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Die Kunst zu lieben

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Reden ist Gold

Die Kunst zu lieben Kritik

Die Kunst zu lieben Kritik
0 Kommentare - 13.05.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Sie lieben sich, oder auch nicht. Sie schlafen miteinander, oder auch nicht. Sie begehren sich, oder auch nicht. Vor allem aber reden sie viel über die Liebe in all ihren Facetten. Mal philosophisch, mal belanglos; mal ernsthaft, mal unfreiwillig komisch; mal einsilbig, mal geschwätzig: Die Kunst zu lieben ist eher ein episodischer Essay, denn eine klassische Romanze. Regisseur Emmanuel Mouret (Küss mich bitte!, 2007) erhebt die Liebe zu einer Kunstform, die sich partout nicht meistern lassen will.

Die Liebe ist so etwas wie ein französisches Nationalheiligtum - und Paris ihr Epizentrum. Nirgendwo sonst auf der Welt beschäftigen sich die Menschen so intensiv und offen mit großen Gefühlen, mit sexueller Anziehungskraft, mit emotionalen Unsicherheiten wie in der Metropole an der Seine. Zumindest ist das im Kino so. Der französische Film war immer schon ein Refugium für die Liebe in ihren verschiedensten Facetten, über die ausführlich diskutiert werden muss: Die Kunst zu lieben ist da nicht anders.

Ja: Es wird viel palavert in Mourets Film - passend dazu mischt sich ein Erzähler aus dem Off immer wieder als Kommentator ein. Aber, und das kann wohl nur ein legitimer Erbe Eric Rohmers (und Woody Allens), es wird nie langweilig. Weil sich die Liebe einfach keine Pause gönnt und eine ständige Herausforderung für Mourets halbes Dutzend Protagonisten ist: Sie alle würden gerne lieben (auch körperlich), können es aber nicht - weil sie sich nicht darauf einlassen wollen.

Im Mittelpunkt des Episodenfilms steht Isabelle (Julie Dépardieu). Sie sehnt sich nach langer Abstinenz mal wieder nach Sex, scheut sich aber, jemanden anzusprechen. Eine Bekannte bietet ihr daraufhin den eigenen Mann an. Boris (Laurent Stocker) hingegen verzehrt sich nach Amélie (Judith Godrèche), aber seine - bislang platonische - Freundin will partout nicht mit ihm ins Bett. Sie hat aber einen Plan, wie sie Boris befriedigen kann: Und der heißt Isabelle.

Regisseur und Drehbuchautor Emmanuel Mouret begleitet seine Abenteurer in ihrem Dschungel aus Gefühlen und Verlangen und erteilt dabei Lektionen in Liebesdingen. Die sind mal wichtig und mal nichtig, aber meistens gut beobachtete Alltäglichkeiten, in denen es immer wieder um die Körperlichkeit geht: "Wo die Gefahr fehlt, schwindet die Lust." Oder: "Die Lust ist wankelmütig." Manchmal muss man einfach auch "Geduld" haben, wie Alt-Weiberheld Achille (François Cluzet) bei seinem Werben um die schöne Nachbarin (Frédérique Bel) in einem köstlichen Nebenstrang erfährt.

Darüber wird vor allem: geredet. Statt expliziter Szenen gibt es bei Mouret abgedunkelte Hotelzimmer und leise Andeutungen. Und viel Musik, weil, so postuliert es der Erzähler zu Beginn, "es keine Liebe ohne Musik geben kann".

In seinem schwierigen Unterfangen, die Liebe zu erklären, mag Mouret manchmal etwas dick auftragen und ein bisschen zu viel Pathos bemühen. Aber er konterkariert die Künstlichkeit mancher Situationen mit lebensnaher Komik und herrlichen Absurditäten des Alltags.

Die Kunst zu lieben bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)

Die Kunst zu lieben Bewertung
Bewertung des Films
710

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