Bewertung: 3 / 5
Blue Beetle ist trotz Heldenstatus aus der B- oder inzwischen C-Riege durchaus unterhaltsam geworden. Ein Film über einen mexikanischen Superhelden ist mal ein neu erschlossener Kulturkreis. Aber dies ist auch das einzige Alleinstellungsmerkmal in einem über weite Strecken zwar charmanten, aber auch extrem generischen Superheldenfilm. Er lebt von der Chemie der Figuren und der Familiendynamik, kann jedoch leider nur sehr selten glaubhaft vermitteln, warum wir ihn jetzt sehen sollten und nicht einen der x-beliebigen anderen guten Superheldenfilme. Wer einen soliden Film sehen möchte, der genretypisch nicht im Bombast untergeht, kann aber guten Gewissens ein Ticket lösen.
Blue Beetle Filmkritik
Der junge Jaime Reyes (Xolo Maridueña) hat sich für sein Leben, wie so viele Jugendliche, so einiges vorgenommen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. In seinem Fall findet er ein seltsames Artefakt, welches Skarabäus getauft wird. Dummerweise verbindet sich dieser Skarabäus mit Jaime und verwandelt ihn eher unfreiwillig in Blue Beetle. Jaime steckt nun in einem Anzug, der gern mal die Kontrolle übernimmt und ihm übermächtige Kräfte verleiht. Doch eben diese Kräfte bringen seine Pläne mächtig durcheinander und stellen ihn und seine Familie vor ganz neue Herausforderungen.
Trailer zu Blue Beetle
Bei Blue Beetle hat man wieder das Gefühl, dass es sich um einen dieser Filme handelt, die unter dem Radar laufen sollen. Nachdem sich Warner mit dem DCEU übernommen hatte und inzwischen die Neuausrichtung definiert hat, versucht man nur noch die restlichen Scherben aufzusammeln und damit mal mehr und mal weniger Geld zu machen.
Aquaman and the Lost Kingdom ist so ein Film, der eigentlich viele Verbindungen zum DCEU hatte, die aber inzwischen alle gekappt wurden, um den Fischmann vielleicht noch irgendwie nutzen zu können. Und Blue Beetle ebenfalls, der irgendwo nirgendwo dazugehört, weder in der alten noch in der neuen Welt. Was macht man also damit? Möglichst wenig Werbung, und das dürfte dem ohnehin schon schwer zu vermittelnden Film das Leben noch schwerer machen.
Dabei ist die Ausgangslage mit einem mexikanischen Superhelden erst einmal charmant, und auch die Familiendynamik ist gut umgesetzt. Hier lebt Blue Beetle von ähnlichen Stärken, die auch Shazam! 2019 zu einer soliden Unterhaltung gemacht haben. Hier also in einem anderen Setting und besonders stark auf den lateinamerikanischen Markt zugeschnitten. Das kann funktionieren, und gerade Marvel hat mit seinem MCU damit in der Vergangenheit große Erfolge feiern können, egal ob es Black Panther oder Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings war. Doch diese Filme starteten in einem Hype-Umfeld des MCU, der Erfolg wurde medial massiv befeuert und machte die weitgehend mittelmäßigen Filme zum Erfolg.
Blue Beetle hat keinen dieser Boni, und der Film muss damit halt fertig werden. Und da nützt es wenig, dass es die Figur bereits seit gut 80 Jahren gibt. Es muss also auf die inneren Werte ankommen, und die gibt es hier wirklich. Statt dem überbordenden Bombast ist hier alles eine Nummer kleiner, fast schon eine Origin-Geschichte wie aus den frühen Tagen der Comicverfilmungen.
Dazu gibt es Action, die aber nicht im Effektoverkill untergeht, und alles wird von Jaime und seiner Familie zusammengehalten. Wirklich über den ganzen Film hinweg! Er und seine Familie sind der Dreh- und Angelpunkt, und das macht vieles auf menschlicher Ebene so viel greifbarer. Am besten lässt sich dieser Kontrast an Transformers - The Last Knight aufzeigen, wo Bumblebee ein Jahr später der komplette Gegenentwurf zur gesamten Reihe war und so viel sympathischer wirkte.
Demgegenüber steht jedoch ein Superheld, den kaum einer kennt und der auch nicht überzeugt und den Zuschauer mitreißt. Dafür sind die Szenen zu bekannt, fehlt es an Spannung und Elementen, die der Film hätte stärker ausbauen können. Diese lässt Blue Beetle sträflich links liegen. Wenn schon das lateinamerikanische Setting, warum wird das nicht viel stärker thematisiert und der Film einprägsam für den Zuschauer in diese Richtung geschoben? Hier bleibt vieles einfach zu generisch, und das ist dann katastrophal, wenn die Hauptfigur eben kein Fanliebling ist.
Wäre Blue Beetle vor ein paar Jahren unter dem MCU-Dach erschienen, wäre er wahrscheinlich ein großer Erfolg geworden. Jetzt wird man froh sein, überhaupt keinen Flop produziert zu haben. Natürlich wird der Film in einigen Ländern ganz solide performen, und es ist natürlich auch schön, wenn auch andere Kulturkreise ihren ganz persönlichen Superhelden bekommen, mit denen sie sich identifizieren können.
Das alles täuscht am Ende aber nicht darüber hinweg, dass uns diese Art von Geschichten seit fast 30 Jahren vorgesetzt wird und Superhelden in dieser Form einfach langweilig werden. Wieder eine Origin-Story, wieder ein Schurke, wieder ein unbedarfter Junge, der zum Helden mutieren darf und den Tag sowie die Familie rettet. Dies ist zwar wirklich charmant umgesetzt, aber es langweilt über weite Strecken leider nur noch. Die wirklichen Stärken des Films kann Blue Beetle nur zu selten ausspielen.
Wiederschauwert: 30%
