Bewertung: 3.5 / 5
Eternals wurde mit Spannung erwartet, sollte dieser sich doch von den bisherigen Marvel-Filmen unterscheiden und etwas völlig Neues ins MCU einbringen. Und ja, Chloé Zhao schafft es, ihre eigene Note unterzubringen. Doch reicht dies aus für ein neuartiges, episches MCU-Spektakel?
Eternals Kritik
Die Eternals sind uralte Aliens, die seit Tausenden von Jahren im Geheimen auf der Erde leben. Eine unerwartete Tragödie zwingt sie, aus dem Schatten zu treten, um sich gegen den ältesten Feind der Menschheit zu vereinen, die Deviants.
Trailer zu Eternals
Eternals hat ein ziemlich großes Problem: Eure Erwartungen. Von denen wird abhängen, wie ihr den Film bewertet. Marvel-Fans, die einen gewohnt guten MCU-Film mit reichlich Action erhoffen, werden enttäuscht das Kino verlassen. Alleine schon aufgrund der Natur der beinahe schon göttlichen Charaktere und ihrer dadurch resultierenden Stärke erwartet man entsprechende Szenen. Und versteht uns nicht falsch, selbstverständlich gibt es genügend Action. Doch Eternals ist mehr ein Film der epischen Bilder.
Der Anfang ist schon ungewöhnlich und es reißt einen tatsächlich auch kurz raus, wenn nach dem minutenlangen Intro plötzlich das Marvel Studios-Logo auf der Leinwand erscheint und einem wieder in Erinnerung ruft, was man sich eigentlich gerade ansieht.
Chloé Zhao konzentriert sich in ihrer Inszenierung größtenteils auf die Figuren, von denen es hier reichlich gibt. Jeder der Eternals bekommt seine Momente und durchlebt während der 157 Minuten seine eigene Geschichte. Manche stehen dabei eher im Fokus als andere. Der Cast kann sich dabei durchweg sehen lassen, aber auch hier besteht die Chance auf eine große Enttäuschung. Wer aufgrund großer Namen wie Angelina Jolie oder Salma Hayek erwartet, dass auch deren Figuren im Zentrum des Films stehen, liegt falsch. Beide spielen bestenfalls eine Nebenrolle. Und auch von Kit Harington solltet ihr besser nicht zu viel sehen wollen. Sein Auftritt ist zwar etwas größer als ein Cameo, aber auch nicht wirklich viel größer.
Die Hauptrolle spielt eindeutig Gemma Chan. Ihre Figur Sersi steht im Zentrum der Handlung und ist Dreh- und Angelpunkt aller Geschehnisse und sie schafft es auch, den Film auf ihren Schultern zu tragen. Es war bei diesem Cast sicher eine mutige, aber auch richtige Entscheidung ihr diese Verantwortung zu übertragen. Neben ihr spielt Richard Madden als Ikarus die zweite Hauptrolle. Der ehemalige König des Nordens (Game of Thrones) bringt als stärkster der Eternals die für seine Rolle passende Präsenz und Ausstrahlung auf die Leinwand.
Grundsätzlich fällt keiner der Darsteller negativ auf. Sie alle machen ihre Rolle gut und sind tolle Neuankömmlinge fürs MCU. Hier liegt aber auch eine große Schwäche von Eternals, denn es werden einfach zu viele Fässer aufgemacht. Mit seinen ganzen Figuren und der reichhaltigen Mythologie der Eternals ist der Film im Grunde schon vollgepackt. Dann muss der Film jedoch noch ins bisherige MCU eingebunden und bestimmte Zusammenhänge erklärt werden. Und dann werden noch weitere Figuren eingeführt, von denen wir in Zukunft noch mehr sehen werden. Dadurch kommt einiges im Film leider zu kurz und manche Erzählstränge verlieren sich im Verlauf der Handlung. Es hätte Eternals gutgetan, hätte er komplett losgelöst von allem für sich stehen können. So ist jedoch die bloße Existenz des MCU eine Schwächung für solch einen Film.
Mit Eternals erwartet euch ein charakterbasiertes Familiendrama göttlicher Figuren mit für Marvel-Verhältnisse ungewöhnlich vielen ruhigen Momenten. Gleichzeitig liefert er einige epische Bilder ab, welche Comicleser erfreuen und andere in Erstaunen versetzen werden. Actioneinlagen gab es im MCU schon bessere, aber selbst hier schafft es Chloé Zhao dann doch, auch eigene Akzente zu setzen.
Eternals stellt zehn komplett neue Charaktere mit Jahrtausende alter Geschichte vor, setzt ihre Gruppendynamik in Szene, wie auch, was sie in all den Jahrtausenden im Geheimen getrieben haben, wie sie sich in all der Zeit entwickelt haben, auch bezüglich ihres Blicks auf die Menschheit. Sowohl die ruhigen Momente wie auch die wuchtigen sollte man auf der großen Leinwand genießen, die Bilder strahlen förmlich die mythologische Sci-Fi-Epik in Verbindung mit gott-ähnlicher Stärke aus, aber auch mit großen, oftmals tragischen Emotionen. Entsprechend ist der Humor eher dezent auflockernd eingestreut, wirkt manches Mal sogar deplatziert.
Es sind durchaus Parallelen zu Dune erkenn- und fühlbar da, und so wird auch deutlich klar, was hier ein Film schaffen musste, unter einen Hut zu bringen. Trotz schon ordentlich Länge wünschen wir uns daher, vertiefend noch mehr von dieser MCU-Familie zu sehen. Wir weisen hier auch noch einmal auf die zwei Postcredit-Szenen hin, also bis zum Ende sitzen bleiben. :-)
Dass wir nach ihrem Oscargewinn noch mehr von Chloé Zhao sehen werden, war klar. Und sie schafft es tatsächlich, einen neuen und erfrischenden Stil ins MCU zu bringen. Jedoch wird dies nicht jedem gefallen. Einige wird es enorm erfreuen, was sie da im Kino sehen, und werden locker 4 Hüte verteilen, andere werden enttäuscht den Saal verlassen und im besten Fall 3 Hüte für Eternals vergeben. Wir haben uns daher für die goldene Mitte entschieden und hoffen, dass Chloé Zhaos Reise im MCU erst am Anfang steht.
Wiederschauwert: 80%