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Moonrise Kingdom

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Zwei Ausreißer entfliehen der Welt der Erwachsenen und errichten ihr ganz persönliches Königreich

Moonrise Kingdom Kritik

Moonrise Kingdom Kritik
2 Kommentare - 24.04.2013 von Leia
In dieser Userkritik verrät euch Leia, wie gut "Moonrise Kingdom" ist.
Moonrise Kingdom

Bewertung: 4.5 / 5

Regisseur [b]Wes Anderson[/b] [i](„Darjeeling Limited“[/i], [i]„Der fantastische Mr. Fox“[/i]) hat mit seinen vergleichsweise wenigen Werken eindrücklich bewiesen, dass sich seine Filme niemals so entwickeln, wie man es eingangs vielleicht vermutet. Andersons Filme sind anders. Diese Beschreibung trifft es wahrscheinlich am genauesten. Man findet keinerlei Muster, an die sich der Kinogänger orientieren kann. Vielmehr präsentieren sich Andersons Werke leicht chaotisch und fast schon übertrieben detailverliebt. Die überzeichneten Charaktere in seinen Geschichten scheinen allesamt aus der Irrenanstalt ausgebrochen zu sein, denn keine Figur kommt ohne eine kleine Macke, ohne einen seltsamen Tick daher. Dennoch findet man sich in ihnen wieder, erkennt die Karikatur dahinter und muss sie im Laufe der Geschichte einfach lieben lernen und sollte es nicht unbedingt Liebe sein, ihr zumindest tiefsten Respekt zollen. Seine Figuren, im Besonderen natürlich die Protagonisten, sind ausgesprochen mutig. So beweisen auch die beiden Helden aus Andersons neuestem Streich [i]„Moonrise Kingdom“[/i] die allerhöchste Courrage, indem sie sich der für Kinder so mächtigen Welt der Erwachsenen widersetzen und ihren eigenen Weg gehen. [i]„Moonrise Kingdom“[/i] führt uns mitten in die 60er Jahre – eine Zeit, zu der die reiferen Herr- und Frauschaften unserer Zeit noch in den Kinderschuhen steckten – zu einer schrulligen Inselgemeinde vor der Küste Neuenglands. Gewissenhaft klärt uns der Erzähler dieser Geschichte ([b]Bob Balaban[/b] – [i]„Das Mädchen aus dem Wasser“[/i], [i]„Dedication“[/i]) über die genauen geographischen, geschichtlichen und meteorologischen Eigenschaften dieses Ortes auf, um uns dann den Figuren zu überlassen, die mit Wes Anderson-typischen Kamerafahrten, Longshots und 180°-Drehungen ohne große Worte, dafür aber mit pompöser, orchestraler Musik eingeführt werden. Der Verlauf der Story und das Abenteuer unserer beiden Protagonisten Sam ([b]Jared Gilman[/b]) und Suzy ([b]Kara Hayward[/b]) ist im Grunde ganz simpel und schnell erzählt. Während einer zufälligen Begegnung bei einer Theateraufführung von der biblischen Erzählung rund um Noah und die große Flut verlieben sich der talentierte und nerdige Pfadfinder und die depressive und fernwehkranke Leseratte ineinander und beginnen eine innige und intime Brieffreundschaft. Schließlich halten sie es in ihrem jeweiligen Umfeld nicht mehr aus und beschließen, gemeinsam davonzulaufen. Dies bleibt natürlich nicht unbemerkt und schon bald hält eine großräumige Suchaktion die Inselgemeinde auf Trapp. Nach und nach werden die einzelnen Konflikte und düsteren Geheimnisse zu Tage getragen, die Sam und Suzy von ihrem Zuhause vertrieben haben. Dass dies bei weitem keine Leichte Kost ist, dürfte den fortgeschritteneren Anderson-Kenner nicht überraschen. Von den farbenfrohen Bildern und dem skurrilen Erzählstil sollte man sich nämlich nicht irreführen lassen, denn wer sich auf das infantile Abenteuer Sams und Suzys einlässt, der erfährt eine epische Bandbreite an Emotionen, die die einzelnen Figuren mit spielerischer Leichtigkeit zu transportieren wissen. Dass die Filmwelt um die unendlichen Dimensionen weiß, die Andersons Geschichten innehaben, beweist wohl auch die ständige und begeisterte Beteiligung namhafter Schauspielgrößen. Die Gesichter von [b]Bill Murray[/b] ([i]„Lost in Translation“[/i], [i]„Die Royal Tenenbaums“[/i]) und [b]Jason Schwartzman[/b] ([i]„Rushmore“[/i], [i]„Darjeeling Limited“[/i]) gehören bereits zum Inventar der Anderson-Filme und in [i]„Moonrise Kingdom“[/i] dürfen nun erstmals auch Schauspiel-Koryphäen, wie [b]Bruce Willis[/b] ([i]„The Sixth Sence“[/i], [i]„Sin City“[/i]), [b]Edward Norton[/b] ([i]„Fight Club“[/i], [i]„Der unglaubliche Hulk“[/i]), [b]Frances McDormand[/b] ([i]„Fargo – Blutiger Schnee“[/i], [i]„Burn After Reading“[/i]) und [b]Tilda Swinton[/b] ([i]„Der seltsame Fall des Benjamin Button“[/i], [i]„We need to talk about Kevin“[/i]) mit diesem außergewöhnlichen Regisseur zusammenarbeiten. Und obwohl diese Créme de la Créme Hollywoods zu jeder Filmminute absolut überzeugen kann, kommen sie doch bei weitem nicht an die beiden Jungstars heran, die mit ihren zarten 12 Jahren ihr Kinodebut geben und den restlichen Cast in den Schatten stellen. Sam und Suzy alias Jared und Kara entfalten eine zärtliche, leidenschaftliche, verzweifelte und innige Zuneigung, wie man sie nur bei Erwachsenen erwartet hätte. Gepaart mit der Unschuld und Neugier eines Kindes, erfährt man die Mannigfaltigkeit und leuchtende Intensität der Liebe, die in der tristen und ignoranten Situation unseres Heldenpaares nur einen Ausweg kennt – Flucht. Doch die starrsinnigen Erwachsenen sehen darin zunächst nicht die dringende Botschaft, die die beiden verzweifelten Kinder ausstrahlen und erst mit dem Auftauchen der kaltherzigen Frau vom Jugendamt, herrlich unterkühlt und eisern dargestellt von Tilda Swinton, und einer Sintflut ähnlich dem Zorn Gottes, der aus längst vergangenen Zeiten einst Noah heimsuchte, fangen die Erwachsenen an zu begreifen, was die beiden jungen Abenteurer wirklich brauchen und wollen – zumindest der sympathische Teil der Erwachsenen. Dass Regisseur Anderson seine Filme stets mit einem stattlich skurrilen Humor, grotesken Figuren und farbenfrohen, detailverliebten Settings ausstattet, wird in [i]„Moonrise Kingdom“[/i] wieder einmal bewiesen. Dabei geht der Filmemacher äußerst bedächtig und gewissenhaft vor. Kein Detail wird sinnlos verschwendet und taucht zu späterer Stunde mit großer Sicherheit noch mal richtungsweisend in einer der unendlich vielen Schlüsselszenen auf. Diese streut Anderson gern und oft fast schon mit einer provokanten Beiläufigkeit in seine Geschichten ein, was den schrägen Sarkasmus, der in jedem seiner Werke mitschwingt, nochmals unterstreicht. All die zauberhaften und farbenprächtigen Bilder durfte Komponist [b]Alexandre Desplat[/b], der musikalisch schon [i]bei „Der fantastische Mr. Fox“[/i] mit Wes Anderson zusammenarbeitete, mit einem wunderschön melancholischen Soundtrack untermalen, der – dank des Einsatzes eines Jungenchores – akustisch zuweilen an Filme, wie [i]„Die Kinder des Monsieur Mathieu“[/i] erinnert. Gepaart mit orchestralen Stücken von Franz Schubert und Benjamin Britten, sowie Country-Klassiker von Hank Williams schenken [i]„Moonrise Kindom“[/i] sowohl die nötige epische Tiefe, als auch die zeitgenössische Autorität. [b]Fazit:[/b] [i]„Moonrise Kingdom“[/i] fühlt sich an, wie das neugierige Durchstöbern alter Fotoalben mit den ersten gelbstichigen Farbfotografien, die diese gewisse Nostalgie versprühen. Als hätte man eine uralte Aufnahme seiner eigenen Kindheit wieder gefunden, die nicht zwangsläufig die Realität widerspiegelt, sondern vielmehr das Gefühl des Kindsein nochmals hervorruft. Doch diese kindlichen Aufnahmen sollten nicht unterschätzt werden, denn in Kinderherzen spielen sich ebenso ernste und tiefgründige Emotionen ab, wie man sie ungerechterweise eher bei Erwachsenen vermutet. Leg‘ die graue Maske ab und folge Sam und Suzy ins leuchtende und freie Königreich des Mondaufgangs.

Moonrise Kingdom Bewertung
Bewertung des Films
910

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2 Kommentare
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brickraster-movie : : Moviejones-Fan
13.02.2014 11:26 Uhr
0
Dabei seit: 19.07.12 | Posts: 117 | Reviews: 0 | Hüte: 1
Wow die Kritik ist super ! Trifft genau meine Meinung smile
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mjkoe23 : : Moviejones-Fan
28.04.2013 21:33 Uhr
0
Dabei seit: 08.01.13 | Posts: 953 | Reviews: 12 | Hüte: 4
Toll geschriebene Kritik. Da sieht man aber mal wieder wie weit Meinungen auseinander gehen können. Ich war von "Moonrise Kingdom" maßlos enttäuscht. Lag wahrscheinlich auch mit daran, dass der Trailer einen ganz anderen Eindruck von dem Film vermittelt hatte, sodass ich einen sehr lustigen, aber nicht besonders tiefgründigen Film erwartet hatte.
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