Bewertung: 1.5 / 5
Bryan Mills (Liam Neeson) hat in den vergangenen Jahren viel Elend miterlebt und sowohl seine Tochter Kim (Maggie Grace) als auch seine Ex-Frau Lenore (Famke Janssen) aus den Fängen von Kidnappern befreien müssen. Doch dieses Mal muss sich Bryan mit einer völlig neuen Situation auseinandersetzen. Als Lenore brutal in seiner Wohnung ermordet wird, ist er auf einmal der Hauptverdächtige. Nun sind die Polizei und das FBI ihm dicht auf den Fersen, während Bryan alles daran setzen muss, die wirklichen Täter ausfindig zu machen und zur Strecke zu bringen.
VIDEOKRITIK
Trailer zu 96 Hours - Taken 3
Im Actiongenre kann 96 Hours durchaus als kleines Meisterwerk betrachtet werden. Nicht nur präsentierte der Film seit vielen Jahren endlich einmal wieder einen Actionhelden alter Schule, er schaffte es auch, Liam Neeson in einem völlig neuen Genre zu etablieren. Seit 2008 war Neeson damit fast ausschließlich auf derartige Actionrollen gebucht. Vier Jahre später folgte die Fortsetzung 96 Hours - Taken 2, die wenig am Erfolgsrezept des ersten Teils änderte, aber durch eklatante Logikfehler den Filmgenuss beeinträchtigte, dennoch versprühte auch dieser Film den Charme eines Liam Neeson in seiner Paraderolle.
Nun stehen wir wieder da und der nächste Film der Reihe 96 Hours - Taken 3 kommt angerollt, eine Reihe, die es eigentlich nie hätte geben dürfen, war das Konzept des ersten Films nie darauf ausgelegt. Statt die bekannte Story zum dritten Mal zu wiederholen und Bryan Mills zu einem John McClane zu machen, wo der gleiche Mann immer wieder den gleichen Mist erlebt, wird dieses Mal ein Twist eingebaut: Der Jäger wird zum Gejagten, muss persönliche Opfer bringen und gleichzeitig das, was er liebt, beschützen. Auf dem Papier klingt das durchaus gut, doch leider versiebt es Regisseur Olivier Megaton bereits nach wenigen Minuten.
Geradezu konstruiert wirkt das gesamte Leben, welches Bryan Mills nun führt. Beliebige Szenen werden aneinandergereiht, nur um dem Zuschauer zu verdeutlichen, wie viel ihm Ex-Frau und Tochter bedeuten, doch die emotionale Bindung entsteht nicht. Erst als Lenore stirbt, nimmt der Film etwas Fahrt auf, auch bedingt durch Forest Whitaker als cleverer FBI-Spürhund Dotzler und Neesons Performance, der endlich das macht, was er kann, nämlich als Mills so richtig Dampf ablassen. Leider ist es dann doch eher ein kleines Dampfwölkchen.
Stellt euch vor, es würde einen Stirb Langsam-Film geben, in dem John McClane nicht mehr cool ist, der vollgepackt ist mit sinnlosen Szenen, die vorn bis hinten keinen Sinn ergeben. Hoppla, den hat es mit Stirb langsam 5 - Ein guter Tag zum Sterben bereits gegeben. 96 Hours - Taken 3 hat viel mit Stirb langsam 5 gemein, denn er ist genauso schlecht - nein, noch viel, viel schlechter. Alles, was den Originalfilm ausmachte, wurde aus dem Drehbuch gestrichen. Gewalt? Ein Fremdwort. Polizisten sind glücklicherweise für Bryan Mills keine Ziele und werden möglichst schonend ausgeschaltet. Die bösen Jungs? Die müssen nicht viel leiden, denn in 96 Hours - Taken 3 stirbt es sich neuerdings sehr sauber. Zwei bis drei Tropfen Blut kann der Zuschauer ausmachen, mit viel Fantasie. Der Drang, in den USA die PG-13-Freigabe zu ergattern, kastriert Bryan Mills an seiner stärksten Stelle. Der neue Mills geht nicht effektiv zu Werke, er verzettelt sich in endlosen Scharmützeln und bekommt teilweise mehr auf die Schnauze als er austeilt. Zielstrebig? Auch Fehlanzeige. Verstärkt wird dieser Eindruck durch ein erschreckend schlechtes Drehbuch, in dem viele Szenen willkürlich in den Film integriert wurden. Bryan Mills in der Stadt, Bryan Mills auf magische Weise auf einer Landstraße. Oh, Bryan Mills in einem Auto welches den Abhang hinabstürzt und dann explodiert. Bryan Mills auf magische Weise wieder auf der Landstraße.
War die Glaubwürdigkeit der Figur immer das hervorstechende Merkmal, so werden die Fähigkeiten von Mills dieses Mal abseits der Kamera gefeiert. Warum sich auch im Drehbuch über Szenen Gedanken machen, wenn der Zuschauer die Lücken doch einfach mit "wird Mills schon irgendwie überlebt haben" überbrücken kann. Ergänzt wird die gesamte Handlung dann noch mit einer unnötigen Vater-Tochter-Freund-Nebengeschichte, die den Film nur unnötig in die Länge zieht. 96 Hours - Taken 3 hat die banalste Story der Reihe, aber die längste Laufzeit. Wer findet den Fehler?! Selbst der Filmtitel wird inzwischen zur Farce, entführt wird hier niemand mehr und von 96 Stunden spricht auch keiner. Ersetzt Liam Neeson durch Jason Statham und wir haben einen typischen generischen Actionfilm.
Einzig dass Liam Neeson persönlich auf der Weltpremiere erschien, versüßte uns den Abend, aber es war bezeichnend, dass Forest Whitaker, Olivier Megaton und Neeson nach kurzen zehn Minuten, sobald die Lichter ausgingen, den Saal wieder verließen. Auch sie dürften nicht scharf darauf gewesen sein, das Elend noch einmal auf der Leinwand zu sehen. Für uns ist 96 Hours - Taken 3 eine der ganz großen Enttäuschungen dieses Jahres und durch seinen Kinostart Anfang Januar hoffentlich kein Vorbote dessen, was 2015 auf uns an Filmen wartet.