Bewertung: 4.5 / 5
Zwei Jahre nach dem Kinostart endlich (wieder?) als Video on Demand zu erhalten!
Diese Chance musste ich direkt ausnutzen^^
Durchschnittlich fallen die Bewertungen zwar positiv aus, aber aufgrund der nicht wenigen Kritiken, die von einem mittelprächtigen bis schlechten Film sprechen oder ihn sogar als Finchers schwächsten überhaupt bezeichnen, habe ich das Gefühl, eine Lanze für "Gone Girl" brechen zu müssen.
Trailer zu Gone Girl - Das perfekte Opfer
"Gone Girl" ist ein über 2,5 Stunden packendes Psycho-/Ehedrama, eine Studie über das Auseinanderleben eines Traumpaars. Mit Ben Affleck als Ken und Rosamund Pike als Barbie :D Beide spielen überragend, vor allem Affleck scheint mit seinem schlechten Ruf aus den 2000ern aufzuräumen. Zu erwähnen sei an dieser Stelle, dass Fincher beide Seiten gleichermaßen beleuchtet und keinem klassischen Gut-Böse-Schema folgt. Sowohl Affleck als auch Pike spielen beide Arschlöcher, keinen von beiden kann man sympathisch finden.
Neben dem Ehedrama legt Fincher "Gone Girl" - und das ist meiner Meinung nach der stärker ausgeprägte Aspekt - als beißende Satire auf die Medien- und Öffentlichkeitswahrnehmung aus. Die Form unterstützt dabei den Inhalt. Mit kühlen und tristen Bildern hält er den Zuschauer auf Distanz und lässt den Zuschauer die Position der Öffentlichkeit einnehmen. Er manipuliert, spielt mit dem Meinungsbild und den Erwartungen der - oder besser gesagt: seiner - Zuschauer. Den klassischen Fincher-Storytwist haut er schon nach 50 Minuten raus, ratlos aber gespannt fragt man sich nun, wie die Geschichte weitererzählt wird. Mit der finalen Szene befindet man sich wieder am Beginn der Geschichte und was hier auf den ersten Blick als belangloses oder enttäuschendes Ende erscheint, ist in Wahrheit eben jenes Spiel mit den Zuschauererwartungen. Letztendlich reflektiert Fincher mit "Gone Girl" sogar sein eigenes Filmschaffen in den 90er Jahren. Ganz großes Kino!
Dem makellosen Filmerlebnis stellt sich nur das Drehbuch in den Weg. Der Handlungsverlauf weist arge Logikfehler auf und wird so herbeikonstruiert, dass am Ende alles zusammenpasst. Das im deutschen Untertitel beschriebene "Perfekte Opfer" ist in Wirklichkeit gar keines, bei Weitem nicht. In diesem Fall muss ich allerdings klar sagen: Der Zweck heiligt die Mittel!
8,5/10 Punkten, die ich auf 9/10 Punkten aufrunde.