Bewertung: 3.5 / 5
Mit Müttern und Töchtern ist das so eine Sache, vor allem in der Pubertät. Da prallen gerne mal Welten aufeinander. Prinzessin Merida zum Beispiel würde am liebsten den ganzen Tag durch den Wald räubern und ihr Bogenschießen perfektionieren. Aber nein: Mama will aus ihr eine feine Dame machen und das Mädchen unter die Haube bringen. Also geht der rebellische Rotschopf in den schottischen Highlands auf Konfrontationskurs. Und der hat Folgen: Der neue Pixar-Film Merida - Legende der Highlands ist eine klassische Geschichte vom Erwachsenwerden - vorhersehbar und pädagogisch überambitioniert zwar, aber auch kurzweilig und mit Liebe zum 3D-Detail animiert.
So eine Prinzessin hat man lange nicht in einem Trickfilm gesehen: Merida ist herrlich normal, ein junger Mensch am Ende der Kindheit - mit Flausen im Kopf, mit Problemen, mit einer frechen Schnute und mit großem Kämpferherz. Dass die Pixar-Studios zum Disney-Konzern mit seiner langen Tradition brav-ergebener Königstöchter gehören, merkt man ihr jedenfalls nicht an.
Trailer zu Merida - Legende der Highlands
Im Gegenteil, Merida hat einen eigenen Willen, und den weiß sie auch durchzusetzen. Sehr zum Ärger ihrer Mutter Elinor, die eine feine Dame und ehrbare Frau aus ihrer Tochter machen will. Heiraten aber kommt für Merida nicht in Frage, schon gar nicht einen der drei trotteligen Kandidaten, die aus ganz Schottland angereist sind. Ein Fluch muss her: Leider klärt die beauftragte Hexe Merida sehr spät über die Nebenwirkungen auf.
Schade nur, dass ihre Geschichte in allzu klassischen Mustern erzählt wird: Merida ärgert sich, Merida läuft weg, Merida lässt ihre Mutter verfluchen, Merida sieht ihren Fehler ein und macht ihn wieder gut. Die Einsichten kommen schnell, und am Ende haben sich alle lieb und die Bärenpopulation geht auf Normalmaß zurück.
Es sind vielmehr die herrlich störrischen Figuren, die wilden Hetzjagden durch den mythischen schottischen Wald und der naive Zugang zur Magie, zu den Legenden und Sagen des mittelalterlichen Schottlands, die Merida - Legende der Highlands zu einem unterhaltsamen Abenteuerfilm im Mittelaltergewand machen. Männer spielen darin nur Nebenrollen als trinkfeste Rabauken. Im Mittelpunkt steht die Emanzipation Meridas, die lernt, dass es kein Widerspruch sein muss, ihre Mutter zu lieben und sich gleichzeitig von ihr abzunabeln. Glaubhaft ist das vor allem wegen der facettenreichen Hauptfiguren: Merida und Elinor hassen, lieben, kämpfen, zweifeln - sind mal artig und mal garstig.
Sie führen ein ganz gewöhnliche Mutter-Tochter-Beziehung inmitten von Irrlichtern, Zauberei und magischen Wasserfällen: Für manche Dinge muss es keine Erklärung geben, da darf man sich auch mal fallen lassen und staunen. Zumal Pixar einmal mehr neue Standards für CGI-Filme definiert: Die Animation ist fantastisch, äußerst detailgenau und nutzt die Möglichkeiten der 3D-Darstellung hervorragend aus. Das macht die aufdringliche Erziehungsarbeit, die bei Disney/Pixar dazugehört, dann wieder vergessen.
Merida - Legende der Highlands bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)