Update: Offenbar lagen Joss Whedon und Marvel mehr miteinander im Clinch, als es zunächst den Anschein hatte. Viele Stellen in Avengers 2 - Age of Ultron wollte Whedon anders angehen als die Studiobosse, oft zog er jedoch den Kürzeren. Wir sagen euch auch gleich, welche, erst aber noch der Hinweis, dass Jonathan Levine (Warm Bodies), Ted Melfi (St. Vincent), Jason Moore (Pitch Perfect - Die Bühne gehört uns), Jared Hess (Napoleon Dynamite) sowie John Francis Daley und Jonathan F. Goldstein (Vacation) für die Spider-Man-Regie gehandelt werden. Würde uns nicht wundern, wenn man Regisseur(e) und Hauptdarsteller auf einen Schlag verkündet.
Jetzt zu Whedon. Wofür er zum Beispiel hart kämpfen musste, waren die Traumsequenzen der Avengers, die Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) initiiert hatte. Die Träume, das Farmhaus - all das seien Dinge gewesen, denen die Produzenten kritisch gegenüberstanden, berichtet Whedon. Als sie statt der Farm lieber die Höhle (die, in der Thor badet) wollten und die Farm bekamen, sei es richtig unerfreulich geworden. Zwischenzeitlich sollte die Höhle auch ganz wegfallen, Thor verschwinden, wiederkommen und einfach sagen, er habe etwas herausgefunden. An dem Punkt war Whedon regelrecht niedergeschmettert und erkannte seinen Film nicht mehr wieder.
Ursprünglich, in der 195-minütigen Fassung von Avengers 2 - Age of Ultron, wollte Thor (Chris Hemsworth) mit einer Norne sprechen - wahrscheinlich die mysteriöse Frau aus den Trailern, die später im Film nicht mehr vorkam. Dazu wäre er in diesen "Höhlen-Pool" gestiegen, die Norne hätte von ihm Besitz ergriffen und durch ihn hindurch Erik Selvigs (Stellan Skarsgård) Fragen beantwortet. Hemsworth habe sich dafür richtig ins Zeug gelegt, beim Testpublikum sei die Szene aber nicht gut angekommen. Zum einen, vermutet Whedon, lag es an den unfertigen Effekten, zum anderen daran, dass sie wunderbar in einem Thor-Film funktioniert hätte, hier aber etwas deplatziert wirkte.
Auch Loki (Tom Hiddleston), der im zweiten Teil von Thors Traum auftreten sollte, hätte er gerne im Film gelassen. Da sah Whedon kein Problem, Marvel aber schon. Also beließ man es bei Heimdalls (Idris Elba) Cameo. Es hätte sogar eine kleine Anspielung darauf geben sollen, dass Loki jetzt auf dem Thron von Asgard sitzt, indem Hiddleston Anthony Hopkins und damit Odin nachahmt. Ein weiteres Streitobjekt: Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson). Whedon fand es unehrlich, einen "Kriegsfilm" zu machen und die Helden keinen Preis bezahlen zu lassen. Quicksilver sei nun mal der arroganteste, nervigste und unheldenhafteste von ihnen, weswegen Hawkeye (Jeremy Renner) ihn nicht ausstehen kann. Und doch ist es Quicksilver, der sich opfert und ihm das Leben rettet. Dadurch gewann für Whedon alles noch mal an Bedeutung. Und hier konnte er sich ausnahmsweise durchsetzen - obwohl tatsächlich gedreht wurde, wie Quicksilver wieder aufwacht und seine geschätzt 47 Schusswunden überlebt. Taylor-Johnson hofft auch noch auf ein Comeback, wahrscheinlich aber vergeblich.
Um ein Haar hätten wir in Avengers 2 - Age of Ultron auch den Grey Hulk erlebt, wie der Name schon verrät in grau statt grün. Von Scarlet Witch verhext, randalierte er noch wütender, unkontrollierter und gefährlicher als sonst, was Tony Stark dazu veranlasste, als Hulkbuster auf den Plan zu treten. Für diese Sequenz sollte der Hulk eigentlich ergrauen, aber alle wollten den grünen behalten. Daher wurden nur seine Augen verändert, um sichtbar zu machen, dass er unter Scarlet Witchs Einfluss steht.
Auf Seite zwei geht es mit Spidey weiter.
Man kann nicht alles haben. Die Gerüchte, Captain Marvel oder der neue Spider-Man könnten schon in Avengers 2 - Age of Ultron auftreten, haben sich rückblickend nicht bewahrheitet. Wohl auch besser so, war der Film doch voll genug, so voll, dass selbst Publikumsliebling Loki (Tom Hiddleston) rausgeschnitten wurde. Aber Joss Whedon ist da anderer Meinung.
Er wollte sie alle und hätte gerne noch ein paar mehr Superhelden hinzugefügt, wie Captain Marvel oder Spidey eben, erzählte Whedon nun im Empire-Podcast. Beide wären bei ihm noch untergekommen, wenn man ihm seinen Willen gelassen hätte. Leider wurde keiner der Deals rechtzeitig eingetütet. Und dann, als der Zug schon abgefahren und Avengers 2 - Age of Ultron auf der Zielgeraden war, hieß es plötzlich "Wir machen einen Captain Marvel-Film!" und "Wir haben Spider-Man-Rechte!". Danke für nichts, scherzt Whedon.
Warum auf Captain Marvel verzichtet wurde, obwohl man erst noch mit ihr geplant hatte, begründete Marvel-Boss Kevin Feige damit, dass es ihr mehr geschadet als geholfen hätte, sie gleich "voll entwickelt" im Kostüm und als Teil der Avengers einzuführen, wenn sie 99% der Kinozuschauer doch gar nicht kennen. Bei Spider-Man scheint es mehr an ungünstigem Timing gelegen zu haben. Die Einigung zwischen Marvel und Sony Pictures kam wahrscheinlich zu spät, um noch größeren Änderungen an Avengers 2 - Age of Ultron vorzunehmen. Unmöglich wäre es vielleicht nicht gewesen, noch ein, zwei Szenen nachzudrehen, aber umständlich.
Stattdessen feiert der beliebte Wandkrabbler am 5. Mai 2016 in Captain America 3 - Civil War sein Marvel-Debüt, bevor er im Sommer 2017 auch alleine losschwingen darf. Wer ihn spielt, steht bald fest. Der favorisierte Asa Butterfield (Hugo Cabret) und Tom Holland (The Impossible) haben die besten Karten, zwischen ihnen soll es sich entscheiden.