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Schindlers Liste

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Schindlers Liste Kritik

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Schindlers Liste Kritik
0 Kommentare - 07.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Schindlers Liste" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Im Jahr 1939 kauft der Geschäftsmann Oskar Schindler (Liam Neeson) mithilfe jüdischen Kapitals eine Fabrik, die fortan Geschirr für den Krieg herstellt. Um seinen Profit zu maximieren, setzt er fortwährend auf billigere jüdische Arbeitskräfte. Schindler versteht es gute Geschäftskontakte zu pflegen und ist auf seinen tüchtigen Buchhalte Itzhak Stern (Ben Kingsley) angewiesen. Da die Firma neue Arbeitskräfte braucht und Stern bei der Wahl der Mitarbeiter große Freiheiten gelassen werden, setzt er vermehrt auf jüdisches Personal, um ihnen einen Arbeitsplatz zu schaffen. Als 1943 die Überlebenden des Krakauer Gettos in Arbeitslager überführt werden, merkt Schindler wie unmenschlich Juden in der Gesellschaft behandelt werden und als dann das Lager geschlossen werden soll und die noch lebenden Juden zur Liquidierung nach Auschwitz verfrachtet werden sollen setzt Schindler alles daran, ihr Leben zu retten.

Nach allen Regeln der Kunst überlegt man und denkt im Falle von Schindlers Liste darüber nach, was man eigentlich an dem Film irgendwie schlecht finden kann. Alles, was man sagen könnte, könnte durchaus falsch verstanden werden. Dennoch gibt es sie, die kleinen, nicht mal nennenswerten Fehler, die man kaum beschreiben kann, die aber dann über eine sachliche Wertung hinausgehen. Zu unterscheiden gilt es jedoch immer wieder, ob ein Film wichtig, oder ob er eben gut ist. Schindlers Liste ist nach heutigen Maßstäben sicherlich ein einfacher Film. Nicht im Sinne dessen, daß das Werk leicht verdaulich wäre, oder die Macher hinter diesem eine super Zeit hatten und alles leicht von der Hand ging. Sicherlich aber indessen, daß der Film eben einen gewissen Zweck erfüllen soll. So zynisch darf man in Hollywood sein. Die Geschichte, die sich anschickt über die perversesten und unmenschlichsten Gräueltaten der jüngeren Weltgeschichte zu sprechen, hat so das Problem, ein wenig der Elefant im Raum zu sein. Man kann ihn nicht nicht beachten, man kann nicht sagen, er sei in irgendeiner Weise angreifbar und dennoch ist er als reines Kunstwerk an manchen Momenten zu sehr Dokumentation, als das er wirklich als Drama fungiert. Natürlich ist das marginal, natürlich sind das ganz kleine unbedeutende Sachen, über die man sicherlich hinwegsehen kann und dennoch vermittelt der Film einem immer so an ganz kleines bisschen den Eindruck, er wäre nicht das, was einen Film großartig macht.

Über die Nazizeit werden seit jeher Filme in Hollywood gemacht. Vielleicht ist Schindlers Liste sogar so ein wenig wie der Stein des Anstoßes, wenn man bedenkt, daß eine ziemliche Menge an großen Regisseuren alle diesen einen Film haben, den sie dem Dritten Reich widmen. Tarantino hat Inglourious Basterds (2009), Polański Der Pianist (2002), Malick Der schmale Grat (1998), Takahata Die letzten Glühwürmchen (1988), Lean Die Brücke am Kwai (1957), Bay hat Pearl Harbor (2001), Singer hat Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat (2008), Wright Die dunkelste Stunde (2017), Nolan hat Dunkirk (2017) und so weiter und so fort. Die Liste dieser Filme ist endlos und es ist ja durchaus so, daß das Thema allgegenwärtig ist. Im Hinblick auf den steigenden Antisemitismus ist diese Erinnerungskultur durchaus erwünscht und auch wichtig. Schindlers Liste hat da was ausgelöst. Selbst wenn das vielleicht nicht so offen daliegt, sorgte der Film wohl dafür, daß die großen Filmpreise und dann auch die großen Produktionsstudios hinter den Filmen und Filmemachern gemerkt haben, daß ein solches Werk in einer Award-Season sehr gut kommt. Und da beißt sich das eine mit dem anderen. Denn das eine ist – vielleicht, ist nur eine Annahme – Trauerbewältigung, Verarbeitung und Erinnerung und das andere ist ein Produkt. Die Integrität möchte man auch niemandem absprechen, dennoch ist es eben sehr einfach geworden, einen Film in jene Zeit zu verfrachten, die Kamera draufzuhalten und dann einen Film zu drehen.

Nun ist Schindlers Liste aber auch nicht einfach irgendein Film, den Spielberg mal abgefilmt hat. In seiner Karriere bedeutete das Werk ja durchaus einen Wendepunkt und spaltet die Vita von Spielberg in zwei große Lager. Die einen, wichtigen, großen Filme, die so klein anmuten und den Zuschauer wachrütteln sollen. So etwa dieser Film hier und die anderen, die den Zuschauer ins Stauen versetzen, mit großen Bildern und Erinnerungswürdigkeiten aufwarten, wie eben Jurassic Park (1993), welcher ironischerweise im gleichen Jahr erschien. Und Schindlers Liste ist ein Film der kleinen Momente. Er handelt eben von einem Mann, der in den dunkelsten Stunden der Menschheitsgeschichte Menschlichkeit schenkt. Es ist beeindruckend, wie sehr sich Spielberg hier auch zurückhält. Denn ein subtiler, dramatischer Regisseur ist er eigentlich nicht. Doch bei diesem Werk, daß davon erzählt, wie Schindler etwa 1200 jüdischen Menschen das Leben rettete, lässt er völlige Ruhe, gepaart mit völliger Angst und dem abartigen Sadismus der Nazis zum Kernkontrast werden. Der Film besteht zum Großteil aus kleinen Gesten, die aber unglaublich vieldeutig sind. Wenn Schindler und Stern diese Liste zusammenstellen, dann hat das etwas Unglaubliches. Es ist irgendwie erschreckend wirkungsvoll auf emotionaler Ebene und Spielberg muss nicht mal viel dafür tun. Da gibt es keine großen Gefühlsausbrüche, da gibt es niemanden der darauf hinweisen muss, was getan wird. Das ist eben dieses dokumentarische, daß hier auch dann noch etwas Gutes für sich hat.

Und genau durch diese Kleinigkeiten wird Schindlers Liste eigentlich zu wahrem Schauspieler-Kino. Diese großartige, gutherzige Mann, der sein eigenes Leben aufs Spiel setzt, um hunderte andere, gar mehr noch zu retten. Das ist wahrlich selbstlos. Und Neeson braucht da ebenso wenig groß auf die Tränendrüse zu setzen. Er hat ein gewisses Strahlen, eine Gewissheit in seinen Augen, weil er weiß, daß es das einzig richtige ist, was er da tut. Und da wird es auch super schwer überhaupt von einem Film zu sprechen. Denn ab diesem Zeitpunkt geht es nur noch um Emotionen. Es geht nicht darum, den Film als solchen meisterhaft zu finden, doch was er auslöst, diese Hoffnung in dieser abartigen Gesellschaft, daß ist es, worum es letzten Endes geht. Neeson trägt das mit einer Gewissheit und man kann wohl sagen, daß er hier die Rolle seines Lebens spielt. Das ist so eine Phrase, die man immer wieder mal hört. Meist in völlig unangebrachten Zusammenhängen. Doch Neeson ist diese Person, er ist so etwas, was weit über Menschlichkeit hinausgeht. Und natürlich könnte man jetzt kritisieren, daß dieser und jener Charakterzug vielleicht nicht realitätskonform ist, doch dann hat man leider nicht verstanden, worum es in einem Film – also einem fiktionalen Werk – geht. Es ist allegorisch, metaphorisch, selbst wenn das, was gezeigt wird reale Ursprünge hat. Und dieser schmale Grat gelingt hier meisterhaft. Ebenso Meisterhaft sind auch Ralph Fiennes und Ben Kingsley. Nun hat letzterer vielleicht die undankbarste Rolle abbekommen, aber in den Momenten, wo es wirklich zu einem kleinen Konflikt kommt, sieht man auch hier, wie kinderleicht es Kingsley mit Neeson aufnehmen kann. Fiennes hingegen spielt einen Sadisten, der abartigsten Art. Er ist so kalkuliert und pervers und seine Figur Armon Göth offenbart gleichzeitig, durch sein Interesse an einer jüdischen Frau auch den Irrsinn und wie wankelmütig doch diese abartige Ideologie des Faschismus letzten Endes ist.

Durch die Darstellung der Juden in diesem KZ sieht man auch das kranke Denken. Die Juden, die hier in unzumutbaren Zuständen materialisiert werden und gleichzeitig dann mal ermordet werden, als wäre es nichts anderes, als einen Lichtschalter auszuschalten, ist bemerkenswert. Nicht in einem ansprechenden, aber schockierenden Sinne. Diese Menschen, die hier in ihrer Abart dann auch wahllos Leute erschießen, einfach aus Machtdemonstration, nicht aber aus irgendwelchen Gründen, zeigen daß man das zu keinem Zeitpunkt irgendwie mit irgendwas erklären kann. Ich möchte an der Stelle tatsächlich auch keinen Vergleich herziehen, daß wäre irgendwie unpassend.

Und so ist es ebenso schwer, überhaupt ein geeignetes Fazit für Schindlers Liste finden. Es ist ein Film, der erinnern soll. Und vielleicht ist er darin zu einfach. Klar ist, daß seine Hauptdarsteller vielleicht nie wieder so gut waren wie hier und wer hier am Ende nicht berührt, schockiert, oder fröhlich gestimmt ist, der hat es vielleicht einfach nicht verstanden. Im Prinzip ist da nichts mehr zu zu sagen, was sollte man da auch noch ergänzen? Dieses Werk ist unangenehm und nahe der Perfektion.

Schindlers Liste Bewertung
Bewertung des Films
910

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