Bewertung: 5 / 5
In der Tat - ein gewagtes Unterfangen – über diesen Film eine Kritik zu verfassen. Nicht zuletzt deshalb, da der Film abgesehen von kleineren Hollywood geschuldeten Abänderungen auf grausamen wahren Begebenheiten beruht. Aber dennoch werde ich mein Bestes geben… Der Film beginnt geschätzt im Jahre 1940 in Krakau, Polen, nach dem 1939 durchgeführten Polenfeldzug Deutschlands, jedoch noch kurz vor der im März 1941 durchgeführten Juden-Deportierung in Ghettos. Während Hitlers deutsche Wehrmacht die Deportation jüdischer Familien in die in Krakau errichteten Ghettos A und B durchführt, bezieht der deutsche, bisher erfolglose Industrielle Oskar Schindler (Liam Neeson – Die Bounty 1984, 96 Hours 2008) eine der soeben frei gewordenen Judenwohnungen. Schindler – ein berechnender Mann mit starker Ausstrahlung – schafft es auf Anhieb redegewandt, einige hochdekorierte Nazi-Funktionäre für sich zu gewinnen. Schindler ist lediglich aus einem Grund nach Krakau gekommen, er möchte Geld verdienen. Aus diesem Grund wendet er sich auch an den jüdischen Buchhalter Itzhak Stern (Ben Kingsley – Gandhi 1982, Der Medicus 2013). Gemeinsam mit Stern als seinen Geschäftsführer erwirbt er eine Emailwarenfabrik, um Kriegsgeschirr herstellen zu können. Während Schindler nur vom Profit getrieben wird, sieht Stern jedoch eine Chance Juden zu retten, in dem sie in Oskar Schindlers Fabrik arbeiten, weshalb er immer wieder versucht, Schindler dazu zu überreden, noch mehr Arbeiter aus den Ghettos in die Fabrik bringen zu lassen. Ebenfalls zu dieser Zeit erscheint auch der ehrgeizige SS-Offizier Armon Göth (Ralph Fiennes – Mit Schirm, Charme und Melone 1998, James Bond 007 – Skyfall 2012), welcher aus Wien entsandt wurde, um unweit von Krakau das Arbeitslager Plaszow zu errichten und in Krakau den Holocaust vorzubereiten und durchzuführen. Während Göth und Hitlers SS gefallen an der grausamen, sadistischen Arbeit finden und teilweise aus Spaß willkürlich morden, bangt Stern – wie auch alle anderen Juden – um sein Leben und Schindler wird klar, dass ein Menschenleben – egal welcher religiösen oder ethnischen Herkunft – mehr wert ist als Geld. Durch diese Offenbarung setzt Schindler alles auf einen perfekten Plan – eine Liste – und riskiert damit für die Juden mehr als nur Geld... Mit Schindlers Liste gelang Steven Spielberg ein emotional bewegendes Epos wie nur wenigen zuvor. Dies sollte aber nicht ohne Anerkennung bleiben, so erhielt der Film im Jahre 1994 insgesamt 7 Oscars (Bester Film, Beste Regie, Bestes Szenenbild, Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Schnitt, Beste Kamera, Beste Musik) und zahlreiche weitere Auszeichnungen. Auch Spielberg selbst wurde für diesen Film mehrfach ausgezeichnet, so erhielt er unter Anderem im Jahr 2008 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und wurde 2004 vom ehemaligen italienischen Präsidenten Ciampi für „sein Zeugnis über die Grausamkeit der Geschichte“ zum Ehrenritter geschlagen. Eine besonders hervorstechende Eigenschaft dieses Filmes ist, dass er in schwarz-weiß gezeigt wird. Lediglich einige wenige Elemente werden dezent farblich untermalt (Kerzen zu beginn, ein öfters auftretendes kleines Mädchen, Epilog), sodass das Schwarz-weiß-Bild perfekt als Stilmittel eingesetzt, eine noch trostlosere und unheilvollere Atmosphäre zu vermitteln vermag. Darüber hinaus kommt man nicht darum herum, den Score von John Williams lobend zu betonen. Mit Piano, Violine, Viola und Streichorchester – sämtliche Instrumente nur sehr dezent eingesetzt – erschafft er eine melodisch-harmonische Variation die einem nicht nur unter die Haut geht sondern einem auch lange Zeit unvergessen bleibt. Nicht nur im Filmmusik-Sektor sondern auch im klassischen Bereich leistet Williams mit diesem Stück ganz großes Kino und zeigt damit, dass selbst in epenhaften Filmen Trommelwirbel, Paukenschläge und Brass- und Fanfarenklänge nicht unbedingt von Nöten sind. Die drei wohl wichtigsten Charaktere im Film (Neeson als Schindler, Kingsley als Stern und Fiennes als Göth) leisten alle samt sensationelle Schauspielarbeit. Hingewiesen darf in diesem Zusammenhang auf die sensationellen zwischenmenschlichen Beziehungen und Entwicklungen zwischen Schindler und Stern, Göth und Schindler und Göth und Stern werden. So bildet Göth zu Schindler oder vielmehr Fiennes zu Neeson das perfekte Pendant. Schließlich waren Neeson und Fiennes nicht umsonst als bester Haupt- und bester Nebendarsteller für Schindlers Liste für den Oscar nominiert. Aber auch außerhalb dieser wuchtigen Besetzung kann man das gesamte Schauspiel-Ensemble lobend erwähnen. Jeder spielt seinen Part souverän, keiner tanzt aus der Reihe und mancher Schauspieler bzw. manche Schauspielerin schafft es sogar, über sich selbst hinauszuwachsen und den Zuschauer tief im Herzen zu berühren. Mein Fazit: Spielberg wurde für dieses Meisterwerk nicht zu unrecht hochgepriesen und ausgezeichnet und steckt nach wie vor Werke des Genres (wie zB Der Pianist mit Adrien Brody aus dem Jahre 2002) souverän in die Tasche. Wer sich für diesen Streifen entscheidet, sollte ausgeruht und guter Laune sein und sich von Nichts und Niemandem stören lassen. Und auch hartgesottenen Männern sei gesagt, dass Männlichkeit nicht in Frage gestellt wird, wenn man bei diesem hochsensiblen Stoff hin und wieder mal zur Taschentuchbox greifen muss… Von mir bekommt Schindlers Liste satte 10 Punkte als bester Antikriegsfilm aller Zeiten.
Schindlers Liste Bewertung