Bewertung: 2 / 5
Tomb Raider ist ein britisch-US-amerikanischer Abenteuerfilm aus dem Jahr 2018 und eine filmische Umsetzung der gleichnamigen Videospielreihe. Die nachfolgende Kritik ist spoilerfrei.
Trailer zu Tomb Raider
Die junge Lara Croft, ca. Anfang 20, lebt in London und jobbt sich durchs Leben. Ihr Vater, der wohlhabende Gelehrte Richard Croft gilt seit sieben Jahren als verschollen. Lara weigert sich, sein Erbe anzutreten und damit seinen Tod zu erklären. Durch einige Hinweis gelangt sie an Informationen über Crofts letzte Forschung und probiert die Spuren aufzunehmen.
Tomb Raider, Lara Croft – vielleicht neben Super Mario die bekannteste Videospielfigur der Welt. Im Jahr 1996 hüpfte sie das erste Mal durch Katakomben und fand schnell eine große Fangemeinde. Es folgten einige Fortsetzungen, eine kleine Pause und eine Neuausrichtung. Erste Verfilmungen gab es bereits zu Beginn der 2000er mit Angelina Jolie in der Hauptrolle. Mit Tomb Raider wollte man im Jahr 2018 einen neuen Ansatz wählen. Dieser Ansatz ist nicht wirklich neu, basiert er doch auf dem Videospielreboot von 2013. Jedoch passt er im Zuge der aktuellen Situation, MeToo-Kampagne, Gleichberechtigung und so weiter wunderbar ins Bild, weg vom vollbusigen Männertraum, hin zur taffen selbstbewussten jungen Frau.
Vorweg sei gesagt, dass Alicia Vikander einen wirklich tollen Job macht. Die junge Frau schaut nicht nur hübsch aus, sie hat auch die notwendige Ausstrahlung um die bekannte Archäologin zu spielen. Gerade in der ersten Hälfte des Films, kann Vikander auch schauspielerisch ein paar tolle Akzente setzen, was bei solcher Art von Filmen nicht unbedingt üblich ist.
Leider sind damit schon fast alle Stärken dieses Films erzählt. Denn Tomb Raider krankt an einem unglaublich schlechten Drehbuch, was fast in jeder Sekunde die mangelnde Inspiration zum Ausdruck bringt. Die Regie von Roar Uthaug steht dem bedauerlicherweise in nichts nach. In den meisten Fällen wirkt es tatsächlich nur so, als steuere er Lara Croft durch ein Computerspiel. Die beiden Nebendarsteller Dominic West und Walton Goggins scheinen mit ihren Figuren ebenfalls nicht viel anfangen zu können und versuchen mit ihrem Schauspiel gar nicht erst, dagegen anzukämpfen.
Die Schwierigkeiten des Films fangen bei dieser furchtbar aufgesetzten Vater-Tochter-Geschichte an, welche immer wieder in Rückblenden reingepresst wird. Spätestens nach dem zweiten Mal kann man das Wort „Spatz“ nicht mehr hören. Die Actionszenen selbst sehen zwar allesamt schön aus, präsentieren sich aber so, als wären sie 1:1 durch die Computerspiele choreografiert. Der MacGuffin des Films ist so furchtbar uninteressant und belanglos – teilweise fühlt man sich an dieser Stelle an die böse Hexe aus Suicide Squad erinnert.
Was bringt ein Abenteuerfilm, wenn es kein Interesse an der Suche der Schätze gibt? Sowohl bei den Zuschauern, wie auch bei den Protagonisten.
Genau genommen wirken alle Protagonisten wie leere Hüllen, die eine Aufgabe abarbeiten, ganz frech könnte man sagen, es sind allesamt KIs bzw. NPCs (Non-player character). Hinzu kommt eine aufdringliche Musik von Junkie XL, welcher dem Zuschauer zwar immer wieder vermitteln möchte, dass gerade etwas wichtiges oder emotionales passiert, sich aber auf dem gleichen flachen Niveau befindet, wie der Rest des Films. Bereits das Musikthema aus dem Spiel von 1996 hat so viel Wärme und Atmosphäre ausgestrahlt, was zur Persönlichkeitsfestigung der Figur beigetragen. Wo ist heute davon etwas zu hören?
Lara Croft hat bereits 1996 alles mitgebracht, um ihrem berühmten Vorgänger aus den 30er Jahren Paroli zu bieten. Damit sind nicht die körperlichen Maße gemeint, sondern Frau Croft war bereits zu Beginn ihrer Videospiele eine Figur mit Ausstrahlung und Persönlichkeit – nur deswegen konnte die Reihe weltweit so erfolgreich werden.
Dass man es bis heute nicht geschafft hat, der jungen Frau eine angemessene Verfilmung zuliefern, ist mehr als schade. Denn Tomb Raider bringt das Potential mit, um dem Mann mit Hut und Peitsche nicht nur auf dem Computer Paroli zu bieten.
Während die Verfilmungen mit Angelina Jolie zumindest wussten, was sie sein wollen krankt die Verfilmung von 2018 bereits daran. Denn über weite Strecken wirkt der Film eher wie ein Let’s Play. Da kann auch die hochtalentierte Alicia Vikander nicht viel ausrichten.
Möglicherweise sehen Fans des Reboots von 2013 die Sache nicht ganz so kritisch, aber trotzdem muss man sich auch in diesem Fall eingestehen, dass eine wirklich gute Verfilmung einer Videospielfigur auch dieses Mal nicht gelungen ist.
Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass die angeteaserte Fortsetzung nicht zu Stande kommt und man sich in einigen Jahren der Thematik von einer neuen Perspektive nähert. Weg von den Computerspielen, hin zu einer eigenständigen Geschichte mit Kreativität und Mut. Die nötige Persönlichkeit hat die fiktive Heldin bereits seit 22 Jahren. Vielleicht möchte man diese irgendwann auch einsetzen.