Bewertung: 3 / 5
Der erfolgreichste Film des Jahres und es gibt nur 2 User-Kritiken hier auf MJ? Das geht ja mal gar nicht! Dennoch, ich mach es trotzdem mal etwas kürzer als sonst...
Barbie hat das immergleiche Leben in Barbieland bis eines Tages etwas nicht mehr stimmt. Es heisst, dass das etwas mit ihrer besitzerin in der realen Welt zu tun haben dürfte. Daraufhin macht sie sich auf in unsere Realität, um das wieder gerade zu rücken...
Trailer zu Barbie
Erst einmal: Ich weiss bis heute nicht, wie Mattel dazu bewogen werden konnte, diesen Film durchzuwinken, so wenig konform wie dieser Film daher kommt und so wenig anbiedernd an den KOnzern das Ganze hier rüber kommt. Der Film ist gleichzeitig Demontage, Satire und Hommage an die kleine Plastikpuppe, dabei auf den ersten Blick auch wenig publikumswirksam und Meta, dass ich auch nicht verstehe, wie gerade dieser Film zum erfolgreichsten Film des Jahres avancieren konnte. Sorry, ich verstehe es wirklich nicht.
Das heisst nicht, dass ich den Film schlecht finde, im Gegenteil. Er ist lustig, intelligent, doppelbödig und eben keine typische "Barbie und Ken lieben sich Story", sondern eben so viel mehr. Aber genau deswegen verstehe ich nicht, dass gerade in den Zeiten, in denen wir leben, so ein im besten Sinne andersartiger Mainstreamfilm sich durchzusetzen in der Lage ist.
Der Film ist einfach recht schwer zu greifen, einerseits liefert er eine recht komplexe Story über den Platz der Frau in der Gesellschaft, analysiert und seziert gewisse Mechanismen, unterwandert und bedient diese gleichzeitig, immer mit einem Augenzwinkern, andererseits macht er es sich aber dann doch zu einfach, indem er den Ursprung allen Übels in der Zurückweisung des Antagonisten verortet und eine Lösung anbietet, die fast zu einfach erscheint.
Dass Ryan Gosling seine Rolle geniesst, ist ja schön und gut, aber die Figur des Ken ist hier als das Hauptproblem des Films anzusehen: Er ist miesepetrig vom Start weg, wird von Barbie am ausgetsreckten Arm verhungern gelassen, und etabliert sich im Laufe des Filmes als Antagonist, weil er zurück gewiesen wurde. Auch später, als Barbie endlich sieht, wie es um ihn steht und sie sich aussöhnen, stösst sie ihn noch vor den Kopf. Einerseits mag das tatsächlich im gesteckten Rahmen der Figuren ja passen, und es ist ja auch nie die Frage, wie es mit Barbie und Ken weiter geht, sondern es ist die Geschichte vom Erwachen Barbies. Aber dann Ken als diese Figur so zu etablieren und aufzubauen in diesem Rahmen ist entweder zu kurz gegriffen oder eben zu lang gegriffen, aber in meinen Augen eben nicht balanciert genug eingebunden. Denn zum einen bedient diese Geschichte die alte Mär, dass die zurückweisende Angebetete eine Mitschuld am Gewaltakt des Mannes trägt (womit sie trotz emanzipatorischem Ansatz in eine altgediente Falle tappen würde) und zum anderen ist die Inszenierung schlau genug, diese Unterstellung zu unterwandern und eben als doppelten Boden anzusetzen: Warum könnt ihr Männer nie verstehen, dass es nicht immer um das eine gehen muss?
Aber selbst diese Aussage wird letztlich unterwandert, indem es die letzte Szene gibt. Und selbst da könnte man meinen: Jetzt wo sie sich endlich etabliert hat als die Person, die sie tatsächlich sein möchte, ist sie jetzt soweit den nächsten Schritt zu gehen, nicht mit WEM; sondern überhaupt.
Alles in allem ist Barbie ein grundsympathischer Film, der immer mit dem einen doppelten Boden mehr daher kommt, respektlos und - voll zugleich das Phänomen dieser Plastikpuppe demontiert und zelebriert gleichzeitig und Mattel auch nicht wirklich sympathisch dastehen lässt. Dass ausgerechnet dieser Film 2023 der erfolgreichtste Film werden konnte, wo gefühlt eine gewisse vokale Gruppierung im Netz und (nicht immer) diversen Foren, macht einem einerseits Hoffnung, andererseits weiss mana uch nicht, ob es sich hiebrei nur um ein Strohfeuer handelt, und/oder ob der Film überhaupt als das wahrgenommen wurde, wie er konzipiert war.
Denn der Film ist auf der anderen Seite auch als superseichte Nullingerstory wahrnehmbar, und auch das hat seine Meriten.
Insofern hat die Gerwig alles richtig gemacht, sich zwischen alle Stühle gesetzt und gewonnen! Un ddie Besetzung ist auf den Punkt.
Aber trotzdem: Wie gesagt, der Film macht es sich zu einfach mit seinen wichtigsten Aussagen, und bietet auch zu einfache Lösungen an, dann ist er plötzlich doch zu abtrakt, und hat nicht wirklich einen roten Faden. Daher wirklich gut ist er nicht. Er ist intelligent, er macht sehr vieles richtig, aber obwohl er kurz davor ist, damit durchzukommen, und sicher auch durchkäme, er will nicht wirklich anecken und den Finger tiefer in die Wunde drücken. Er will letztendlich nur spielen und nicht anecken.
Und gerade in der zweiten Hälfte hat er alle Möglichkeiten. Also um es auf den Punkt zu bringen: Etwas doch zu brav. Daher trotz aller vorhandenen Qualitäten und der absoluten sympathiewerte trotzdem NUR 6 Punkte und dennoch die absolute Empfehlung den Film zu schauen !