Die Phase II-Filme des MCU
Phase I war für Disney und die Marvel Studios ein voller Erfolg, und so machten sie sich denn auch zügig daran, ihr Marvel Cinematic Universe weiter auszubauen. Wer konnte schon wissen, wie lange die Leute noch Superheldenfilme sehen wollen würden (heute kennen wir die Antwort: sehr lange)?
Ein Jahr nach dem Finale der Phase I mit Marvels The Avengers begann Phase II, die bisher kürzeste MCU-Phase - sie umfasst nur die Jahre 2013 bis 2015. Jetzt wurden konsequent zwei Filme pro Jahr ins Kino gebracht, und die Marvel Studios fanden ihren eigenen Stil. Übung macht eben den Meister. Das MCU öffnete sich stärker in Richtung Weltall, man denke nur an diesen intergalaktischen Haufen A-löcher... Und während Anthony und Joe Russo an Bedeutung gewannen, war Joss Whedon auf dem absteigenden Ast. Die Wachablösung bahnte sich an.
Iron Man 3 (2013)
Es schien nur angemessen, dass der Superheld, der mit gleich zwei Solofilmen Phase I dominiert hatte, Phase II einläuten durfte. So musste sich Tony Stark/Iron Man (Robert Downey Jr.) in Iron Man 3 als erster mit den Nachwirkungen von Marvels The Avengers auseinandersetzen, insbesondere mit seiner eigenen traumatischen Nahtoderfahrung. Der "Mandarin" (Ben Kingsley) macht ihm die Hölle heiß und ein Twist die Fans verrückt - nicht unbedingt im positiven Sinne... Anstelle von Jon Favreau, der aber wieder seinen Happy Hogan spielte, saß diesmal Shane Black auf dem Regiestuhl, was man dem Film auch anmerkt. Und auch wenn er nicht unumstritten ist, war in diesem Kinojahr nur Die Eiskönigin - Völlig unverfroren erfolgreicher. So konnte es fürs MCU also weitergehen.
"Iron Man 3" Trailer 1
Thor - The Dark Kingdom (2013)
Ging es aber nicht. Mit Thor - The Dark Kingdom folgte das, was viele für den schwächsten MCU-Film halten. Die Bedrohung geht hier von den Dunkelelfen um Malekith (Christopher Eccleston) aus, für viele einer der blassesten Bösewichte, die das MCU hervorgebracht hat. Alan Taylor war kein Kenneth Branagh, das machte sich bemerkbar. Immerhin war auf die bewährten Hauptdarsteller wieder Verlass. Zum Glück hatte Thor (Chris Hemsworth) keine blondierten Augenbrauen mehr, und Loki (Tom Hiddleston), der ewige Trickser, zeigte erste Anzeichen eines Antihelden. In der Mid-Credit-Szene, als es um den Äther ging, fiel auch erstmals der Begriff "Infinity-Stein". Bis heute unverständlich: die Entscheidung Disneys, den Originaltitel Thor - The Dark World im Deutschen derart zu verschlimmbessern.
"Thor - The Dark Kingdom" Trailer 2
The Return of the First Avenger (2014)
Und gleich noch ein "deutscher" Titel zum Kopfschütteln, aber was zählt, sind ja die inneren Werte. Diese wurde von den Russo-Brüdern gestaltet, die mit The Return of the First Avenger ihren Einstand feierten und fortan aus dem MCU nicht mehr wegzudenken waren. Der zweite Solofilm von Steve Rogers/Captain America (Chris Evans) ist quasi der Politthriller unter den Superheldenfilmen, realistischer als viele andere MCU-Filme und stark von der "Winter Soldier"-Comic-Storyline inspiriert. Bucky Barnes (Sebastian Stan), Caps alter Buddy aus dem Zweiten Weltkrieg, taucht als gehirngewaschener Killer wieder auf, Hydra unterwandert S.H.I.E.L.D., und mit Sam Wilson/Falcon (Anthony Mackie) debütiert ein weiterer zukünftiger Avenger. Der Casting-Coup schlechthin: die Verpflichtung eines Robert Redford.
"The Return of the First Avenger" Trailer 2
Guardians of the Galaxy (2014)
Ein Waschbär mit Wumme? Ein laufender und sprechender (auch wenn er nur "Ich bin Groot" sagt) Baum? Ein Typ, der sich Star-Lord nennt? Eine grüne Kämpferin und ein grauer Haudrauf, der von einem Wrestler gespielt wird? Das kann doch nichts werden, dachte man. Wurde es aber sehr wohl, weil James Gunn genau wusste, wie er die Guardians of the Galaxy, die bis dahin nur eingefleischten Marvel-Comicfans ein Begriff waren, anpacken musste. Von dem Moment an, als Chris Pratt seinen Walkman anschmiss, waren alle "Hooked on a Feeling", und es zeigte sich, dass Raumschlachten und Dance-Battles einander ganz und gar nicht ausschließen. Das MCU hatte sein erstes intergalaktisches Helden-Team, und mit dem Machtstein (verstaut im Orb) wurde der nächste der Infinity-Steine eingeführt.
"Guardians of the Galaxy" Trailer 1
Avengers - Age of Ultron (2015)
Und dann kamen sie wieder alle zusammen - also die Avengers, noch ohne die Guardians of the Galaxy. Avengers - Age of Ultron stellte ihnen eine Schöpfung Tony Starks entgegen, und James Spader drückte dem größenwahnsinnigen Ultron, der glaubt, die Menschheit auslöschen zu müssen, um die Erde zu retten, seinen Stempel auf. Erstmals starb einer der MCU-Superhelden und blieb dann auch tot. Aber zumindest Wanda Maximoff/Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) blieb uns längerfristig erhalten. Es war das letzte Mal, dass Joss Whedon bei einem MCU-Film hinter der Kamera stand, zu sehr hatten ihn die Strapazen dieser Mammutproduktion geschlaucht und zu groß war der Reiz, wieder etwas ganz Eigenes zu erschaffen. Mit den Russos standen seine Nachfolger ja schon bereit.
"Avengers - Age of Ultron" Trailer 4
Ant-Man (2015)
Der kleinste Superheld im MCU machte die größten Probleme, und doch gab es für Ant-Man ein Happy End (oder Happy Ant?). Bereits im April 2006 begann die Entwicklung, die Edgar Wright acht Jahre lang vorantrieb, bis er im Mai 2014 wegen kreativer Differenzen seinen Hut nahm. Wenig später wurde Peyton Reed zum neuen Regisseur ernannt, aber Wrights Arbeit war nicht ganz umsonst - das Drehbuch von ihm und Joe Cornish wurde in Teilen beibehalten. Verglichen mit anderen MCU-Filme ist hier alles etwas kleiner. Ex-Dieb Scott Lang (Paul Rudd) wird von Hank Pym (Michael Douglas) mit dessen Schrumpf-Technologie vertraut gemacht und zieht bald darauf mit Ameisen als Verbündeten in den Kampf, wobei er und wir auch den subatomaren Raum bzw. das Quantenreich kennenlernen.