Bewertung: 3 / 5
Im Auftrag der Kirche geht der Vampirjäger Jack Crow (James Woods) auf die Jagd nach Blutsaugern. Er ist auf den Fersen des fürchterlichen Vampirs Valek (Thomas Ian Griffith). Bei einem Einsatz wird fast sein gesamtes Team getötet und Valek entkommt. Nun macht sich Crow abermals Mithilfe seines Kollegen Montoya (Daniel Baldwin) und des jungen Priesters Adam Guiteau (Tim Guinee) auf die Suche nach Valek.
Filme über Vampire hatten in den 1990er Jahren einen regelrechten Boom. Mal waren es die klassischen Stoffe, wie Francis Ford Coppola mit Bram Stoker’s Dracula (1992) bewies. Mal war es die verträumte Romantik eines Interview mit einem Vampir (1994) und mal war es absoluter Trash, wie im Falle von John Carpenters Vampire. Es ist ein Film, der so absurd abgestraft wurde, obwohl er das Schaffen von Carpenter eigentlich ganz gut beschreibt. Minimalistische Ansätze lieferte Carpenter bereits Jahrzehnte zuvor mit Werken wie Halloween – Die Nacht des Grauens (1978) oder eben Sie leben (1988) und auch hier ist das grundsätzliche Konzept erstmal relativ simpel. Eine Gruppe von Männern sucht Vampire und möchte sie im Auftrag der Kirche zur Strecke bringen. Nun, daß die Kirche in vielen Fällen mit Menschen zusammenarbeitet, die vielleicht nicht ganz integer sind, daß ist jedenfalls im Film schon mal nicht so außergewöhnlich. Man denke da nur mal an Van Helsing (2004). Aber auch ansonsten ist diese Gruppe von Vampirjägern der Kirche aus unerfindlichen Gründen treu, was ironisch ist, bedenkt man, daß es sich hier um Mörder, Spanner und eventuelle Vergewaltiger handelt. Das ist ja eigentlich nichts, wozu sich die Kirche öffentlich erstmal bekennen würde.
Wir müssen uns da nichts vormachen, John Carpenters Vampire ist ein Film, der nicht über Trash hinausgeht. Allein schon das Auftreten um James Woods in seinem T-800-Gedächtnis-Outfit und seine Gruppe ist so an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Denn man nimmt James Woods den harten Vampirjäger und Weiberheld mit Kanone nicht ab. Er hat weder den Sexappeal, noch das Charisma, noch sieht er aus wie jemand, den das Leben gezeichnet hat. James Woods ist natürlich ein brillanter Schauspieler, keine Frage. Aber in diesem Fall wirkt er völlig deplatziert. Denn wenn Woods einen Priester bedroht und vermöbeln will, der locker zwanzig Jahre jünger ist als er und noch dazu relativ sportlich aussieht, dann ist das vielleicht ein wenig zu viel des Guten. Nun hat das aber sicherlich irgendwo Kalkül, oder Carpenter ist im Verlauf des Films einfach wahnsinnig geworden. Die Frage, die der Film aber in jedem Fall stellt, ist, wie funktioniert eigentlich diese Welt. Nicht, daß er es erklären würde. Im Prinzip reisen die Vampirebusters von A nach B und töten Vampire. Das ist der Film. Carpenter hält sich hierbei bewusst wohl nicht mit staatlichen Institutionen auf und lässt auch eigentlich jeden Raum zur Frage der Herkunft des Phänomens. Das ist natürlich nicht grundsätzlich falsch, weil man dann eben auch seinen Fokus auf die Unterhaltung legen kann. Doch ein stimmiges Gesamtbild wird dadurch nicht erzeugt.
Interessant ist hier, daß der Film durchaus als extrem misogyn gelesen werden könnte. Da werden Prostituierte verschleppt, geschlagen und nackt ans Bett gefesselt. Nun könnte man natürlich behaupten, daß Carpenter das so schreibt, um seine eigenen Triebe auszuleben, doch das nähme dem Werk jedwede Komplexität und wäre in Anbetracht dessen, was Carpenter für das feministische Kino geschaffen hat, einfach lächerlich. Tatsächlich sind die Frauen hier wirklich mehr Objekte und absolut passiv. Doch das Männlichkeitsbild, daß so über stilisiert cool und männlich sein soll, bekommt da Kratzer, wenn man die Gruppe analysiert. Früher gab es für „wahre Männer“ ja nichts Schlimmeres, als eventuell für schwul gehalten zu werden und noch eventueller schwul zu sein. Nun kann man aber sagen, daß sich in einer solchen Gruppe, die eben aus den männlichsten aller Männer besteht, die noch dazu mitunter homophob sind, eine latente Homoerotik breit macht. Klar, viele solcher Leute merken das oft gar nicht und genau dadurch entlarvt der Film seine eigenen Protagonisten. Wirklich keiner von ihnen ist sympathisch, was es natürlich irgendwo schwer macht, dem Film zu folgen, oder folgen zu wollen. Doch da steckt dann eben auch eine herrlich ehrliche Ironie drin, wenn man solche Menschen zeichnet.
Genretechnisch lässt sich trotz des sperrigen Titels aber nicht genau sagen, was John Carpenters Vampire eigentlich ist. Als Western fungiert er, wenn er eine Gruppe von Revolverhelden durch den Dreck des Sandes watscheln lässt. Als B-Movie, ob seiner trashigen Prämisse. Als Buddy-Movie, durch seine gelungene Konstellation. Als Vampirfilm, natürlich durch, na ja. Als Horrorfilm, wobei ihm da schon die Suspense so ein wenig fehlt und so weiter und so fort. Die Darstellung von Westernhelden, bestätigt noch einmal den Männlichkeitsanspruch, den die Figuren hier ausleben sollen. Wobei Western natürlich auch eine undurchsichtige Entdeckerzeit porträtieren, also allegorisch gesprochen.
Große Freude macht John Carpenters Vampire als das, was es wohl sein soll. Es ist vielleicht nicht der beste und inhaltlich gefülltestete Film, den es gibt. Aber durch mal mehr, mal weniger freiwillig ironisch Szenen, wird daraus eine wahrlich unterhaltsame Komödie.
