Bewertung: 3.5 / 5
Alle Jahre wieder, pünktlich zur Adventszeit, erhellt üblicherweise eine Reihe Weihnachtsfilme die Leinwände. Der diesjährige deutsche Beitrag Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel stammt von Regisseur Oliver Dieckmann, der das gleichnamige Buch der Bestsellerautorin Cornelia Funke adaptierte. Er entwirft mit kindgerechten Spezialeffekten eine apokalyptisch anmutende Weihnachtswelt, in der Engel selten geworden sind und der letzte Nikolaus um sein Leben bangen muss. Das Resultat: eine vielschichtige und tiefsinnige Weihnachtsgeschichte für alle Altersgruppen, produziert von der Kinderfilm-Expertin Uschi Reich (Bibi Blocksberg, Emil und die Detektive).
Niklas Julebukk (Alexander Scheer), der letzte wahre Weihnachtsmann, ist ganz schön in der Bredouille: Waldemar Wichteltod (Volker Lechtenbrink) und seine Nussknacker-Armada sind ihm auf den Fersen: Sie wollen Niklas an den roten Kragen, um Weihnachten in eine reine Kommerzveranstaltung zu verwandeln. Niklas und seiner freundlichen Truppe aus Weihnachtsengeln und -kobolden bleibt nur die rasante Flucht aus dem kalten Weihnachtskosmos in die echte Welt, in der zum Beispiel der kleine Ben (Noah Kraus) wohnt. Der ist gerade umgezogen, in eine fremde Stadt, weil die Eltern (Fritz Karl und Jessica Schwarz) einen Neuanfang wagen wollen. Er ist der Erste, der Julebukk in seinem kuriosen Weihnachtswohnwagen entdeckt und seinen Augen nicht trauen will: Wer ist dieser verrückte Kerl, der behauptet, der Nikolaus zu sein und ein für die Menschen unsichtbares - momentan verschollenes - Rentier namens Sternschnuppe zu besitzen?
Es entwickelt sich eine außergewöhnliche Freundschaft, in der Vorbehalte keine Chance haben, sondern Toleranz und Einsatz gefragt sind. Erst recht, weil hier zwei Welten plötzlich miteinander verschmelzen: Die martialischen Nussknacker und ihr machthungriger Anführer Wichteltod werden zu einer realen Bedrohung. Sie dringen in Bens Welt ein und tauchen sogar auf der Ladeneröffnung seiner Mutter auf. Zusammen mit seiner Nachbarin, der kleinen Charlotte (Mercedes Jadea Diaz), will Ben das Unheil abwenden. Seine Mission: das schöne, alte Weihnachten der Werte retten.
Die fantastische Welt einer Cornelia Funke weiß Regisseur Oliver Dieckmann geschickt umzusetzen. Besonders pittoresk ist die Weihnachtswerkstatt, die sich im Inneren des Bauwagens eröffnet. Auch verfügt Dieckmann mit Schauspielern wie Fritz Karl und (einer zwangsläufig biederen) Jessica Schwarz über ein solides Ensemble. Allein der dandyhafte, schnoddrige Hauptdarsteller Alexander Scheer, dem 1999 mit Leander Hausmanns DDR-Komödie Sonnenallee der Durchbruch gelang, ist etwas gewöhnungsbedürftig als der letzte Nikolaus seines Standes.
Was man dem ambitionierten Film hoch anrechnen muss, ist, dass er sämtliche Zuschauergruppen bedienen kann: Er ist weihnachtliches Fantasy-Abenteuer, Heldengeschichte und emotionaler Familienfilm in einem - und damit wunderbar geeignet für einen feiertäglichen Kinobesuch.
Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Heidi Reutter)