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Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?

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Burn After Reading Kritik

Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger? Kritik

Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger? Kritik
0 Kommentare - 28.01.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der alkoholkranke CIA-Mitarbeiter Osborne Cox (John Malkovich) verliert seinen Job und beschließt, seine Memoiren zu verfassen. Seine Ehefrau, die davon genervt ist, daß Osborne nun mitbekommen könnte, daß seine Affäre mit ihrem langjährigen Hausfreund Harry Pfarrer (George Clooney) hat, versucht ihn wieder loszuwerden. Um also in einer möglichen Scheidung vor Gericht die Oberhand zu haben, brennt sie private Daten ihres Mannes auf CD und nimmt sie mit sich. In einem Fitnessstudio finden die Mitarbeiter Chad Feldheimer (Brad Pitt) und Lina Litzke (Frances McDormand) die Daten und wollen damit Geld erpressen.

Mit einem großen Ensemble konnten die Coen-Brüder ja immer schon punkten. In Filmen wie The Big Lebowski (1998) oder auch Hail Caesar! (2016) bewiesen sie ein Gespür dafür, unscheinbar wirkende Sequenzen aneinanderzureihen und sie zu einem Film zu verwandeln. Doch während die genannten Beispiele aus den unterschiedlichsten Gründen dafür sorgten, daß man recht schnell in die dort präsentierte Welt abtauchen konnte, offenbart sich die Agenten-Satire Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? als zu Anfang doch recht zielloses Werk, in welchem die Figuren irgendwie miteinander verbunden sind und diese Verbindung dennoch etwas zu gewollt daherkommt. Da gibt es einmal einen Handlungsstrang um eine Fitnessstudiomitarbeiterin, die sich Schönheitsoperationen unterziehen möchte. Dann gibt es einen frustrierten Mann, der aus einem Job gefeuert wurde und nun an seinen Memoiren arbeitet. Dann einen weiteren Mann, der so den Gigolo raushängen lässt und eine Frau, nach der anderen abschleppt. Das erinnert so ein wenig an X-Men: Apocalpyse (2016), der ebenfalls zu Beginn relativ unterschiedliche Geschichten versucht hat, miteinander zu verweben, ohne daß das Gesamtbild insgesamt stimmig wirkte. Von Schönheitsoperationen zur nationalen Sicherheit ist es dann doch ein recht weiter Sprung. Wenngleich das konzeptionell und inhaltlich nicht stört, aber mit einem reinen Blick auf eine stimmige Geschichte vielleicht dann doch zu viel ist.

Trailer zu Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?

Die Frage ist ja, ob man das überhaupt braucht. Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? Ist nichts weniger als eine Farce. Ein Genre, daß die Coen-Brüder wie kein anderes Gespann und auch kein anderer Regisseur beherrschen. Schwere mit Humor zu untermalen, ist eine Kunst. Eine Kunst, die man fälschlicherweise auch Taika Waititi oder James Gunn nachsagt. Wer allerdings verstehen will, wie so etwas geht, der sollte sich mit den Coens befassen. Wenngleich auch dieser Film hier seine Probleme hat. Und so darf man sich dann auch fragen, warum das Ende noch relativ viel offen lässt. Es liegt eigentlich auf der Hand und dennoch entscheidet dieser gewagte Schritt darüber, ob man überhaupt einen Zugang zu dem Werk findet. Denn Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? Endet abrupt. Zu Beginn, wie auch zum Ende ist eigentlich nicht gänzlich geklärt, wie die Figuren nun ihre Heldenreise erlebt haben oder werden. Dinge passieren einfach und die Coens wollen dem Zuschauer bewusst das Denken nehmen. Nicht, damit der Zuschauer nach dem Werk nicht denkt, sondern weil er an das richtige denken soll. Als Satire auf den American Way of Life funktioniert dieser Film gut, weil er Charaktere zum Fokus macht, deren Wünsche und Träume doch relativ banal anmuten, die sich vollends einem System und dessen Vorstellungen unterworfen haben und sich nun nur noch nach den banalsten Dingen im Leben sehen. Hier wird das gekonnt ausgedrückt in Form von Selbstoptimierung und vermeintlicher Liebe.

Denn die dort gezeigten Figuren führen keine Beziehungen, die auf Liebe basieren. Sowohl Harry Pfarrer, Linda Litzke als auch Katie Cox sind nicht dazu in der Lage, eine monogame Beziehung zum Ende zu führen. Was auch immer das bedeuten mag. Der Anspruch an das Gegenüber ist dabei vielleicht gar nicht so groß, wie der Anspruch an die eigene Person. Genau geklärt wird das nie, dennoch spürt man dann eine Ehrlichkeit, weil der Film clever die Konstrukte einer Ehe oder Liebe analysiert, die auf bloßem Sex und dem Entwerten des Gegenübers basiert. Und das hat Folgen, weil man dann vielleicht zwar nicht direkt aus diesem Grund an sich zweifelt und dennoch irgendwo das Gefühl hat, an seiner eigenen Situation etwas zu ändern. Und das tun diese Figuren, wenngleich sie intellektuell nicht dazu in der Lage sind zu verstehen, was gerade vor sich geht, haben sie ganz banale Träume vom Aufstieg. Hier wird das dann auch gekonnt mit dem Transhumanismus und dessen Drang nach Selbstoptimierung gepaart. Nicht umsonst gibt es hier Personen, die im Fitnessstudio arbeiten. Daß dieser Aspekt im Film so präsent ist und gleichsam geschuldet durch die fortschreitende Zeit aktueller nicht sein könnte, macht dieses Werk dann sogar schwerer, als es eigentlich ist. Doch viel Raum zum Nachdenken will dieser Film auch gar nicht geben, weil die Coens eben viel eher daran interessiert sind, den Nonsens in den Fokus zu rücken und die Schwere nach hinten zu stellen.

Darin ähnelt der Film einem weiteren Coen-Werk. Ähnlich wie The Big Lebowski berichtet dieser gekonnt von der Arbeiterklasse. Und diese Repräsentation ist schon relativ verwunderlich, weil diese ganz selten nur noch gut gemacht Platz findet im Kino. Der Mensch will in Zeiten von Klimawandel, Krieg und Terror wohl eher die Hoffnung in Übermenschen stecken. Dabei spielt der Film ebenso gekonnt mit dem ewigen Thema einer unorganisierten und selbst überlassenden Gruppe. So gibt es hier keinen moralischen Kompass, nachdem die Figuren für andere einspringen würden, sondern jeder, ist sich selbst der Nächste. Diese unsolidarische und unausgesprochene Übereinkunft spiegelt auch das Verhalten der Gesellschaft bei Themen der Zivilcourage ganz gut wider. Es ist aber nicht so, daß diese unscheinbaren Figuren einfach nur kein Interesse verspüren einander zu helfen, sondern ganz schlicht und ergreifend auch gar nicht darum wissen, daß dies eine Möglichkeit wäre. So sind die Figuren dabei immer relativ direkt und überspitzt, zeigen aber durch das karikatureske Verhalten durchaus die Problematik innerhalb der Gesellschaft auf. Dazu ist gerade auch das Agentenfilmgenre eines, welches Helden gebärt. So etwa ein James Bond, der die Aufgaben übernimmt, für die das einfache Volk zu unbegabt oder ängstlich ist. Dies aber in Kontrast zu stellen zu völlig eigennützigen Figuren, sorgt dafür, daß der Film an den Stellen ebenfalls herrlich unterhaltend ist.

Und wie es den Coens gelingt, Realität und Absurdität zu vereinen, ist schon bemerkenswert. Denn die Themen, die besprochen werden sind groß, die Figuren verhalten sich satirisch überspitzt und dennoch hat man mit Blick auf die Jetztzeit den Eindruck, als wäre es genauso. Gleichsam steckt da auch etwas philosophisch trauriges drin, weil man immer wieder aufgezeigt bekommt, wie absurd das Leben in der vermeintlich objektiven Realität eigentlich ist. Der gesamte Film ist ohnehin bitterböse, weil er eine clevere Analyse über Staatsmacht, Paranoia, Egomanie und grenzenlose Idiotie darstellt. Den Figuren ist nicht mehr zu helfen, weil es nichts gibt, was diese Figuren als falsch empfinden würden. Dazu ist das natürlich auch schauspielerisch großartig. So spielen John Malkovich und Francis McDormand relativ klassisch ihre Figuren mit gewohnter Souveränität. Darüber hinaus sind es aber vor allem George Clooney, als auch Brad Pitt, die ihre Images als Sex-Ikonen, Maskulinität und Gentleman-Attitüde aufs Korn nehmen. Zumindest bei Clooney muss man dazu sagen, daß er mit Werken wie From Dusk Till Dawn (1996) oder auch O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (2000) ja ohnehin nicht immer das Saubermann-Image hatte. Aber gerade Brad Pitt als latent homosexueller, verblödeter Fitnessjunkie ist atemberaubend, weil er einfach überrascht und das komplette Gegenteil zu seinem sonstigen Dasein ablichtet.

Zu Anfang und zum Ende ist Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? sicherlich mit der ein oder anderen Länge gesegnet. Doch was dazwischen stattfindet ist eine clevere Analyse einer kaputten Gesellschaft, eine absolut überspitzte Darstellung von Figuren, die aber eine Aussage über die Menschheit trifft, die nicht passender sein könnte und ewig skurrile und schräge Momente voller Überraschung. Nonsens oder Bedeutung und vielleicht ist das gar nicht wichtig, was es am Ende ist. Viel eher unterhält das Werk gekonnt.

Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger? Bewertung
Bewertung des Films
810

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