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O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi-Odyssee

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O Brother, Where Art Thou? Kritik

O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi-Odyssee Kritik

O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi-Odyssee Kritik
0 Kommentare - 13.06.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi-Odyssee" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Im Sünden Amerikas, zur Zeit der großen Depression, fliehen Everett Ulysses McGill (George Clooney), Delmar ODonnell (Tim Blake Nelson) und Pete (John Turturro) aus einem Sträflingslager. Auf dem Weg durch das ländliche Amerika begegnen ihnen allerlei seltsame Gestalten. Von Sirenen, über einen einäugigen Bibelverkäufer und einem Blinden treffen sie die unterschiedlichsten Wesen.

Die große Depression hat viele Opfer gefordert und ein Land in den Ruin geführt, welches durch Stolz und Macht verwöhnt war. Firmen gingen Bankrott und viele Möglichkeiten auf legalem Wege noch Profit zu machen, und dieses Kapital loszuwerden, waren dahin. Zu genau dieser Zeit ist O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee angesiedelt und berichtet von drei Sträflingen, die aus ihrer Gefangenschaft entfliehen. Dabei ist diese im Titel erwähnte Odyssee tatsächlich durch ein Motiv geplagt, welches sich auch heute aktueller denn je anfühlt. Es geht hier um Sehnsucht, die die Hauptfigur Ulysses Everett McGill nach seiner Ex-Frau verspürt. Doch diese Sehnsucht ist nicht allein an einen Schatz gebunden, wie es Ulysses Everett McGill die ganze Zeit betont, sondern auch daran, nach Hause zu finden. Der Begriff der Heimat, wird ja vor allem von den neuen Rechten immer wieder vereinnahmt und dahingehend verklärt, daß es Menschen gibt, die an einen bestimmten Platz gehören und andere, die von außen kommen den sogenannten Frieden stören. Dabei geht das Ziel der Heimat erst einmal aus eigenmächtigen und egoistischen Gründen hervor, nach welchen die Figuren alle, einen Ort verherrlichen, den es so nie gegeben hat. Manch einer lügt dabei sogar, und meint mit Schatz etwas gänzlich anderes. Darüber hinaus wirken die Motive der Figuren dennoch erstmal recht eigenwillig.

Nun sind aber auch diese Figuren nicht im rechten Spektrum angesiedelt. Sehr wohl aber gehören sie intellektuell nicht gerade zu den ganz großen, wenn sie sich im Aberglauben, der Sehnsucht und einem Drang nach Vergebung wiederfinden. Die konkrete Gegenüberstellung zu tatsächlichen Rechten folgt dann als bald. So trifft das Gespann im Laufe der Geschichte auf den Ku-Klux-Klan, der einen Freund von ihnen ermorden möchte. Dabei erweisen sich die Anti-Helden dieser Geschichte auch wirklich als große Diener der Philanthropie, weil sie das eigene Leben in Gefahr bringen, um so einem Mitmenschen zu helfen. Dieser Kontrast im Hinblick auf die eigentlich eigensinnige Motivation zu Beginn, entpuppt sich als Farce dem Kapitalismus gegenüber, weil die Figuren nun mal nicht rein auf den Profit aus sind und es auch gewisse Grenzen geben muss, die hier nicht übertreten werden. Etwas spannender dahingehend ist aber die Konstellation aus Glauben und Judikative. Denn unsere Helden sind nun mal durch Fehler in eine Situation geraten, nach welcher sie Vergebung suchen. Das heißt sie halten sich an gängige Stigmata von Normen und Werten, denen sie aber niemals gerecht werden können. Nun ist der Glaube als solcher ein Konstrukt, daß in seiner reinen Ausführung natürlich erstmal unglaublich naiv ist. Klar kann das in Metaebenen durchaus wesentlich philosophischer und akademischer gedacht werden, doch der reine Glaube, findet sich eher in naiven Gemütern. Betrachtet man also auch die Geschichte der Kirche in ihrer Gesamtheit, so wird deutlich, wie unperfekt das Wesen allgemein auch ist. Gleichsam ist das entlarvend für die Kirche, die sich anmaßt, moralisieren zu können. Dafür muss man eigentlich nur einen Blick in die Nachrichten werfen und man wird feststellen, daß es wohl kaum eine kriminellere Organisation als die Kirche gibt.

Dabei ist es ebenso interessant, daß die Zwielichtigkeit hier ganz offenkundig ausgelebt wird, wenn das Individuum in Form der drei Hauptfiguren hofft, in irgendeiner Form von religiösem Ritual von all den begangenen Sünden freigesprochen zu werden. Hierzu gibt es natürlich mehrere Ansätze, in welchen die Figuren ihre Ideologie vertiefen. Man kann das natürlich wieder als ein Absolvo von Fehlern sehen, gleichzeitig kann aber auch die Frage gestellt werden, ob die Judi- und Exekutive überhaupt das Recht haben sollten, so über das Leben von einem Individuum zu entscheiden. Darf es Grenzen geben? Muss es Grenzen geben? – Daß sind Fragen, die vermutlich fast jeder von uns mit einem schlichten „Ja“ beantworten würde. Und dennoch ist die Diskussion über Grenzen und Werte immer noch eine wichtige, weil man auch als Kollektiv große Fehler begehen kann. Dann, auch im Hinblick darauf, daß der Film mit einem sonderbaren Ende ausgestattet ist, stellt sich die Frage, ob denn eine Absolution nur von dem unperfekten Wesen des Menschen erteilt werden kann. Schließlich maßen wir als Gesellschaft und auch jede andere, uns an, zu wissen, was recht ist. Doch daß diese Thesen nicht zwangsläufig zwischen gut und böse unterscheiden können, beweist der Film auch, indem er das Wesen als komplett unperfekt darstellt.

Ganz klar räumt der Film dabei auch mit etwaigen Heldenmythen auf, indem dieser Odysseus, eben kein Strahlemann ist, sondern die gelebte Antithese dessen. Er ist ein Räuber, der angeblich die Beute von seinem letzten Raubzug vergraben hat und legt somit seine Mithäftlinge herein, um diese für sich zu gewinnen. Dabei wird Odysseus natürlich einmal um die eigene Achse gedreht, dennoch auch nicht komplett dekonstruiert, weil auch die Coen-Brüder vielleicht zu wenig Mut hatten, dem Zuschauer einen kompletten Schurken zu präsentieren. In weiten Teilen gelingt es Joel und Ethan Coen auch einen Film zu schaffen, der in jedem Fall unterhält und mit einigen bitterbösen und schwarzhumorigen Anleihen zu bestücken. Gerade wenn es in Richtung des Ku-Klux-Clans geht, ist der Film dann ziemlich auf Krawall gebürstet. Dann wiederum gibt es einen großen Anteil von gut gemachtem Klamauk, wenn es etwa darum geht, daß sich die Hauptfiguren in einer Scheune verstecken, ein Frosch zum Zentrum der Aufmerksamkeit wird, oder das Gespann auf Baby Face Nelson trifft. Klar ist jedoch, daß auch nicht jeder Gag zündet und immer On-Point sitzt und auch die technischen Spielereien, wie etwa die Musik und das inszenatorische drumherum wirken mitunter manchmal zu artifiziell.

Und genau, weil der Film aber so einen starken Bezug auf die Odyssee nimmt, werden hier natürlich auch einige Rollen verteilt, die im Konzept der großen Depression auch auf einer Deutungsebene recht kompliziert zu verarbeiten sind. So gibt es die Sirenen, oder auch den Seher, der Einzug in die Geschichte hält. Gleichsam sind diese Figuren in ihrer Ausübung im Film von mehreren Tonalitäten untermalt. Da gibt es natürlich das sexuelle Verlangen nach den Sirenen, daß hier auch die Vergänglichkeit und den Trieb symbolisieren. Dann gibt es die treue Ehefrau Penny Wharvey-McGill, die eigentlich auf dem Vorbild der Penelope basiert. Dabei wird deutlich, daß die treue Ehefrau, ähnlich wie der strahlende Held, hier so ein wenig kontrastreicher gestaltet werden, und es dabei eben nicht mehr bei der ewigen Treue zu bleiben scheint.

Mit ihrem schrägen Erzählstil, ihrem Sinn für Ästhetik und kleineren Spielereien gelingt den Coen Brüdern mit O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee ein Werk, welches zu weiten Teilen einfach nur sehr viel Spaß macht. Dabei wird die eher tragisch, schwer anmutende Geschichte, durch aktuelle Probleme und sehr gut sitzendem Humor aufgewertet. Gleichsam ist das schauspielerische Gespann in ihrer absurd anmutenden Umgebung von so vielen Gefühlslagen begleitet, die es schwer machen, diesen Film nicht zu mögen.

O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi-Odyssee Bewertung
Bewertung des Films
710

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