Bewertung: 3.5 / 5
Daniel Craig ist nicht mehr. Aber das ist keine Neuigkeit. Vielmehr, dass James Bond - Keine Zeit zu sterben endlich rausgekommen ist. Nach so langer Wartezeit ein kleines Wunder. Wir haben den Film mit Tausend anderen europäischen Redakteur:innen und Journalist:innen zeitgleich in verschiedenen Städten um 21:00 MEZ gesehen, weil die große Premiere um 20:00 in London über die Bühne ging. Was wir vom letzten Craig-Bond halten, verraten wir euch hier!
James Bond - Keine Zeit zu sterben Kritik
Bond (Daniel Craig) hat den aktiven Dienst verlassen und genießt ein ruhiges Leben auf Jamaika. Sein Frieden ist allerdings nur von kurzer Dauer, als Felix Leiter (Jeffrey Wright), sein alter Freund von der CIA, aufkreuzt und ihn um Hilfe bittet. Die Mission, einen entführten Wissenschaftler zu retten, erweist sich weitaus tückischer als erwartet und führt Bond auf die Spur eines geheimnisvollen Bösewichts, der mit gefährlicher neuer Technologie bewaffnet ist...
Trailer zu James Bond - Keine Zeit zu sterben
Aufmerksame Leser werden direkt mitbekommen, dass es sich hierbei um den offiziellen Filminhalt handelt. Wir machen uns (und euch) das Leben an dieser Stelle auch leicht, denn der Hashtag nospoiler ist das Gebot der Stunde, und so viel sei verraten: Wir könnten schon zu viel erzählen.
Mit Cary Joji Fukunaga stand ein Regisseur hinter dem Projekt, dessen Stil sich mit den eher düster-bedrückenden Bond-Verfilmungen seit Craigs Debüt vor 15 Jahren deckt und der ein Auge für rasante, wenn auch vollkommen übertriebene Actionszenen hat. Aber seid beruhigt, wir sind noch weit entfernt von einem Fast & Furious-Overload. Daniel Craig spielt "seine" Rolle dabei selbstsicher runter und fast wirkt das Ganze trotz der ganzen Vorfälle im Film wie ein leichterer Marsch als die letzten Vorgänger. Ob es die Tatsache ist, dass es das Finale für ihn ist oder einfach nur Souveränität im Schauspiel, keine Ahnung, auf jeden Fall macht es noch mal Freude, ihm zuzuschauen.
Dennoch vermissen wir weiterhin die Leichtigkeit, mit der einst Connery oder Moore verzauberten, und daran ändern auch ein paar lockere Sprüche nichts. Hierüber lässt sich trefflich streiten, auch dass für viele der letzte gute Bond Casino Royale war. Alles eine Geschmackssache, und wahrscheinlich ist es so, dass auch Superagenten kein leichtes Spiel haben können, wenn schon Superhelden die Last der Welt und des Privatlebens schultern müssen.
James Bond - Keine Zeit zu sterben lässt dabei an manchen Stellen überraschend realitätsnahe Bedrohungsszenarien zu (wir denken an einige Aussagen zur Waffe) und nimmt sich vor allem in einem Moment nicht zu ernst: Mit der Diskussion um einen schwarzen Bond. Wir sind gespannt, was ihr dazu sagen werdet, die Reaktion im Kino war weitgehend heiter.
Auch die Geschichte ist mal wieder typisch Bond, hier eine Bedrohung, da eine noch größere, und viele Gimmicks zum Verteidigen mittendrin. Dabei muss fairerweise auch mal gesagt werden, dass Bond bei allem Können oft einfach nur Glück hat. So manche Angreifer schießen wie blinde Stormtrooper mit ´nem MG, aber Bond macht sie selbst mit ´ner Pistole gezielt alle platt. Bis auf den letzten! Das ist aber gar kein großer Kritikpunkt, denn die Story weiß zu unterhalten und es macht Spaß, den Beteiligten zuzuschauen. Insbesondere Ana de Armas, die das Ganze auf sehr elegante Weise erheitert.
Nicht so glücklich waren wir mit der Länge des Films, denn 163 Minuten können irgendwann sehr lang sein, nicht nur kurz vor Mitternacht mit dem kommenden Arbeitstag und wenig Stunden Schlaf in Sicht. Besonders gut hat uns der Einstieg gefallen, dann wurde es mit Léa Seydoux rapide ruhiger, fängt sich aber wieder und hat wie ganz typische Bonds die immer wiederkehrenden Aufs und Abs aus Dialog, verbalen Spitzen und Actionszenen.
Alles in allem ein würdiger Abschied, der mit einem Song von Billie Eilish geadelt wurde, der erst noch ein paar Mal laufen muss, bevor er so richtig ankommt. Oder auch nicht. Aber ihre jugendliche Tristesse passt gut zu James Bond - Keine Zeit zu sterben. Auf jeden Fall ein Film, mit zwei markanten Bösewichten in fast Nebenrollen, der für jeden Bond-Fan ein Muss ist und auf krachend-leise Weise sagt, adieu, Daniel.
Wiederschauwert: 80%