Bewertung: 3 / 5
Als Buchverfilmung ist Ready Player One ein Totalausfall, denn bis auf ein paar Eckpunkte und Figuren ist wenig von der Romanvorlage übriggeblieben. Dennoch ein guter Film, der jedoch auf vieles, was seine Vorlage besonders machte, leichtfertig verzichtet. Wer drin steckt in der Popkultur, 30 Jahre und älter ist, kann noch eine Schippe auf die Bewertung raufpacken, der Rest schaut sich dagegen ein recht langes digitales Spektakel an, welches nicht so recht weiß, welcher Epoche es eigentlich angehören will und welche Zuschauer man ansprechen möchte.
Ready Player One Kritik
2040+ ist die Welt, wie wir sie kennen, kein besonders lebenswerter Ort mehr. Kein Wunder, dass sich ein Großteil der Menschheit in der digitalen OASIS austobt, einem Ort, in dem jeder alles sein kann. Die perfekte virtuelle Umgebung, in der auch Wade Watts (Tye Sheridan) einen Großteil seiner Freizeit verbringt. Wie viele andere Spieler ist er auf der Suche - auf der Suche nach dem Easter Egg. Dieses hat OASIS-Erfinder James Halliday (Mark Rylance) vor seinem Tod versteckt. Wer drei geheime Schlüssel in der OASIS findet, findet auch jenes Easter Egg und erhält dadurch die Macht über die OASIS und Hallidays gesamtes Vermögen. Doch während für Menschen wie Wade der Traum vom Easter Egg die Chance ist, den prekären Verhältnissen zu entkommen, sind auch größere Mächte dahinter her. So strebt der IOI-Konzern, angeführt von seinem Chef Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) nach Hallidays Vermächtnis, welches die absolute Kontrolle bedeuten würde...
Trailer zu Ready Player One
Als Ernest Cline "Ready Player One" 2010 veröffentlichte, mauserte sich der Roman schnell zu einer Sensation. Der Lobgesang auf die 80er Jahre traf bei der angepeilten Leserschaft einen Nerv und kaum hatte Cline den Roman fertig, wurde dieser auch schon von Hollywood auserkoren, verfilmt zu werden. Was sonst lange dauert, ging hier ganz schnell und mit Steven Spielberg stand sogar jemand hinter dem Projekt, der wie geschaffen für diese Art Geschichten schien. Ein Mann, der wie kaum ein anderer die Popkultur der 80er prägte, soll nun ein Buch verfilmen, welches genau dieses Lebensgefühl vermittelt! Was zu gut klang, um wahr zu sein, ist es vielleicht auch, denn am Ende lässt Ready Player One die Zuschauer mit gemischten Gefühlen zurück, jedenfalls jene, die das Buch kennen.
Es gibt drei grobe Arten von Buchverfilmungen. Die eine Sorte klebt so dicht am Original, so als hätte man Seite für Seite jedes Wort einzeln verfilmt (Harry Potter und der Stein der Weisen), die zweite Art ist sich des neuen Mediums bewusst und nimmt Änderungen aus dramaturgischen Gründen in Kauf (Der Herr der Ringe - Die Gefährten) und dann gibt es die Sorte Literaturverfilmung, die bis auf den Titel fast gar nichts mehr mit dem Buch zu tun hat (World War Z). Grundsätzlich ist keine der Herangehensweisen verkehrt und jede Kategorie hat großartige Filme basierend auf Büchern hervorgebracht. Die hochgelobte Bourne-Reihe hat beispielsweise nahezu gar nichts mit den Büchern zu tun und auch das von Fans geliebte Starship Troopers hat wenig mit dem großartigen Roman gemein. Es kommt somit immer auf das Ergebnis an und Ready Player One ist wohl eine Buchverfilmung, die irgendwo zwischen Kategorie 2 und 3 pendelt.
Konkret bedeutet dies, die Grundidee, die Protagonisten und der grobe Handlungsverlauf sind mit dem Roman identisch, die Geschichte aber, viele Schauplätze und einige Wendungen wurden hingegen komplett umgeschrieben. Die wohl gravierendste Änderung betrifft den Fokus, der im Roman ganz klar auf die Popkultur der 80er ausgerichtet ist, vor allem im Hinblick auf Film, TV und Videospiele. Zwar wird weiter mit diesem Aspekt geworben, aber dieser ist nicht mehr zentral. Wer sich auf ein Revival der 80er freut, wird bitter enttäuscht sein, denn diese kommen vor, jedoch richten sich die Anspielungen völlig wahllos auf ein Konglomerat zwischen 1975-2000. Wie wenig den Machern der USP des Buches bedeutete, zeigt sich spätestens dann, wenn Szenen aus Nur Samstag Nacht oder Der Gigant aus dem All mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als tatsächlichen 80s-Momenten.
Darunter leiden auch die Aufgaben, die Wade und seine Freunde bestehen müssen. Alle wurden durch neue Aufgaben, die filmisch besser umzusetzen sind und das Publikum nicht verschrecken, ausgetauscht. Doch warum so eine Auswahl? So spielt in einer längeren Sequenz Shining eine zentrale Rolle, die Umsetzung ist gelungen, aber wir sind wieder beim 80s-Problem. Zwar wurde der Film 1980 veröffentlicht, aber eine Dekade wird eher nicht durch ihren Beginn definiert, der immer noch viele Einflüsse der vorherigen Jahre zeigt. Trotz der Änderungen werden viele Szenen Fans erfreuen, die Anspielungen sind sogar zu zahlreich, um sie beim ersten Mal Schauen überhaupt wahrzunehmen. Gerade von wiederholten Sichtungen wird Ready Player One vermutlich profitieren, denn die ganzen versteckten Kleinigkeiten sind toll, egal aus welcher Epoche sie nun stammen.
Aber auch hier zeigt sich ein großes Problem des Films, denn an wen richtet sich Ready Player One überhaupt? So sind die unzähligen Anspielungen vor allem für die Generation 30+ gemacht und es ist ein umfassendes Wissen über die Popkultur der letzten 30-40 Jahre nötig, um einen Großteil überhaupt erfassen zu können. Gleichzeitig richtet sich der Film von seiner Inszenierung aber an das deutlich jüngere Teenie-Publikum, so unübersichtlich und hektisch wie vor allem die Actionszenen geschnitten sind. Nie ist Zeit da, die ganzen tollen Ideen zu zelebrieren, sie werden im Hintergrund vergeudet oder oft in wenigen Sekunden dauernden Szenen abgehandelt. Die Ruhe, die gerade Filme der 80er auszeichnete, Fehlanzeige.
Unter dieser Hektik leidet letztlich auch der Spannungsbogen, der sich zwar nicht wie ein halbtotes Reh dahinschleppt, aber auch nicht wie Frogger über die Straße hüpft. So gehen entscheidende Qualitäten des Romans stiften, da die Protagonisten zu früh im realen Leben aufeinandertreffen. Auch der Bezug zum Filmtitel, im Buch ersichtlich, erschließt sich dem Zuschauer nicht. Genauso die dystopische Grundstimmung, die der Roman versuchte aufzubauen, aber nicht immer durchhielt, ist im Film gar nicht zu finden und das übermächtige IOI wird zwar in einer Szene böse dargestellt, scheint aber aus einem Haufen alberner Dilettanten zu bestehen. Hierdurch fühlt sich das gesamte aufgebaute Szenario halbgar, nicht ganz zu Ende gedacht an.
Und dennoch, Ready Player One hat seine Momente, so viele gar, die ein Grinsen ins Gesicht zaubern werden, wenn man in der Lage ist, diese Momente zu erkennen. MD02GEIST wird in einer Szene gar aus seinen Shorts hüpfen, so genial ist diese. Aber es gibt auch die anderen Szenen, welche sich ziehen, bei denen die Story unnötig geändert wurde, wo die Geschichte ihre Besonderheit verliert. Ready Player One wird sich nicht in die Reihe der großen Klassiker von Steven Spielberg einreihen, denn Spielberg ist nicht mehr der Mann von einst und dies hier letztlich ein Kind seiner Zeit. In gewisser Weise stellt der Kampf um die OASIS unsere heutige Situation dar: Die OASIS als Symbol für das, was mal cool war, Filme, Serien und Spiele, an denen Leute mit Leidenschaft und Herzblut gearbeitet haben. Und IOI, die Gegenwart mit den großen Firmen, die die OASIS missbrauchen wollen, um noch mehr Einnahmen zu generieren. Deswegen sticht auch dieser Film kaum aus der Masse hervor, selbst wenn ganz viel Zauberhaftes verborgen ist.