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Die Brücken am Fluss

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Die Brücken am Fluß Kritik

Die Brücken am Fluss Kritik

Die Brücken am Fluss Kritik
0 Kommentare - 15.02.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Die Brücken am Fluss" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Als Francesca Johnson (Meryl Streep) stirbt, finden ihre Kinder ihre Tagebücher, in denen der Grund geschrieben steht, warum sie eingeäschert von der Roseman Bridge verstreut werden wollte. Zurück in der Vergangenheit lebt die Farmersfrau Francesca allein zu Hause, weil ihre Familie für ein paar Tage zu einer Ausstellung gefahren sind. In dieser Zeit lernt sie den Fotografen Robert Kincaid (Clint Eastwood), der in der Gegend überdachte Holzbrücken fotografiert. Schnell entwickeln sich zwischen den Beiden echte Gefühle, die Francesca vor einen inneren Konflikt führen.

Einmal etwas geträumt zu haben, von einem Leben, daß so unendlich, berauschend und erfüllend wirkt. Das kann eigentlich nur die Liebe sein. Das Gefühl der tiefsten Verbundenheit, daß sich nur durch Metaphern und Gesten ausdrücken lässt, die alle nie genug sind. Die Brücken am Fluß berichtet nicht von der Bedeutung des Gefühls, zumindest nicht vollständig. Ebenso wichtig ist dabei, welche Liebe stattfinden darf und welche eben nicht. Es gibt durchaus mehrere, recht spannende Lesarten, diesen Film zu deuten. Die logistische wäre hier, daß dieser Film inmitten der 1960er Jahre angesiedelt ist und zwei Menschen zeigt, die nur durch den puren Zufall aufeinandertreffen. Der Freigeist und Weltbürger Robert Kincaid, der auf die Hausfrau und Mutter Francesca Johnson trifft. Mehr ist sie nicht geworden, mehr konnte sie nicht werden. Und dann stellt der Film die Fragen, oder lässt einfache Tatsachen im Raum stehen. Warum lässt eine Frau, aus dem wunderschönen Italien ihr Leben liegen, um mit einem Mann eine Familie auf dem ländlichen Iowa zu gründen. Das Konzept der Ehe fordert von konservativen Geistern vollste Treue und nichts steht über diesem heiligen Bund. In Sünde zu leben, heißt, sich zu entwickeln und wieder zu lieben. Es heißt es vor allem für Frauen noch mehr als für Männer. Schließlich verzeiht man Polygamie Männern wesentlich eher als Frauen und bejubelt diese gar noch. Daß eine Frau mehr sein will oder wieder sein will, aber in einen moralischen Konflikt geführt wird, das zeigt dieser Film.

Denn Die Brücken am Fluß handelt von der Frage nach wahrer Intimität. Ein Gedanke, der keineswegs nur auf Sex oder nur auf Liebesbekundungen beruht. Doch eine Liebe gehört niemals nur den Liebenden, gerade in ländlichen Regionen, so hat es den Anschein, ist man ganz stark auch den Wertungen der Außenwelt unterlegen, die darüber urteilen, was richtig und was falsch ist. Allerdings hört es da nicht auf. Und dieser Film zeigt das. In einer kleinen Sequenz in einem Diner wird deutlich, wie wichtig doch die Meinung anderer ist, wenn es darum geht, in seiner Ganzheit zu sein. Da wird alles gewertet und wenn es dem Maßstab entspricht, dann findet man trotzdem einen Grund über die Person herzuziehen. Menschen reden. Die Hauptfigur Robert Kincaid bemerkt das auch. Und dabei muss zunächst nicht mal viel passieren. Denn Eastwood legt einen Großteil der Geschichte nur als eine Versuchung aus. Zu intensiven und indiskreten Momenten, die verrucht wären, kommt es nicht. Doch ist das gar kein konservatives Gehabe, nachdem eine Moralisierung oder Grenzsetzung einer darüberstehenden Person stattfindet, es ist viel eher die Hoffnungslosigkeit, sich dem Gedanken der Liebe vollständig hingeben zu dürfen. Es geht nicht darum, die Ehe und die daraus resultierenden sozialen Parameter zu erhalten, sondern es ist ein zynischer Blick auf die Vollkommenheit, die nie erlagt werden darf. Das lässt sich auch wunderbar an der Rahmenhandlung um die Kinder von Francesca Johnson bestätigen. Denn auch ihr Sohn wertet das Verhalten der Mutter. Zwar geht es da um andere Gründe, denn auch der Sohn fühlt sich dadurch ein wenig betrogen, allerdings bleibt es bei dem Erhalt des freudvollen Familienradseins.

Viel zu gut ist das Werk darin, seine Geschichte vollkommen unwirklich in Zuckerwatte zu stecken. Die Figuren und ihr Aufeinandertreffen, ihre Obsession füreinander und auch das Konstrukt, das vielleicht nicht ganz so fest ist, lassen den Film wie eine Art poetische Traumreise wirken. Es geht bei den Figuren immer um Momente und allein deswegen, sind sie berichtenswert, weil auch da eine Endlichkeit drinsteckt. Schwermütig und fast schon melancholisch agieren die Figuren, in dem Wissen, daß alles, was sie tun, eine Endlichkeit besitzt. Dabei begreifen sie vielleicht nicht immer, wo das Problem eigentlich liegt. Ist es nur die soziale Ächtung oder führt das Gefühl einer neuen Verbindung auch wieder in eine unendliche Angst? Denn Angst haben die Figuren auf jeden Fall. Schließlich ist auch Kincaid sein ganzes Leben lang unterwegs. Er ist ein Weltbürger, jemand, der überall und nirgendwo ein Zuhause hat. Natürlich eben eine Eastwood-Rolle. Und dennoch lässt dieser Film clever Spielraum, um sich nicht zu sehr in die Karten schauen zu lassen. Dann wiederum stellt die Frau Francesca als Frau natürlich in diesen Zeiten die komplette Gefangenschaft dar. Es ist nicht etwa plakativ, in dem auch ein Mann sagen würde, die Figur dürfte dieses oder jenes eben nicht tun. Gleichsam hat sie auch nur ganz marginal Kontrolle über irgendetwas. Der Film versetzt seine Figuren immer in eine Art Schüchternheit. Wenn man dem Film also etwas Böses wollte, dann könnte man Francescas Einladung zum Kaffee auch als eine Art pubertäres Gehabe ansehen. Doch nur weil Interesse und die daraus folgende Liebe eventuell etwas unbeholfen ist, heißt das nicht, daß sie nicht wahrhaftig ist. Schließlich fällt es unglaublich vielen Menschen bis zu ihrem Ende schwer, Gefühle und Gedanken konkret zu äußern.

All diese Gefühle und Nuancen, die tiefgehende Psychologie der Charaktere, deren Hoffnungen und Träume werden von Clint Eastwood und vor allem Meryl Streep großartig getragen. Wenngleich Eastwood in seinem Spiel immer ein wenig limitiert ist, funktioniert er im Gespann mit Streep sehr gut. Und auch Streep als sehnsüchtige Frau, die mehr sein will als Hausfrau und Mutter und all ihre Träume in ein Leben auf dem Land gesteckt hat, hat viel zu sagen. Man merkt, daß da etwas brodelt, wenn diese Figuren miteinander agieren und auch ihre Chemie miteinander ist ziemlich gut. Doch das soll es nicht sein und Eastwood belässt es in seinem Werk nicht etwa einfach bei einer Trennung. In den folgenden Jahren wird sich diese Frau immer an Kincaid erinnern und sich fragen, ob es das wert war. Da gibt es kein Happy End, nach dem sich die Figuren in den Armen liegen. Und auch der Mann, den sie nicht verließ, ist dann nicht mehr da. Im Prinzip verbleibt sie also in Einsamkeit und das mag durchaus zynisch sein. Und gleichsam ist es dazu ehrlich, weil man zum einen natürlich eine ganz andere Epoche porträtiert, die die Frau noch ganz anders verstand. Und dann wiederum ist es auch so, daß die sozialen Pflichten und Stigmata die Figuren eigentlich immer an ihrem Glück hindern. Da überdenkt der Film systemische Strukturen und lässt sie als Sünder an zwei Leben dastehen.

Wer der die Regiearbeiten von Eastwood kennt, der wird mit so manchen konservativen Gedanken rechnen müssen, die einfach altbacken sind. Diese fallen in Die Brücken am Fluß zwar nicht übermäßig auf und dennoch ist aber gerade die Geschichte vielleicht ein wenig zu routiniert. Da liegt ein Zynismus in der Luft, der sehr ehrlich ist und die Liebe als das begreift, was sie ist. Endlich. Und dann sind es diese Menschen, die wunderbar subtil gespielt werden und immer in eine gegenseitige Obsession verfallen, die aber keineswegs zu aufgesetzt wirkt.

Die Brücken am Fluss Bewertung
Bewertung des Films
710

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