Bewertung: 3 / 5
[i][b]Remember Me [/b][/i]ist ein US-amerikanisches Drama von Regisseur Allen Coulter aus dem Jahre 2010 - eine Liebesgeschichte, ein Charakterfilm - ein Drama mit einem Lächeln hier und da, tiefsinnigen Ansätzen, einem sehr überraschenden Ende - und einem erstaunlich überzeugenden Robert Pattinson, der hier [i]Twilight[/i] durchaus getrost vergessen lässt. Statt also meine Twilight-Kritik-Reihe mit dem dritten Teil fortzuführen, schiebe ich hier einen anderen Film mit Robert Pattinson dazwischen - denn bevor ich mir Wasser für die Elefanten mit ihm anschaue, wollte ich mir einen entsprechenden Voreindruck von ihm jenseits von Twilight verschaffen. Aber erst einmal zur Geschichte [b]New York, U-Bahnstation, 1991[/b] - bei einem Raubüberfall wird ein 11jähriges Mädchen Zeuge der Ermordung ihrer Mutter. [b]10 Jahre später[/b] - der zugleich rebellische wie introvertierte Tyler Hawkins (Robert Pattinson) steht kurz vor seinem 22. Geburtstag. Die Familie Hawkins ist ein Scherbenhaufen - nach dem Selbstmord von Tylers Bruder Michael ist Tylers Vater (Pierce Brosnan) zum Worcaholic mutiert, entsprechend allein gelassen fühlen sich Tyler und seine künstlerisch begabte, aber ebenfalls sehr introvertierte kleine Schwester Caroline (Ruby Jerins), um die sich Tyler als Vaterersatz liebevoll kümmert. Tyler selbst wiederum fehlt ein offenes Ohr - er erzählt statt dessen seinem verstorbenen Bruder in einem Tagebuch von seinen Sorgen und Nöten. Sein bester Freund und WG-Mitbewohner Aidan (Tate Ellington) ist ein lebenslustiger Student, der mit Tylers Introvertiertheit nichts anfangen kann und versucht, Tyler zu etwas mehr Lebensfreude und Normalität in der Gegenwart zu verhelfen. Eines Abends geraten Tyler und Adrian in eine Schlägerei, die für beide im Knast endet, weil Tyler lautstark Veto gegen das unfaire Verhalten der Polizisten einlegt. Wie es der Zufall bzw. der Drehbuchautor so will - ist zum einen die Tochter des Polizisten Neil Craig (Chris Cooper), den Tyler beleidigte, ebenfalls an der Uni - und Adrian stachelt Tyler dazu an, sich über sie an Craig für die Nacht im Knast zu rächen. Zum anderen - ist Craigs Tochter Ally (Emilie de Raven) das kleine Mädchen vom Anfang der Geschichte, dessen Mutter erschossen wurde... Der Zuschauer ahnt, was mit dieser Vorgeschichte in Gang gesetzt wird - aus der Racheaktion wird eine dramatische Liebesgeschichte... [b][u]Kritik [/u][/b] [b][u][/u][/b] [b]Darstellung, Inszenierung, Story[/b] [b] [/b] [b] [/b] Die sehr positive Überraschung ist die überzeugende Leistung von [b]Robert Pattinson,[/b] hinter dem [b]Chris Cooper [/b]nur ein wenig zurück steht, weil ihm weniger Raum gegeben wurde. Schauspielerisch sind sie beide die Highlights des Films. [b]Pattinson[/b] schafft es überzeugend, [i]Twilight [/i]vergessen zu lassen und uns den Charakter eines jungen Mannes nahe zu bringen, der sich allein und verloren fühlt, nicht weiß, wer er ist, wohin er will - und frustriert resümmiert, dass er mit bald 22 Jahren noch nichts meint erreicht zu haben. Selbst in der Uni ist er nur als Gasthörer eingeschrieben und verbringt seine Zeit hauptsächlich in einem Buchladen, um sich dort in der Welt der Bücher zu verlieren. Aussagen von Tyler wie "ist mir egal" und "ich bin in jeder Hinsicht unentschlossen" runden das Bild mehr als deutlich ab. Ihm entgeht leider, was dem Zuschauer auffällt - nämlich, welch wichtige Rolle er als Vaterersatz im Leben seiner kleinen Schwester Caroline einnimmt. Schön ist, dass wir hier Pattinson mit lebendiger Mimik und Gestik erleben - ob nachdenklich, rebellisch, traurig oder sogar verschmitzt lächelnd - endlich sehen wir einen Pattinson, der einiges mehr zu bieten hat als [i]Twilight[/i] vermuten ließ. [b]Cooper [/b]spielt solide und in den Auseinandersetzungen mit seiner Tochter sehr eindringlich den Übervater und überreagierenden Polizisten, der nach dem Tod seiner Frau, den er nicht verhindern konnte, zumindest versucht, die Kontrolle über das Leben seiner Tochter zu behalten - da Ally nun einmal fast erwachsen ist - eine Ansinnen, das von vorne herein zum Scheitern verurteilt ist und Streit vorprogrammiert. Leider beschränkt sich die Spielzeit größtenteils auf diese Streitszenen, etwas mehr Spielzeit, um seinen Charakter noch etwas mehr auszuloten, wäre schön gewesen, da hier ansonsten perfekt besetzt wurde. So kommt es nicht über schon vielfach Gesehenes zur Thematik hinaus und beschränkt dadurch auch die Darstellung auf diese wenigen Facetten. [b]Emilie de Raven[/b] an Pattinsons Seite bekommt ebenfalls wenig Raum und wird in den Szenen mit ihrem Vater weitaus interessanter in Szene gesetzt als in den Szenen mit Pattinson - auch das ist als Manko anzulasten. Vor allem, da sie in den Vater-Tochter-Szenen darstellerisch Cooper in nichts nachsteht. Mit etwas mehr szenischer Intensität und Raum für einerseits die Liebesgeschichte und andererseits vor allem der Vorgeschichte ihrer Figur, die bis auf die Erwähnung der ermordeten Mutter völlig ausgeklammert wird, hätte sie sicher weniger blass gewirkt - so kann sie nur hinter Pattinson und Cooper deutlich zurück fallen. Weitaus mehr Raum bekommt [b]Ruby Jerins[/b] für die Figur der kleinen Caroline zugestanden - und bleibt daher deutlich mehr in Erinnerung - sie ist das dritte Highlight des Films. Als Außenseiterin in ihrer Klasse, die ihre innere Welt in ihre Bilder fließen lässt, und unbeachtet von ihrem Vater ist Tyler ihr einziger emotionaler Halt und der einzige, der sie verstehen kann - aus eigenem Erleben. Jerins spielt die Figur wirklich überzeugend, nur die deutsche Synchro ist leider nicht besonders gelungen. Ihre Frühreife kommt durch die stelzige Spreche manchmal eher altklug rüber, was schade ist - ich hoffe, das klingt im Original besser. Insgesamt ist die Synchro nicht immer wirklich gut gelungen, das fällt auch bei Ally auf - aber es ist noch erträglich. [b]Pierce Brosnan [/b]ist ideal besetzt als Krawatte und Anzug tragender Worcaholic, der, das wieder all zu typisch, geschäftlich per Handy mehr kommuniziert als mit seiner Familie. Diese Haltung ändert sich im Verlauf des Films etwas abrupt und worin sie endet, wird nicht verraten - ich sage nur - weniger wäre mehr gewesen. An der Darstellung gibt es dagegen nichts auszusetzen, das passt wie Faust auf Auge. Die Nebenrollen machen ihre Sache ebenfalls überzeugend, allen voran Ellington als Aidan, an der Darstellung gibt es insgesamt tatsächlich nichts zu meckern. Andererseits muss angemerkt werden, dass es auch nicht besonders zu loben gibt - doch das ist mehr der Story geschuldet, die darstellerischen Highlights herzlich wenig Raum gibt. Neben der Synchro ist es daher vor allem [b]die Story[/b] und die recht banale [b]Inszenierung[/b] derselben, die das deutliche Problem des Films ist. Gäbe es nicht die gute Darstellung, würde der Film recht simpel dahin plätschern. Vor allem [b]die erste Hälfte[/b] wirkt enorm konstruiert und stelzig in ihren Sprüngen von Szene zu Szene - hier wird mit vielen verschiedenen Szenen versucht, die Vorgeschichte zu erzählen und die Figuren einzuführen - weniger sprunghafte Szenen, insgesamt weniger Szenen, dafür länger und intensiver in ihrer Gestaltung, hätten sicher früher dafür sorgen können, dass auch ein dramatisches Feeling einsetzt. Bis auf die Schlägereiszene, in der Tyler zwischen die Streitenden springt und so sich als jemand darstellt, der sich zwar nicht für heldenhaft hält, aber Heldenhaftes tut - genau das zeichnet meistens auch wahre Helden aus. Ansonsten kommt der Film erst ab der 2. Hälfte langsam in Schwung und endlich bleibt der Zuschauer nicht mehr so ganz außen vor gelassen. [b]Die zweite Hälfte[/b] wartete mit einigen intensiven Szenen auf, vor allem die Auseinandersetzungen von Vater und Tochter Craig wie die dreierkonstellation Vater, Tyler und Caroline werten den Film auf - zwar sind auch diese Szenen nicht besonders originell, aber hier können die Darsteller punkten und endlich Feeling entstehen lassen. Lobend anzumerken sind viele Details, die in Dialogen wie Handlungen/Szenerie geschickt verknüpfend und charakterisierend eingestreut wurden - leider gehen sie aber in der sonst zu schlichten und zu oft so schon gesehenen Handlungsdramaturgie unter. Ebenalls lobend zu erwähnen ist der leise [b]Humor[/b], der die Dramatik gelungen auflockert - schön die Szene, als Tyler an einem feucht-fröhlichen Abend, zu dem Adrian die beiden noch überredet hatte, ganz unromantisch darin endet, dass Tyler ihr die Haare über der Kloschüssel zurückhält... zwar unromantisch und komisch - aber: auch das ist Liebe...! Absolutes Highlight ist[b] das Ende [/b]- während sonst vieles vorhersehbar erscheint - sitzt man hier tatsächlich baff davor und erlebt eine Wendung, die es schafft, damit den Film in punkto Story über unspektakuläres Mittelmaß herauszuheben. Wirklich gelungen wäre das Ende allerdings gewesen, wenn man den tatsächlichen Schlussstrich noch etwas früher gezogen hätte. Die dann noch folgenden Szenen nehmen diesem tollen Ende die eigentrlich voher wuchtige Schwerkraft. Schade. Auch [b]Kamera und Musik [/b]haben nichts besonderes zu bieten, zumindest die Kamera macht aber auch nichts verkehrt - die untermalende Klaviermusik ist jedoch an manchen Stellen zu aufdringlich in ihrer zudem oft eintönig sich wiederholenden Art. [b][u]Fazit [/u][/b] [b][u][/u][/b] Die Story wie auch die Inszenierung ist enttäuschend banal und nimmt den eigentlich schönen Details, tiefsinnigen Grundaussagen des Films und den wirklich guten Ansätzen zum Tiefgang ihre Wirkung, über das Mittelmaß hinaus tragen es nur die hervorragenden DarstellerInnen, die noch mehr hätten glänzen können, wenn sie denn den Raum dafür bekommen hätten. Zusätzlicher Bonus ist erstens das fulminante Ende, auch wenn das Ende des Endes wiederum vermurkst wurde - und der Bonus, einen Robert Pattinson tatsächlich einmal schauspielerisch äußerst wertvoll erleben zu dürfen. Da insgesamt es der Film über das Mittelmaß knapp hinausschafft, andererseits es doch so viel zu kritisieren gibt, dass man sich hier glatt ein Remake mit den gleichen DarstellerInnen, den schönen Details, aber ansonsten einem anderen Regisseur und einem pfiffigeren Drehbuchautor wünscht, der in seiner Detailverliebtheit nicht das Auge für das Gesamte verliert - kann es [b]Remember Me[/b] bei mir nur auf [b]6/10 Punkten[/b] schaffen, das sind knappe drei Hütchen. Ein Dank geht hier noch an[i] ZSsnake[/i] und seine Kritik, die mich erst auf diesen Film gebracht und zu einem neuen, sehr positiven Pattinson-Erlebnis geführt haben, ein Film, der zum einmal Sehen durchaus lohnt - auch wenn ich ihm noch etwas mehr ankreide - und er daher bei mir etwas weniger gut weg kommt. ;) ...mal sehen, was [b]Wasser für die Elefanten[/b] hier im Vergleich zu bieten hat... gut eingestimmt darauf bin ich nun allemal. Kritik folgt dann sicher mal die Tage... ;) [u][b]Beste Zitate[/b][/u] Ghandi-Filmzitat: [b][i]"Fast alles, was wir tun ist unwichtig - wichtig ist nur, DASS wir es tun."[/i][/b] Zitat Michael in den Mund gelegt: [b][i]"Fingerabdrücke, die man auf den Seelen anderer hinterlässt, verblassen nicht."[/i][/b] Tyler: [b][i]"Wir können auch nur reden - vielleicht sagt jemand ausversehens etwas Interessantes..."[/i] ;)[/b] [b]UND[/b] eine der besten Szenen wird dazu führen, dass so mancher nach diesem Film den Nachtisch immer ZUERST verspeist...
Remember Me Bewertung