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5 Jahre Leben

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Diplom mit *

5 Jahre Leben Kritik

5 Jahre Leben Kritik
1 Kommentar - 13.03.2015 von DirtyMary
In dieser Userkritik verrät euch DirtyMary, wie gut "5 Jahre Leben" ist.

Bewertung: 4 / 5

Und da sage noch einer, dass der deutsche Filmnachwuchs nichts taugt. [i]Stefan Schaller[/i] hat mit [b]5 Jahre Leben[/b] seine Diplomabschlussarbeit vorgelegt und mit Bravour bestanden. Die Verfilmung des Martyriums von Murat Kurnaz, der zwischen 2002 und 2007 auf Guantanamo einsaß, ist ein Beleg dafür, dass deutsche Filmemacher sich vor ihren amerikanischen Vorbildern nicht verstecken müssen. Ganz im Gegenteil. Mit einem vergleichsweise bescheidenen Budget, einem kammerspielartigen Szenario und einer imposanten Bildgestaltung wird Folter und Demütigung so fühl- und spürbar gemacht, dass es schon beim Zusehen schmerzt. Dagegen wirkt [b]Zero Dark Thirty[/b] wie die Militärversion von [b]Fifty Shades of Grey[/b] – nur ohne Happy End. Das große Plus bei [b]5 Jahre Leben[/b]: Bedingungslose Authentizität. Die Locations, die Komparsen [b]([/b]teilweise echte amerikanische Soldaten[b])[/b] und die Darsteller sorgen fast schon für eine semi-dokumentarische Atmosphäre, die sich vorzüglich mit der eigentlichen Dramaturgie verbindet. Und die hat es in sich. [u]Inhalt[/u] Der Deutschtürke Murat Kurnaz wird 2002 von der US-Regierung verdächtigt sich der Terrororganisation Al-Quaida angeschlossen zu haben. Aufgegriffen in einer pakistanischen Koranschule wird Kurnaz nach Afghanistan verschleppt und von dort aus in das Internierungslager Guantanamo gebracht. In diesem quasi rechtsfreien Raum ist er [b]-[/b] laut seinen Ausführungen, die er in einer Biographie niedergelegt hat [b]-[/b] der Willkür der Wärter und kaum erträglichen Haftbedingungen ausgesetzt. Immer wieder versucht man aus ihm ein schriftliches Geständnis herauszupressen, in dem er erklären soll, wie er an die falschen Leute geraten ist und was er alles weiß. Aber Kurnaz (gespielt von [i]Sascha[/i] [i]Gersak[/i]) zeigt sich von den Vorwürfen überrascht und weigert sich mit dem Verhörspezialisten Holford ([i]Ben Stiles[/i]) zu kooperieren. Dieser kann ihm nur Unwahrheiten, aber keine Lügen nachweisen. Holford, der auch Druck von "oben" hat, bedient sich daher einer ganz speziellen Methode der Verhör- und Foltertechnik, um den Willen und die Gegenwehr des Gefangenen zu brechen: Er macht Kurnaz realistische Hoffnungen [b]–[/b] nur um diese dann für immer zerstören zu können. [u]Kritik[/u] Wenn es um die physischen Qualen geht, die der Gefangene zu erleiden hat, geht Regisseur [i]Schaller[/i] fast schon mit einer respektvollen Distanz ans Werk. Sein Anliegen ist eindeutig die psychische Folter in den Mittelpunkt zu stellen. Kurnaz selbst ist es, der beinahe beiläufig während einem der vielen Verhöre von den körperlichen Malträtierungen in Afghanistan berichtet. Auf dieser Ebene ist er also nicht zu knacken. Kurnaz wird ständig mit falschem Namen angesprochen. Sein Gegenüber verteilt mal Zuckerbrot mal Peitsche, ist in der einen Sekunde der einzigste Freund und in der anderen Sekunde der größte Feind. Alles mit dem Ziel herauszufinden, wo die entscheidende schwache Stelle bei dem Mann liegt, der durch den Schlafentzug immer wieder einnickt. Holden versucht Stück für Stück die Mauern seines Objekts der Begierde zu durchbrechen, er bringt die Familie von Kurnaz, seine Fast-Hochzeit und seine zweifelhaften Freunde ins perfide Spiel. Aber nichts schlägt an. Also greift er zu drastischeren Methoden [b]–[/b] womit beileibe nicht nur Isolationshaft oder Dauerbeschallung gemeint ist. Natürlich nimmt [i]Schaller[/i] Partei für den Geknechten, der in dem teilweise kafkaesken Kammerspiel um Geben und Nehmen sichtlich mehr und mehr den Verstand verliert. Trotzdem bleibt genügend Interpretationsspielraum, der einer reinen Schwarz-Weiß-Kontrastierung entgegensteht. Es bleibt z.B. im unklaren, ob der Verhörspezialist einfach nur seinen Job macht oder ob er diese Situation auch als "sportliche" Herausforderung betrachtet. Auch die Person Kurnaz wird nicht vollständig enträtselt, da die immer wieder eingestreuten kurzen Rückblenden über sein früheres Leben mehr Fragen aufwerfen als dass sie Antworten geben. Die Qualen des Murat Kurnaz werden für den Zuschauer spür- und fühlbar gemacht. Die Käfighaltung, der kalte Verhörraum im Wechsel mit den gleißenden Lichtverhältnissen außerhalb dieses Raumes. An diesem Ort gibt es keinen ruhigen Moment, keine Stille und es ist niemals dunkel. Wer es wagt die Decke über den Kopf zu ziehen, bekommt den Knüppel zu spüren. [u]Fazit[/u] Wie weit tatsächliche Ereignisse und Wahrheiten von der Verfilmung entfernt liegen, weiß nur der echte Kurnaz. Er selbst soll den Film als "verharmlosend" beschrieben haben, und wer sich den letzten Folterreport der CIA ansieht möchte ihm nicht widersprechen. [i]Stefan[/i] [i]Schaller[/i] erschafft mit seiner diplomierten Abschlussarbeit eine bedrückende Atmosphäre, die mit jeder Pore ein "echt" nach außen schwitzt. Die beiden Hauptdarsteller tun ihr übriges dazu [b]–[/b] authentischer kann man Rollen kaum ausfüllen. Um die Zukunft des deutschen Films muss man sich also erst einmal keine großen Sorgen machen. Die Macher haben hier ein "heißes" Eisen angefasst, da Stoff und Buchvorlage natürlich auch ein Politikum sind und hierbei immer eine Gefahr der Vereinnahmung besteht. Aber alle Klippen werden insgesamt souverän gemeistert, auch wenn natürlich nicht ganz unwesentliche Bestandteile der Geschichte, wie z.B. die Rolle der damaligen Bundesregierung, größtenteils außen vor bleiben.

5 Jahre Leben Bewertung
Bewertung des Films
810

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1 Kommentar
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DirtyMary : : Moviejones-Fan
13.03.2015 23:40 Uhr
0
Dabei seit: 07.08.13 | Posts: 175 | Reviews: 33 | Hüte: 6
Dank öffentlicher Unterstützung kann der Film auch kostenlos auf Youtube gesehen werden.

https://www.youtube.com/watch?v=TAKYcHPVUL4
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