Bewertung: 4 / 5
Vorwort
Nach langer Zeit habe ich mir mal wieder einen FSK-18-Horror zu Gemüte geführt: „The Last House on the Left“ – ein Remake des gleichnamigen Craven-Klassikers aus dem Jahre 1972. Einen Vergleich zu eben diesem kann ich leider nicht ziehen, da ich ihn nicht gesehen habe.
Zunächst einmal würde ich diesen Film nicht ins Horror-Genre einordnen, sondern eher Richtung Thriller, der sich durch seine Kompromisslosigkeit auszeichnet. Die Brutalität des Films wird dramatisch und sehr düster in Szene gesetzt und man steht ständig unter Strom ob der Spannung. Weitestgehend fand ich die brutalen Elemente passend - lediglich zum Schluss etwas over-the-top.
Einleitung
Im Fokus des Films liegt eine wohlhabende Familie - die Mutter ist Lehrerin, der Vater Arzt -, die mit ihrer Tochter (wohl zur Ferienzeit) gerne das Stadtleben hinter sich lässt und sich in ihren Zweitwohnsitz in einem Wald, mit angrenzendem See zurückzieht. Soweit, so idyllisch. Genre-typisch wird zu Beginn des Films die Harmonie der Familie mit schönen, warm gehaltenen Bildern inszeniert. Einen Verlust musste die Familie jedoch auch verkraften: Sohn Ben verstarb ein Jahr zuvor.
Monica Potter und Tony Goldwyn spielen die Rollen der Eltern Emma und John recht überzeugend, Sara Paxton spielt die glaubwürdige Tochter Mari, die jedoch mit ihrem „modelhaften“ Aussehen zum einen etwas zu alt wirkt, und zum anderen keine glaubhafte Figur für eine ambitionierte Schwimmerin aufweißt. Dies stört den Filmfluss dennoch nur geringfügig.
Randnotiz
Es gibt offenbar noch eine Unrated Version dieses Films, die jedoch indiziert wurde und somit nicht im DVD/BR Regal steht. Meiner Meinung reicht die FSK-18-Version jedoch völlig.
1. Akt
Während man sich anfangs noch in einem „Gutfühlfilm“ befindet, kippt die Stimmung jedoch recht schnell. Mari und ihre Freundin Paige (Martha MacIsaac) geraten in die Hände einer Gruppe von Verbrechern (zwei Männer, eine Frau), die auch vor eiskaltem Mord nicht zurück schrecken. Um diese drei dem Zuschauer vorzustellen, wird (ebenfalls zu Beginn des Films) deren Kaltblütigkeit gegenüber zwei Polizisten gezeigt. Man ist sofort im Bilde: Die Drei sind gefährlich und total wahnsinnig. Denen möchte man nicht alleine im Wald begegnen.
2. Akt
Ab dem Moment, in dem die Mädchen in den Händen der Gangster sind, ändert sich auch die Bildsprache. Die Farbtemperatur des Bildes fällt in den Keller. Blaue und Grüne Farbtöne dominieren das Bild. Man fühlt sich als Zuschauer unbehaglich. Der später einsetzende Regen unterstreicht dieses Unwohlsein zuzüglich. Einzig der ebenfalls noch jugendliche Sohn Justin eines der Gangster (Spencer Treat Clark) lässt Hoffnung im Zuschauer keimen. Dennoch werden die Mädchen mit absolut kompromissloser Brutalität behandelt. Ständig wird durch Fluchtversuche die Spannung auf hohem Niveau gehalten.
3. Akt
Letztlich werden auch die Eltern mit den Gangstern konfrontiert. Erst später werden sie aufmerksam gemacht, mit wem sie es zu tun haben. Zuerst aus Notwehr, dann präventiv, bekämpfen sie die Gangster. In dieser Phase des Films wird für meinen Geschmack die Gewaltdarstellung etwas übertrieben. Auch die Entwicklung des Vaters zum Schluss hätte nicht sein müssen. Dennoch ist das Zusammenspiel der beiden Eltern immer glaubhaft inszeniert. Sie haben die Sympathie klar auf ihrer Seite. Man fiebert mit ihnen und ist euphorisch, wenn (Zitat Hannibal Smith) „ein Plan funktioniert“.
Fazit:
Der Film hat mich absolut gepackt und ich war durchweg auf Hochspannung. Zuletzt hatte ich dieses Non-Stop-Spannungsgefühl bei Hostage mit Bruce Willis, oder Final Destination (Teil 1).
Was macht der Film also richtig?
Zum einen bekommen wir sympathische Hauptdasrsteller zu sehen. Man baut sofort eine emotionale Bindung zu ihnen auf und fiebert mit ihnen. Die Bildsprache und vor allem auch die Kameraarbeit sind der nächste Punkt. Mit unterschiedlichen Farbtemperaturen wird unterschwellig das persönliche Gefühl beeinflusst. Geschmeidige Kamerafahrten (Dolly, Steadycam) unterstreichen die Wohlfühlmomente, die Handkamera und vor allem das durch das Kamera-bedingte eingeschränkte Blickfeld baut Spannung und Gefahr auf. Der Zuckerguss ist die Musik, die jeder Szene noch eine passende Signatur verpasst. Zugegeben, es ist keine überwältigende Komposition, aber was wir hören passt immer zu den Szenen. Da hat John Murphy (der auch schon in anderen Filmen, wie Kick-Ass oder Sunshine, gute Arbeit geleistet hat) effizient zum Gesamtbild beigetragen.
Von mir gibt`s gute 4/5 Hüte.