Bewertung: 2.5 / 5
Nachdem bereits zwei Versuche gescheitert waren, versuchte John Boormann in den 1970er Jahren ein drittes Mal, den "Herrn der Ringe" als Live-Action-Film für die Kinoleinwand zu adaptieren. Wie 1957 sollte die komplette Geschichte erneut in einem einzigen Film erzählt werden. Das Drehbuch enthielt Änderungen wie: Gimli wird verprügelt, um sich an das Moria-Passwort zu erinnern. Frodo und Galadriel haben Sex. Arwen ist eine Teenagerin und die Liebesbeziehung mit Aragorn wird auf Eowyn übertragen. Das Projekt wurde verworfen, weil es sich als zu teuer für die damalige Zeit herausstellte.
Aus dem Projekt wurde letztendlich der Film "Excalibur", in den Boorman manche inhaltliche Elemente und die praktischen Effekte einfließen ließ, die eigentlich für "Der Herr der Ringe" entwickelt wurden. Vorgestern habe ich mir "Excalibur" angesehen und danach bin ich ganz froh, dass aus Boormans Tolkien-Adaption nichts geworden ist.
Zwar kenne ich mich mit den Einzelheiten der Artussage nicht aus, erkenne aber wohl, wenn sich ein Regisseur zu viel vornimmt. Der Film erzählt von Uther und seinem Schwert Excalibur, von Arthurs Zeugung, vom Ziehen des Schwertes aus dem Stein, von Arthurs Vereinigung des Reiches und Verteidigung seiner Königskrone, von der Gründung der Ritter der Tafelrunde, von der Suche nach dem Heiligen Gral und Arthurs Kampf gegen Morgana und Mordred. Die Handlung hätte für einen Zweiteiler oder eine Trilogie ausgereicht, Boorman quetscht sie stattdessen leider in einen einzigen 140-Minuten-Film. Darunter leidet nicht nur die Epik des Films, auch die Zeichnung der Charaktere - Arthur inklusive - fällt ziemlich blass aus. Im Vordergrund stehen eindeutig die beeindruckenden Kulissen, Kostüme und Effekte, mit denen Boorman das filmische Fantasygenre weiterentwickelte und als Vorreiter für Jacksons "Herr der Ringe"-Adaption gilt. Auch im Bezug auf eine realistischere Kriegs- und Gewaltdarstellung setzte Boorman neue Maßstäbe: Blutspritzer, abgehackte Gliedmaßen und vom Kampf erschöpfte Helden waren für die damalige Zeit ein Novum.
Zwar enttäuscht "Excalibur" auf inhaltlicher und charakterlicher Ebene, aus visueller und technischer Sicht lohnt es sich dennoch, einen Blick auf den Film zu werfen. Weitere Pluspunkte: Zum Einen verleiht die musikalische Untermalung durch Stücke von Wagner und Orff dem Werk eine zum Teil opernhafte Atmosphäre, zum Anderen sieht man hier mit Patrick Stewart, Liam Neeson und Helen Mirren drei Schauspieler, die 1981 noch ziemlich unbekannt waren und erst am Anfang ihrer jeweiligen Filmkarrieren standen. Noch ein Hinweis zur Synchronisation: Die Dialoge fallen im Deutschen meiner Meinung nach ziemlich cheesy aus und sind in den 80er Jahren hängengeblieben, viellleicht sollte man also lieber zu der Originalfassung greifen.