Bewertung: 4.5 / 5
Originelle Storys findet man im typischen Hollywood-Kino nicht allerorten. Doch tauchen sie plötzlich wie ein Windhauch auf, ist man erstaunt, verblüfft, erfreut. Kubo - Der tapfere Samurai gehört zu diesen Perlen und was das Animationsstudio Laika hier mit mühevoller Detailliebe geschaffen hat, verdient größten Applaus.
Kubo lebt mit seiner Mutter in einer Höhle an einer schroffen Steilwand. Einst taten ihre Schwestern (Rooney Mara) und ihr Vater, der Mondkönig (Ralph Fiennes), der jungen Frau und ihrem Sohn Grausames an und um ihrem Zorn zu entgehen, hoffen sie, dort unauffindbar zu sein. Tagsüber begibt sich der Junge ins nächstgelegene Dorf, wo er die Bewohner mit seinen magischen Tricks und seiner Laute verzaubert, stets angehalten, rechtzeitig vor Sonnenuntergang wieder in der Höhle zu sein.
Trailer zu Kubo - Der tapfere Samurai
Eines Abends, gebannt von den Erzählungen der Dorfbewohner, wird Kubo entdeckt: Seine Tanten finden ihn und nur durch die Aufopferung seiner Mutter kann er der Attacke entkommen. Verwirrt erwacht Kubo inmitten eines Schneesturms - an seiner Seite ein grantiger Pavian (Charlize Theron). Dieser rät ihm, die geheimnisvolle Rüstung seines Vaters, eines Samurai, zu finden, denn nur mit Schwert, Harnisch und Helm könne er sich dem grausamen Mondkönig stellen. Auf ihrer Reise weist ihnen "Little Hanzo", eine magische Origami-Figur, den Weg und so dauert es nicht lange, bis sie auf einen wundersamen Riesenskarabäus (Matthew McConaughey) treffen, der beiden noch von Nutzen sein wird...
Kubo - Der tapfere Samurai Kritik
Unter uns, es ist gar nicht so leicht, die wundervolle und komplexe Story in so wenige Zeilen zu pressen, auch ohne zu viel verraten zu wollen. Kubo - Der tapfere Samurai fühlt sich wie ein altes, klassisches japanisches Märchen an, ist aber weitaus moderner und bloß im alten Japan verortet und mitnichten nur was für Kinder. Der Film erinnert auf erschreckend realistische Weise daran, dass im Leben nicht alles gut und harmonisch verläuft, macht aber auch in jedem Moment Hoffnung, dass man für seine Wünsche eintreten muss und nicht alles verloren sein muss.
Der Autor Shannon Tindle erschuf die Hintergrundgeschichte des Animationsfilms und was Laika Entertainment wie eingangs bereits erwähnt hier erschaffen hat, geht über Vorgänger wie ParaNorman und das eher robust gestaltete Die Boxtrolls weit hinaus. Nach den ohne Frage teils beeindruckenden Werken des Filmstudios, zu denen auch Tim Burtons Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche gehört, ist dies der bisher tiefsinnigste und faszinierendste Beitrag. Waren in einigen der vorherigen Filme die Figuren teils zu grob, fast unsympathisch gestaltet, erobert Kubo - Der tapfere Samurai abseits seiner herzergreifenden Story mit der wahrhaftig fantastischen Umsetzung die Herzen der Zuschauer. Visuell absolut berauschend haben wir hier wirklich große Handwerkskunst vor uns.
Die Geschichte ist dabei wundervoll und düster zugleich - und wie zu sehen ist, können "süße" Figuren auch mit einer tiefen inneren Zerrissenheit einhergehen. Emotional getragen wird das Ganze zudem von der passenden musikalischen Untermalung und gerade der Abspann rundet das ganze Werk ab. Wer erahnen möchte, welche Arbeit in wenigen Szenen steckt, sollte sich diesen auf keinen Fall entgehen lassen.
Im englischen Original sind auch die Synchronstimmen mehr als passend gewählt. Hätte jemand von uns mal gedacht, dass Charlize Theron als mürrischer Affe überzeugt? Oder Matthew McConaughey als sympathisch-energischer, leicht naiver Skarabäus? An ihrer Seite erleben wir den großartigen Ralph Fiennes als Mondkönig und Rooney Mara als fiese Schwestern, wohingegen George Takei ruhig eine größere Sprechrolle hätte haben können.
Kubo - Der tapfere Bewertung
Geschichte, Animation, Musik, Stimmen - in Kubo - Der tapfere Samurai entscheiden die Details und erschaffen eine absolut bezaubernde Filmerfahrung, wo selbst das 3D Laune macht. Eltern, die sich überlegen, mit ihren Kindern reinzugehen, sollten wissen, dass der Film für die Kleineren doch etwas zu düster und erschreckend sein könnte. Die 101 Minuten sind aber abwechslungsreich und spannend gestaltet, so dass sowohl die Großen als auch die Kleinen ihren Spaß haben werden. Eine originelle Geschichte, die uns in eine ferne Zeit entführt - ein wirkliches Must-see, nicht nur für Freunde japanischer Kultur.