für eine lebendige Kinokultur gewertet werden kann.
Demgegenüber tritt mit Greta Gerwigs Barbie ausgerechnet Christopher Nolans ehemaliges Studio auf den Plan, um ihm zum identischen Erscheinungstermin ein Schnippchen zu schlagen. Dem Vernehmen nach ist der Regisseur mit dieser Entscheidung alles andere als glücklich. Angeblich soll er sogar versucht haben, den Konkurrenzfilm durch Druck auf die Verleiher verschieben zu lassen. Mittlerweile zeigt er sich aber wohl versöhnlicher über die Situation, wobei er besonders lobt, dass der Kinomarkt wieder mit Leben und Vielfalt geflutet werde:
Christopher Nolan on Barbenheimer:
— DiscussingFilm (@DiscussingFilm) July 12, 2023
“I think for those of us who care about movies, we’ve been really waiting to have a crowded marketplace again, and now it’s here and that’s terrific.”
(Source: https://t.co/HLh02MBHpx) pic.twitter.com/ZdDhTPVIbq
Natürlich könnten die Stoffe kaum unterschiedlicher sein und eventuell wird dadurch tatsächliche eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, bei der das Publikum beide Filme zu sichten versucht, weil man sich diese Kinoereignisse nicht entgehen lassen möchte.
Barbie wurde von Gerwig gemeinsam mit Noah Baumbach (Marriage Story, Weisses Rauschen) konzipiert, was eine höchst interessante Wahl für den seit 14 Jahren geplanten Film über die berühmteste Puppe der Welt darstellt. Wir sollten zwar nicht unbedingt von einem klassischen Autorenfilm sprechen, doch die Handschrift ist den Trailern zufolge definitiv vorhanden.
Gerwig betonte jüngst selbst, dass sie Barbie unbedingt realisieren wollte, was unserer Einschätzung nach eine wichtige Voraussetzung für einen unterhaltsamen Film ist. Ihren Arbeitseifer merkt man allerspätestens seit dem ersten Teaser, der Margot Robbie in Anlehnung an das berüchtigte Science-Fiction-Epos 2001 - Odyssee im Weltraum des großen Stanley Kubrick gleich einer Göttin erstrahlen ließ:
"Barbie" Trailer 1
Gerwig hat es sich nicht nehmen lassen, erneut mit ihrem Little Women-Stab um Jacqueline Durran (Kostüme) und Alexandre Desplat (Filmmusik) zusammenzuarbeiten. Ähnlich wie bei Nolan kann man also durchaus nachweisen, dass Gerwig für Barbie mit dem nötigen Selbstbewusstsein in Tradition des Autorenfilms zur Tat schreitet. Dieses Wohlgefallen ist immens wichtig für die Strahlkraft, denn es überträgt sich auch auf das anvisierte Publikum. Zugegebenermaßen ist das recht breit gefächert, denn es handelt sich um ein Werk für alle, die die berühmte Mattel-Puppe lieben oder hassen.
this is so wrong pic.twitter.com/NETxaljKJm
— kenzie xcx (@kenzvanunu) July 15, 2023
gonna drop this one here too pic.twitter.com/eIrIxmaq7h
— jams (@jam_izzle) July 15, 2023
— Shadow Knight (@shadowknightdk) July 15, 2023
Looking camp right in the eye pic.twitter.com/nt1WfPFCZH
— Noire ???? (@macabrenoire) July 16, 2023
— Shadow Knight (@shadowknightdk) July 15, 2023
Barbenheimer x F1 pic.twitter.com/ctdBP93ot2
— MARL (@FormuIaUno) July 14, 2023
This might be the best #Barbenheimer edit I've seen. pic.twitter.com/0BhzpL2xeQ
— paul atreides (@thomashelby_obe) July 9, 2023