Bewertung: 3.5 / 5
In einem verzauberten Land lebte die kleine Fee Maleficent. Eines Tages lernt sie einen Jungen von jenseits der Grenze kennen und findet in ihm einen Spielgefährten - der später ihre große Liebe wird. Doch der junge Mann hintergeht sie in seiner Gier nach dem Königsthron, so dass Maleficent, vom Leben und der Liebe enttäuscht, ihr Herz verschließt. Von Rachsucht getrieben, belegt sie des Königs neugeborene Tochter Aurora mit einem furchtbaren Fluch: Diese wird sich an ihrem 16. Geburtstag an einer Spindel stechen und in einen Schlaf fallen, aus dem sie nie mehr erwachen soll...
Wir alle kennen das Märchen von Dornröschen, welches die Gebrüder Grimm hierzulande bekannt gemacht haben, das sich bereits Jahrhunderte zuvor in den Niederschriften verschiedener Regionen wiederfand. Walt Disney nahm sich 1959 des berühmten Märchens an und schuf mit Dornröschen eine zauberhafte Trickfilmversion, in der die Tiere wie überall drollig und zutraulich sind und die Hexe wahrhaft böse. Ihr Name: Malefiz, der in Disneys Maleficent - Die dunkle Fee nun Tribut gezollt wird.
Trailer zu Maleficent - Die dunkle Fee
Wie kam es eigentlich dazu, dass die einst so liebreizende kleine Fee, in Kindertagen gespielt von Isobelle Molloy, so verbittert und hartherzig wurde? Keine Frage, Disney konnte sich hier endlich ausleben, erleben wir in Maleficent - Die dunkle Fee eine absolut neue Story, die den Zeichentrickklassiker und damit auch das Märchen zwar streift, aber sich ansonsten absolut frei verhält. Grandios gecastet wurde Angelina Jolie, die der Hauptrolle in so vielen Szenen diese durchtrieben-erhabene Attitüde verleiht und dennoch verletzlich wirkt. Allein ihretwegen lohnt sich für alle Disney-Fans der Weg ins Kino, vor allem wenn die im realen Leben passionierte Mehrfachmutter im Film ihren Groll auf Aurora, ein süßes Mädchen, ein ums andere Mal ausleben will.
Aurora wird als Teenager von der begabten Elle Fanning gespielt, die in Maleficent - Die dunkle Fee zwar lieb und (zumeist) lebensfroh wirken darf, aber auf weiter Strecke ihr Talent nicht entfalten kann. Dazu gibt die Rolle nicht genug her und das ist schade, da Disney versucht, alles ein wenig neu zu erzählen. An anderer Stelle erleben wir Sharlto Copley als verbitterten König, der mit seiner Wut alles nur noch schlimmer macht. Uns ist bewusst, dass wir mit folgender Aussage vielen Filmfans wiedersprechen dürften, aber für uns ist Copley einer der unsäglichsten Darsteller unserer Zeit. Sein Schauspiel moderat, seine Originalstimme eine Graus und immer, immer wieder scheint ein schräger Charakter durchbrechen zu wollen, der vielen seiner Rollen ihre Authentizität raubt, demgegenüber aber unpassenderweise Komik verleiht. Schade, denn ein anderer Darsteller hätte dem Film durchaus besser getan.
An sich ist es auch schade, warum partout auf Maleficent im Titel bestanden werden musste. Zwar ist auch die deutsche Entsprechung "Malefiz" nicht jedem bekannt, aber eben landläufiger als diese sperrige englische Übernahme. Dabei macht das Fantasymärchen auf weite Strecken viel richtig: Zauberhafte Bilder, eine Geschichte, die ein-, zweimal zu packen weiß und auch den einen oder anderen Szenenwitz versprüht, an dem auch Sam Riley als helfende Rabenhand ihren Anteil hat. Die hohe Künstlichkeit des Films mag ein Stilmittel sein, doch wie schon bei Alice im Wunderland und Die fantastische Welt von Oz wäre weniger mehr gewesen. Vor allem die drei guten Feen, gespielt von Imelda Staunton, Lesley Manville und Juno Temple, wirken in ihrer kleinen Version überaus plastisch animiert, fast als hätten reale Menschen mit zu viel Botox experimentiert. Das ist umso trauriger, da Disney das nötige Kleingeld hat, um eine fantastische Welt und deren Lebewesen auch tatsächlich echt wirken zu lassen. Überaus schade, wenn dies dann so halbgar realisiert wird. Stichwort 3D: Nett, aber wie so oft Geldschneiderei.
Insgesamt hätte Maleficent - Die dunkle Fee zu einem wirklich fantastischen Kinoerlebnis werden können, wenn abschließend nicht die typische Disney-Keule rausgeholt worden wäre. Maleficent vielschichtiger als zu erwarten darzustellen und so manches anders ablaufen zu lassen, war eine gute Idee seitens der Drehbuchautoren, selbst wenn das, was das eigentliche Märchen ausmacht, auf weiter Strecke regelrecht missachtet wird. Disney bastelte sich seine eigene Geschichte, auch unabhängig von seinem Original aus 1959, doch es wäre wünschenswert gewesen, wenn die angedeuteten Ecken und Kanten auch das unausweichliche Happy End etwas griffiger gemacht hätten. Dann wäre es nicht bloß Schwarz-Weiß, sondern eine wunderbare Grauschattierung geworden.