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Casablanca

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Casablanca Kritik

Casablanca Kritik

Casablanca Kritik
0 Kommentare - 01.06.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Casablanca" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Inmitten des Zweiten Weltkriegs führt der Amerikaner Rick Blaine (Humphrey Bogart) eine Bar in Casablanca, in welcher immer wieder neue Flüchtlinge aus Europa auftauchen. Eeines Tages kommen der Widerstandskämpfer Victor Laslo (Paul Heinreid) und dessen Frau Isla (Ingrid Bergman) in die Bar. Blaine hatte einst eine romantische Beziehung zu Isla, welche ihn vor einiger Zeit in Paris versetzte. Für Blaine entsteht damit ein moralischer Konflikt aus Hilfe und der Verletzung des eigenen Stolzes.

Spricht man über Klassiker, oder Filme, die im Allgemeinen als „sehenswert“ oder „Gut“ betitelt werden, so fällt dahingehend auch oft inflationär der Begriff des „Meisterwerkes“. Was nun letzten Endes ein Meisterwerk ausmacht, da sind sich mit Nichten alle einig. Viele zählen jene Filme zu Meisterwerken, die eine gravierende Gesellschaftsstudie aufzeigen. Andere sehen das als plakativ an. Spricht man von einem großartigen Film, so ist die Rezeption dessen oft mit der Rhetorik der Gefühle verbunden. Dann wird darüber gesprochen, daß der Film gut sei, weil er das oder jenes Gefühl auslöse. Mit anderen Worten wird dann gesagt, der Film sei gut, weil er gut sei. Nun spricht man, wenn man über Casablanca spricht, von einem Film, der als eine der bedeutendsten Liebesgeschichten des amerikanischen Films in die Filmgeschichte eingegangen ist. Und hier tut sich tatsächlich auch ein großes Paradoxon auf, weil diese sinnlichen Momente zum Nachdenken anregen. So verlieben sich die Figuren ineinander, ohne, daß jemals eine große Beziehungsarbeit geleistet wurde. Dann verlieren sie sich, und gehen getrennter Wege. Es kommt zum Ersatz, der Eine verlassen, die Andere neu gefunden. Dann sehen sie sich wieder und dann ist klar, sie müssen einander doch irgendwo noch lieben. Jetzt bleibt zu klären, ob das nun wirklich als negativ ausgelegt werden kann, nur weil die Charaktere über einen gewissen Zeitraum kaum miteinander agieren können.

Es ist ein zweischneidiges Schwert, denn schließlich steckt da eine Wahrhaftigkeit drin, wenn die Sehnsucht nach diesem einen Menschen einen auch über Zeiten hinweg verfolgt. Da der Punkt erreicht, der uns in der Liebe rätseln lässt und eine generelle gesellschaftliche Wertung von Liebe auch so komplex macht. Denn jeder versteht das Gefühl, doch niemand kann es erklären, weil man Liebe eben nur mit Metaphern über Metaphern überhaupt erst greifbar macht. Und so spüren die Zuschauer die Liebe von Rick und Isla. Doch packte man die Beziehung in einen anderen Kontext, so würde auch ein jeder von uns die Herren im weißen Kitteln rufen. Zum Beispiel, wenn sie einseitig wäre. Da steckt etwas grundsätzlich naives drin, fast schon kindlich und irgendwie ist es auch genau das, was es Wahrhaftig macht. Man darf das vielleicht nicht analytisch betrachten, doch auf der anderen Seite bietet der Film dafür geschichtlich zu wenige Umbrüche, als daß man dies nicht so sehen könnte.

Tatsächlich vereint Casablanca aber auch genau das, was die heutige Rezeption von Kunst so stark vermissen lässt. Denn während Filme im Laufe der 2010er Jahre fast ausschließlich auf ihre politischen Subtexte reduziert wurden, und somit Werke wie Get Out (2017) oder Midsommer (2019) in den Himmel gelobt wurden, weil sie ja eine wichtige Geschichte erzählen würden, ist Casablanca abseits seiner politischen Überzeugung auch ein guter Film. Denn die politische Überzeugung und der anhaltende Faschismus in Europa werden hier clever in die Geschichte integriert, sodass es im Zuge des Faschismus auch keine Liebe geben kann. Natürlich sind die Figuren noch voneinander angetan, doch sie bringen es nicht fertig, dies auszudrücken und sich zu wehren. Im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg ist Casablanca dann auch ein gutes, wichtiges Werk, weil es zu den ersten gehörte, daß sich abseits der propagandistischen Zwecke auch ganz klar gegen den Faschismus in Deutschland stellte. Die Liebe wird hier durch die Übermacht der Nationalsozialisten verdrängt, zum einen natürlich als Metapher auf die reine Bedeutung von Liebe, aber eben auch auf die genannte Deutung des Nationalsozialismus zu verstehen ist.

Dann wird der Krieg eigentlich auch zum Kernelement der Geschichte, ohne daß er den Zuschauer mit expliziten Bildern zu schocken versuchte. Natürlich ist das im Kontext der 1940er Jahre sicherlich nochmal anders zu deuten, da auch die inflationären Produktionen von Werken über den Zweiten Weltkrieg noch lange nicht gegeben war, wie sie mit Filmen wie The Kings Speech – Die Rede des Königs (2011), The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben (2014), Hacksaw Ridge – Die Entscheidung (2016), Dunkirk (2017), Die dunkelste Stunde (2017) im Zuge der 2010er Jahre eindeutig der Fall ist. Da geht es gar nicht darum, das Thema oder dergleichen zu begraben, dennoch unterscheidet sich Casablanca im direkten Vergleich mit diesen Werken, auch ganz klar darin, daß der Film auch mehr ist, als klassischer Oscar bait. Denn in Casablanca geht es nicht einfach um diese spezielle Art von Wirkung, sondern es geht darum, einen Missstand zu erkennen und sich dagegen aufzulehnen. Es geht darum, für die oft pathetisch verklärte Gerechtigkeit und gegen Ungerechtigkeit und absurde Grausamkeit auszusprechen. Insofern ist es ein Film über Courage, wodurch der Film auch heute nichts von seiner Wirkung verloren hat.

Betrachtet man so die Figuren, dann fällt auf, daß sich beide Hauptfiguren durchaus als nachvollziehbare Wesen offenbaren. Natürlich ist das Bild der Frau hier auch nicht das, was es vielleicht sein sollte und das darf man dem Film auch ankreiden. Gleichwohl sieht der Film die Liebe in den Menschen, die sich gegen ein totalitäres Regime auflehnen. So wechselt Ilsa Lund im Laufe der Geschichte zwar ab und zu ihren Liebhaber, dennoch sucht sie die Liebe auch ganz klar im Widerstand. Da gibt es keinen Zweifel mehr, sich aufzulehnen. Und wenn man das dann auf einer Meta-Ebene betrachtet, so lehnt auch die Frau sich auf ihre Weise gegen das Regime auf, daß so viel Leid hervorbringt. Dann wiederum ist der Film auch ein Film über jene Menschen, die nur auf ihr eigenes Wohl bedacht sind. Das braucht seine Zeit und so gilt das natürlich auch für Rick Blaine. Damit ist der Film erschreckenderweise auch nicht nur in diesem Kontext noch hochaktuell, weil er nämlich zeigt, wohin aussitzen und nicht aussprechen von Ungerechtigkeiten führen. Das Amerika der 1940er Jahre bekommt somit ebenso sein Fett weg, wie Boomer, die nach dem Motto „Nach mir die Sintflut“ leben. Und klar ist auch, daß man jedwede Form von ungerechter Systemik am besten immer von innen heraus bekämpft, wie es die Hauptfigur in ihrem Streben versucht.

Etwas Kitsch steckt natürlich auch drin, doch es ist ein vortrefflicher Kitsch. So wird Kitsch ja häufig aus einer Art Abhängigkeit und einem vermeintlich noch rationalem Verlangen heraus im Film integriert. Im Falle von Casablanca ist das ein wenig anders und so entsteht zwischen den Figuren kein stereotypes Abhängigkeitsverhältnis, in welche Liebe ganz schlicht und ergreifend mit Liebe definiert wird, sondern die Sehnsucht zentrales Thema der Geschichte ist. Das ist dann eine weitere Metapher, weil die Sehnsucht nach der Liebe hier auch gleichbedeutend mit Sehnsucht nach Ende des Krieges ist. Da steckt die eigentliche Sehnsucht drin und die Figuren und deren Schauspieler ziehen genau aus dem entgegengesetzten ihre Stärke. So ist Bogarts Figur in der Einsamkeit versunken, die so ein wenig auch den Noir-Touch des Filmes belebt und dennoch durch die Bedeutung innerhalb des übergeordneten Kontextes soviel mehr ist, als ein bloßes Gimmick. Da steckt Kraft hinter. Da liegt der Schein, den es zu wahren gilt und dort liegt ebenso die Wahrheit.

Schwere liegt in Casablanca. Ein Ort, der verbindet und ein Ort, der trennt. Der schmerzliche, wie schöne Erinnerungen hervorruft. Klar ist die Figurenzeichnung für ihre Zeit zeitgemäß, dennoch rechtfertigen Traditionen keine Missstände, wodurch der Film diesen einen Makel nicht ganz loswird. Dennoch zeigt der Film die Figuren neben ihrer bloßen Liebe auch in schier endloser Wahrhaftigkeit, wie sie das Kino nur selten hervorbringen konnte.

Casablanca Bewertung
Bewertung des Films
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