Bewertung: 4 / 5
Die Kriege, die Leutnant Bill Cage (Tom Cruise) führt, sind üblicherweise nicht allzu schweißtreibend. Seit die Mimics die Erde angriffen und nahezu ganz Europa erobert haben, sorgt Cage in einem medialen Krieg dafür, dass es genug neue Rekruten gibt. Doch nun steht die Endschlacht gegen die Mimics bevor und darin wird jeder Soldat gebraucht, auch Cage. Der ist alles andere erfreut darüber, in der Schlacht als Kanonenfutter zu enden - und so kommt es dann auch. Wie alle Soldaten stirbt Cage inmitten einer blutigen Schlacht, schafft es aber, einen Alpha-Mimic mit in den Tod zu reißen. Plötzlich gefangen in einer Zeitschleife, muss Cage jeden Tag aufs Neue hinaus in den Kampf, nur um erneut und erneut und erneut zu sterben. Mit jedem Tag, der vergeht, wird aus Cage ein besserer, ein effizienterer Kämpfer, doch den Ausgang der Schlacht kann er nicht beeinflussen. Erst als er auf die Soldatin Rita Vrataski (Emily Blunt) inmitten dieses täglichen Gemetzels trifft, scheint es so etwas wie Hoffnung auf das Ende des Krieges zu geben...
Basierend auf der Light-Novel "All You Need Is Kill" von Hiroshi Sakurazaka ist Edge of Tomorrow in der vorliegenden Form am besten als eine Mischung aus Und täglich grüßt das Murmeltier, Starship Troopers und dem Roman "Replay - Das zweite Spiel" zu beschreiben. Also alles schon einmal gesehen und damit langweilig? Es hätte so kommen können, würde der Film nicht die drei Faktoren Doug Liman, Tom Cruise und sogar Emily Blunt miteinander kombinieren (und vergessen wir nicht Bill Paxton, der endlich mal wieder auf großer Leinwand als Soldat zu sehen ist). Gemeinsam geben sie dem Science Fiction-Actionfilm genau die Würze, die dieser braucht.
Trailer zu Edge of Tomorrow
Doug Liman war in der Vergangenheit immer wieder für eine Überraschung gut. Viel hat er in seiner Karriere nicht gedreht und sieht sich eher als Produzent, doch wenn er hinter die Kamera tritt, besteht immer die Chance auf einen guten Film. So hat er 2002 mit Die Bourne Identität eine komplette Trilogie gestartet und Matt Damon die Rolle seines Lebens auf den Leib geschrieben bevor Paul Greengrass das Zepter übernahm und der Reihe das i-Tüpfelchen aufsetzte. Wenn man Pech hat, kommt bei Liman gern auch was wie Jumper raus, was die Chancen für Edge of Tomorrow bei 50/50 liegen ließ, doch glücklicherweise hat er dieses Mal wieder einen Treffer gelandet.
Es ist vor allem die Mischung, die in Edge of Tomorrow überzeugt. Cruise die Hauptrolle zu geben, war ein weiser Entschluss, der schon immer das nötige Talent mitbrachte. Er gehört tatsächlich zu den wenigen Actionstars, denen wirklich schauspielerisches Talent nachgewiesen werden kann. Überzeugend stellt er den Wandel vom unerfahrenen Rookie hin zur glaubwürdigen, aber nicht übermenschlichen Kampfmaschine dar. An seiner Seite Emily Blunt, der bisher leider nicht der große Wurf in Hollywood gelungen ist, die an der Seite von Cruise aber eine gute Figur macht und sich nicht verstecken muss. Besonders der Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern ist es zu verdanken, dass der Film abseits seiner Endzeitthematik auch die nötige Würze an Witz mit auf den Weg bekommen hat. Dabei schafft es Liman stets, die Gradwanderung zu halten, so dass trotz gelegentlicher Gags nicht die Stimmung kippt und der Film ins Lächerliche driftet.
Das wäre umso bedauerlicher, da Edge of Tomorrow auch auf visueller Ebene voll und ganz überzeugt. Er ist einer der wenigen Filme, wo dem Zuschauer endlich einmal wieder etwas für das Auge geboten wird. Die Schlachtszenen sind gut inszeniert und packend, nie wirken sie belanglos oder überflüssig. Die Landung der Truppen wirkt dann fast schon wie eine modernere, aber auch deutlich unblutigere Variante von Omaha Beach in Der Soldat James Ryan. Vor allem der visuelle Stil der Kämpfe ist hervorzuheben, sehen die Exoskelette einfach cool aus. Wirkten sie auf dem Promomaterial zum Film recht sperrig, fügen sie sich sehr gut in den Film ein. Positiv ist ebenfalls hervorzuheben, dass Edge of Tomorrow trotz der recht überschaubaren Laufzeit von 113 Minuten nicht gehetzt wirkt, gerade hinsichtlich der sich ständig wiederholenden Zeitabschnitte.
Was wir vermisst haben war ein etwas härterer Gewaltgrad, gerade wenn wir zu Starship Troopers den Vergleich ziehen. Natürlich soll nicht genauso über die Stränge geschlagen werden, ein paar mehr Szenen, die wirklich unter die Haut gehen, hätten dem Film aber gutgetan, ebenso kann über das Ende gestritten werden. Für unseren Geschmack war da der Drehbuchautor mit etwas zu viel Zuckerguss unterwegs, vor allem da das Skript an vielen Stellen leicht vorhersehbar ist.
Dennoch, alles nur kleine Macken, die Edge of Tomorrow nicht wirklich runterreißen und eventuell erst beim mehrmaligen Schauen mehr oder weniger stören. Wer weiß, worauf er sich einlässt, bekommt einen bildgewaltigen Actionkracher geliefert, der auch auf Schauspielerseite überzeugen kann. Tom Cruise adelt eben jeden Film auf seine Weise.