Bewertung: 4 / 5
Istanbul. Bond (Daniel Craig) im Clinch mit einem Schurken auf einem Zugwaggon - und dann geht etwas schief. So furchtbar schief, dass sich M (Judi Dench) um einen Nachruf bemüht sieht, als ob nicht genug andere Probleme ihrer harren. Der MI6 wird Ziel eines Terroranschlags und zu allem Überfluss muss sie sich einem Ausschuss stellen, der ihr Versagen beim Schutz der Agenten vorwirft. Nicht zuletzt stellt man ihr mit Mallory (Ralph Fiennes) einen fähigen, aber bissigen Vorsitzenden des Komitees für Spionage- und Sicherheitsangelegenheiten zur Seite, der ihren Abschied arrangieren soll. Als Bond, der zuletzt im Untergrund lebte, von den Problemen und dem Anschlag erfährt, steht er M bei - um bald festzustellen, dass ein mysteriöser Hüne namens Silva (Javier Bardem) zur größten Gefahr des MI6 werden könnte...
Wer sich nach dem Ende von Nolans Batman-Trilogie grämte, dass es keinen Platz mehr für gefallene Helden gibt, wird aufatmen. Denn mit Skyfall ist es Sony gelungen, wieder einen wahrhaftigen Bond in die Kinos zu bringen, der rau, kantig und dennoch gefühlvoll daherkommt. Wenn diese Produktion MGM nicht retten sollte (nebst der anstehenden Hobbit-Trilogie), dann machen die Jungs da oben wirklich eine Menge falsch. Doch allein die Tatsache, mit Regisseur Sam Mendes (American Beauty, Zeiten des Aufruhrs) einen wirklich guten Griff getan zu haben, lässt hoffnungsfroh in die Zukunft blicken.
Trailer zu Skyfall
Dabei macht Mendes nichts großartig neu, sondern nur besser, dem es mit Hilfe seiner Drehbuchautoren und Kameraleute gelang, einen stimmigen Agententhriller zu kreieren. Wir erinnern uns: Casino Royale war ein knallharter Bruch mit den alten Filmen, düster und von allem befreit, was die früheren Teile ausmachte. Bond war verletzlich und sein Charakter stand deutlich im Vordergrund, wohingegen die Action reduziert wurde. Demgegenüber versuchte sich Ein Quantum Trost erneut actionlastiger zu etablieren und zog die Furche weiter, nur nicht überzeugend genug. Skyfall dagegen nimmt das Beste aus allen Welten und verknüpft es gekonnt, sei es die Charakterentwicklung, mehr Action und liebgewonnene Attribute aus der alten Reihe, wenn auch nur als kurze Hommage. Auch Q darf mal wieder ran, der mit Ben Wishaw (Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders) nerdig genug ist und Bond auf seine unnachahmliche Art auch Paroli bietet.
Jeder kennt Bond, insofern muss man sich nicht groß in Details verlieren, die überdies auch eine Spoilergefahr bergen, denn so mancher Moment im Film wird ein überraschender sein. Daniel Craig spielt den berühmten Geheimagenten kernig wie eh und je und ist sich seiner Ausstrahlung, die nichts mit Perfektion gemein hat, überaus bewusst. Andererseits erleben wir ihn wieder in einer verletzlichen Lage und Skyfall deutet das Unausweichliche an, dass niemand dem Verfall und Alter entkommen kann. Aber bis zum Ende ist es noch weit und nach dem nunmehr 23. Teil der Reihe werden wir mit Craig definitiv noch unseren Spaß haben. Überraschend ist Bonds Zurückhaltung den Film über, was die üblichen sexuellen Abenteuer angeht. Zwar umgarnen mit Bérénice Marlohe, Tonia Sotiropoulou und Naomie Harris drei hübsche Damen den Topagenten, doch kaum etwas ist zu spüren von Bonds sonstiger Leichtigkeit, mit der er Frauen üblicherweise ins Bett zog.