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Die spinnen, die Chinesen!

Projekt Chaos in China vereitelt: Der Kultfilm "Fight Club" hat ein neues Ende

Projekt Chaos in China vereitelt: Der Kultfilm "Fight Club" hat ein neues Ende
19 Kommentare - Mi, 26.01.2022 von A. Seifferth
David Finchers "Fight Club", einer der Kultfilme schlechthin, erhält eine unrühmliche Auswertung auf dem chinesischen Streaming-Dienst Tencent Video. Wir beziehen Stellung zur Zensurmaßnahme!
Achtung, diese Meldung enthält Spoiler!
Projekt Chaos in China vereitelt: Der Kultfilm "Fight Club" hat ein neues Ende

Natürlich muss man dennoch sagen, dass Fight Club trotz dieses herben Einschnitts noch immer eine wahnsinnige Schlagkraft besitzt. Man könnte es schließlich sogar positiv werten, dass chinesische Zuschauer endlich einen ungesühnten Blick auf einen Großteil von David Finchers Machismo-Fantasie werfen können. Und dennoch, wird hier ein Stück der Seele dieses einzigartigen Werks geraubt. Genauer noch ließe sich das wie folgt zusammenfassen: Eines der wohl einprägsamsten Filmenden aller Zeiten geht für die Achtung vor der Obrigkeit vor die Hunde!

Das erscheint in Anbetracht der Sprengkraft des Stoffes gleichfalls paradox wie einleuchtend. Gewissermaßen haben wir damit wohl doch die gewünschte Meta-Ebene für das Ende von Fight Club zurückgewonnen. ;-)

Zumindest der Originalautor, Chuck Palahniuk, scheint sich über das bahnbrechende Happy End der Filmumsetzung so richtig doll zu freuen, wie sein regimetreuer Twitter-Kommentar beweist:

Man kann nur hoffen, dass sich sämtliche lokale Zuschauer über diese grob verfälschende Darstellung des Handlungsverlaufs im Klaren sind, wenn sie Fight Club zum vielleicht ersten Mal über Tencent Video starten. Bei alledem muss angemerkt werden, dass nicht zweifelsfrei zu klären ist, ob die einschneidenden Wahnsinnsmaßnahmen für dieses Chaoswerk von der chinesischen Regierung oder vom chinesischen Tech-Konzern Tencent vorgenommen wurden. Doch im Kern ist dieses Detail eigentlich auch egal, denn es deutet an, wie der chinesische Absatzmarkt auf Filmklassiker Bezug nimmt und bietet durchaus auch Anlass, über die aktuelle Kinopolitik nachzudenken.

Neuere Filmbeispiele wie Mulan sind schließlich überaus kritisch zu betrachten und verdeutlichen, welche verheerenden Zugeständnisse große Hollywood-Studios wie Disney bereit sind, einzugehen, um einen Fuß in die Tür des chinesischen Marktes zu bekommen. Der Umgang mit der Verlagerung des Schauplatzes vom durch China unterdrückten Tibet ins weniger verfängliche Nepal in Marvels Doctor Strange wäre ein weiteres trauriges Beispiel zur bedrückenden Ehrfurcht Hollywoods vorm chinesischen Regime.

Im Unterschied zu den angeführten Fällen handelt es sich bei Finchers Fight Club aber beinahe um so etwas wie einen intellektuell hochmütigen Kunstfilm. Die Änderung an diesem Werk verdeutlicht letztlich, dass hohler Konsum, Geld und Macht wohl doch alles im Leben ist, worauf es ankommt. Man verzeihe diese Pointe, aber auch in diesem Aspekt scheint das Werk cleverer als die vorgenommene Verunstaltung des Endes.

Anders gefragt: Wird es selbstmörderische Trips wie Fight Club vielleicht in Zukunft immer weniger geben, weil man die Angst verspürt, den wichtigen chinesischen Markt nicht ebenfalls beehren zu können?

Wahrscheinlich wird es nicht so weit kommen, denn zugegebenermaßen klingt diese Haltung dann doch ein wenig zu desillusioniert und paranoid. Wenn wir aber auf einen Film wie FFF zu sprechen kommen, erscheint das wiederum eigentlich überaus passend ...

Auch wenn unsere Finger kurz vor Nervosität zuckten und uns allein schon der schelmische Gedanke ein breites Grinsen auf die Lippen zaubert, verzichten wir zum Ende natürlich auf nackte Tatsachen! ;-)

Quelle: Collider
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19 Kommentare
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MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
26.01.2022 16:28 Uhr | Editiert am 26.01.2022 - 16:28 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.398 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@MobyDick

Bei "E.T." war es erstens nicht der Staat und zweitens Steven Spielberg persönlich. Das muss man als Zuschauer nicht gutheißen, tue ich auch nicht, aber mit seinem eigenen Werk kann er schließlich verfahren, wie er möchte.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
26.01.2022 16:16 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.398 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Ich habe es erst für einen Scherz oder eine Übertreibung gehalten, als ich davon auf einer andere Seite gelesen habe, und es nicht weiter beachtet, aber das ist ja tatsächlich wahr. Was für ein Unsinn^^ Danke für den Artikel und die daran geknüpfte Analyse des Films.

Der Teil mit der Gefangennahme (natürlich des Protagonisten, nicht Tyler Durdens, lol) und der Einweisung in eine Anstalt entspricht allerdings sogar der Buchvorlage. Hier ist es das Fincher-Ende, welches davon abweicht. Wobei Projekt Chaos im Buch im Gegensatz zum China-Ende nach der Gefangennahme des Protagonisten zumindest noch weiterhin existiert.

"Wir wären niemals Zeuge dieser schauderhaft verqueren Adam und Eva-Analogie, die das Absterben des Kapitals in seiner reinsten Form am Ende zum Ausdruck bringt."

An dieser Denkweise störe ich mich. Das Kapital stirbt ja nicht ab, nur weil man die Finanzelite vernichtet hat, dafür müsste man schon das komplette System umwälzen. Politik nach der Devise "Nieder mit dem Establshment" ohne klare Vorstellungen eines Gegenkonzepts wird keine Verbesserung herbeiführen.

Du schreibst es ja selbst treffend, dass Tyler Durdens Weg zwangsläufig in einer ideoligischen Sackgasse endet. Er macht sich die Wut, Perspektivlosigkeit und Identitätlosigkeit der einfachen Bevölkerung zu Nutze, formt sie durch Rituale zu einer Einheit und baut um sich herum einen totalitären Personenkult auf. Project Chaos ist dann letztendlich eine gewaltbereite Organisation, die ihrem Führer mit blindem Gehorsam folgt, Handlung ohne Konzept nur auf Basis von Emotionen.

Der Protagonist findet irgendwann zum Glück noch den Stopknopf und betätigt den Abzug.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
26.01.2022 15:40 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Ich bin ein bißchen überrascht über diese News und eure Reaktion darauf. Vor allem inhaltlich finde ich, dass sich das durchaus anders liest als andere Werke von euch, viel hintergründiger und analytischer als ich es sonst wahrnehme.

Nur zwei Sachen:

1. Eure Deutung des Inhaltes von Fight Club in allen Ehren, aber sie dürfte nicht die einzig mögliche Deutung sein, aber sei es drum, um euren Punkt zu machen, passt das wink

2. Wenn man sich jetzt über die Änderungen an Fight Club echauffiert, müsste man sich entweder über das gesamte System echauffieren und damit nicht nur den einen Film heraus nehmen oder konsequenterweise eine andere Konsequenz ziehen. Denn Fight Club ist bei Leibe kein Einzelfall, und dies ist auch nicht auf China per se begrenzt. Nur mal ein paar Beispiele: Der Film Knowing hat ein zentrales Flugzeugunglück, der Film wird aber in Fliegern gezeigt, natürlich ohne diesen Unfall, so dass der komplette Film keinen Sinn mehr ergibt. In Fliegern von Ethihad Airlines konnte man Wolf of Wall Street schauen, aber der Film ging gefühlt 25 Minuten, da alles anstössige vermieden werden musste und man so gar nicht mehr wusste, was vor sich geht, aber Hauptsache Leo darf ab und zu grinsen. Der Film Infernal Affairs (Teil 1) hat für China ein völlig anderes Ende spendiert bekommen als Hong Kong, was die gesamte Handlung und Motivation der Überlebenden ad absurdum führt.

Will sagen: Ja, ist ärgerlich, aber solch ein Ärger ist eigentlich zu hoch gekocht, da es eher die Regel ist, und der Film ist mittlerweile auch ein Vierteljahrhundert alt. Nein, das macht es nicht besser, aber der Film wird heute sowieso nicht mehr das alltägliche Publikum ansprechen insofern wird es einigen Cinephilen aufstossen, die allerdings, so weit lehne ich mich mal aus dem Fenster ohnehin das Original-Ende schon kennen.

Ach ja, viel ärgerlicher finde ich, dass die FBI-Agenten in E.T. plötzlich mit Walkie Talkies durch die gegend rennen, und hier ist nicht mal im Entferntesten die Rede von staatlicher Willkür oder Zensur wink

Dünyayi Kurtaran Adam
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MisfitsFilms : : Marki Mork
26.01.2022 13:03 Uhr
0
Dabei seit: 09.07.13 | Posts: 4.458 | Reviews: 0 | Hüte: 126

Naja, immer noch bessern als wenn sie plötzlich alle Darsteller mit Landsleuten austauschen (gleiche Klamotten, Frisuren etc, nur eben Chinesen), und dann sich Dialoge abspielen wie:


- Mann Tyler, wir sollten uns stellen!

- Shit, genau das dachte ich auch gerade mein amerikanischer Freund der überhaupt nicht aussieht wie ein Chinese!

- Lass uns die Bomben entschärfen, unsere Strafe absitzen und zeigen wie gut es ist der Republik zu dienen.

- Du hast absolut recht.

Dann schauen beide in die Kamera, heben ihre Daumen nach oben und sprechen gleichzeitig:
- Verbrechen lohnt sich nicht. Rebellen schaden der Republik. Eigene Meinungen müssen mit der sozialistischen linken gemein sein, denn jede andere ist gefährlich für jeden treuen und braven Bürger.

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