
Bewertung: 3.5 / 5
Am gestrigen Abend habe ich mir "The MarvelS" im Kino angesehen. Hier meine Meinung zum Film. Im ersten Abschnitt gibt es Spoiler, in den Abschnitten danach nicht mehr. Ich habe den Bereich mit "Spoiler Beginn" und "Spoiler Ende" markiert.
Handlung / Storytelling / Pacing / Charaktere (ACHTUNG: SPOILER!)
Trailer zu Captain Marvel 2 - The MarvelS
SPOILER BEGINN!
Die Handlung ist mehr oder weniger sehr simpel und eigentlich ziemlich bedeutungslos. Sie dient eigentlich nur als Mittel zum Zweck, um die drei Charaktere zusammenzubringen. Allerdings ist die Sichtung der Serie „Ms. Marvel“ zwingend erforderlich, um der Handlung vollständig folgen zu können. Idealerweise kennt man auch „WandaVision“, wobei ich diese als weniger wichtig erachte. Monica Rambeau funktioniert auch gut ohne Vorwissen, Kamala Khan / Ms. Marvel allerdings nicht. „Secret Invasion“ ist hingegen völlig irrelevant, und dessen Handlung und Ausgang wird hier auch rigoros ignoriert, warum auch immer.
Die Antagonistin Dar-Benn bleibt leider sehr flach, und auch, wenn ihre Beweggründe in gewisser Weise nachvollziehbar sind, so sind sie es auch wieder nicht. Sie sieht in Captain Marvel die Zerstörerin ihrer Welt Hala, weil Captain Marvel die Oberste Intelligenz zerstört hat und das einen Bürgerkrieg ausgelöst hat, welcher wiederum die Atmosphäre zerstörte, den Planeten austrocknen und die Sonne erkalten ließ. Das ergibt nicht so wirklich alles Sinn, aber so ist es halt. Und um ihre eigene Welt zu retten (Atmosphäre wiederherstellen, Wasser zurückbringen und Sonne wieder aktivieren), will sie all diese Dinge von Welten klauen, die Captain Marvel etwas bedeuten. Nur wenn sie halt Captain Marvel die Schuld an dem Untergang ihres Planeten und Volkes gibt, wie kommt sie dann auf die Idee, sie wäre besser, wenn sie dafür drei anderen Planeten mitsamt dessen Einwohnern zerstört? Das ergibt logisch gesehen keinen Sinn.
Der erste Planet, von dem Dar-Benn die Atmosphäre klauen will, ist ausgerechnet der, den Carol für die Skrulls gefunden hat, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Das wiederum ist ein dickes Logikproblem, denn es widerspricht völlig der Handlung der Skrulls aus der Serie „Secret Invasion“. Aber wenn hier völlig widersprochen wird, hätte man auch Talos eigentlich auf dem Planeten wiedersehen können. Irgendwie schade, dass Carol ihm nicht nochmal begegnen durfte. Die Skrulls verlieren also erneut ihre neue Heimat. Danach spielen sie keine Rolle mehr.
Der zweite Planet ist ein Wasserplanet, auf dem die dortigen Einwohner im Gesang kommunizieren, und Carol ist mit dem dortigen Prinzen verheiratet. Alles etwas konfus, aber sympathisch und witzig. Aber als dem Planeten dann das Wasser entzogen wird, werden Carol, Kamala und Monica im Kampf gegen Dar-Benn mit ihrem Schiff durch mehrere Sprungpunkte katapultiert, da sie sonst in ihrem Raumschiff abgeschossen worden wären. Es wird kurz erwähnt, dass sie nun den Planeten im Stich gelassen haben, dann spielt der Planet jedoch einfach keinerlei Rolle mehr und wird nie wieder erwähnt. Was ist denn nun aus dem Planeten und deren Einwohnern und Carols Ehemann geworden? Ach, völlig egal, denn nun ist die Erde dran, bzw. unsere Sonne. Also geht der Kampf weiter.
Währenddessen erscheinen auf Nick Furys Raumstation im Erdorbit haufenweise Eier, die sich als Flurken-Eier herausstellen. Woher die kamen, und vor allem WARUM sie kamen, wird nie weiter thematisiert, doch sie kamen alle rechtzeitig, um zu schlüpfen und die gesamte Besatzung zu retten denn die Station wurde zerstört. Komisch, erst wird die Station als ach so wichtige Verteidigung der Erde aufgebaut, nur um dann mal nebenbei zerstört zu werden. Wozu war sie nochmal gut? Ach, egal.
Carol Danvers, Monica Rambeau und Kamala Khan sind zusammen einfach ein tolles Team und die Chemie stimmt einfach von vorne bis hinten. Das Herz des Films ist aber definitiv Kamala Khan alias Ms. Marvel. Die Spielfreude der Schauspielerin Iman Vellani spürt man die ganze Zeit über, und Kamala kaufe ich zu 100 % ihr Fangirl-Gehabe gegenüber Carol Danvers ab. Die extreme Freude, wenn sie ihr das erste Mal begegnet, ist einfach „echt“. Und trotz allem schafft sie es, ernst mit der Situation umzugehen und ist den anderen beiden auch eine echte Hilfe. Gut gelöst ist auch, wie die Kräfte der drei gewissermaßen eingeschränkt sind, weil die drei miteinander verbunden sind und immer ihre Plätze tauschen, wenn sie ihre Kräfte einsetzen. Allerdings setzen die drei manchmal ihre Kräfte ein, ohne dass sie dabei die Plätze tauschen, was manchmal etwas unlogisch ist. Die drei als Team sind die große Stärke des Films, leider aber auch fast die einzige Stärke.
Die zweite Stärke sind Goose und die anderen Flurken. Die dritte Stärke sind Kamalas Familie, die immer wieder für den ein oder anderen Lacher sorgen.
Nick Fury… naja, er ist halt dabei. Das war es auch schon. Irgendwie ist er zwar da, ist aber auch irgendwie nutzlos und nicht so wirklich relevant. Auch ohne ihn hätte die Handlung funktioniert. Da haben mir alle seine vorherigen Auftritte in den Filmen und in seiner Serie deutlich besser gefallen, allen voran in „Captain Marvel“. Dort war sein Zusammenspiel mit Carol einfach großartig. Und Samuel L. Jackson hatte da auch noch viel Spaß an seiner Rolle.
Die Post-Credit-Szene ist klasse, denn sie führt quasi die X-Men ein. Monica Rambeau in einem Paralleluniversum, dort trifft sich (oh Wunder, solch ein Zufall bei 8 Mrd. Menschen auf der Welt) auf ihre lebende Mutter, die sie allerdings nicht kennt. Dort hat sie offenbar keine Tochter, aber ist Teil der X-Men. Man sieht noch Beast und Charles wird erwähnt. Ich bin gespannt, wie das aufgegriffen wird und ob das dann der offizielle Einstig der X-Men ins MCU ist oder ob das auch nur wieder unwichtige X-Men sind wie in „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“.
SPOILER ENDE!
Setting
Die Locations sind sehr gemischt und reichen von der Erde über das Weltall, Raumschiffen und fremden Planeten. Ähnlich also wie bei "Guardians oft he Galaxy". Nett, aber keine der Locations hat mich so richtig vom Hocker gehauen, was natürlich auch daran liegt, dass die anderen Planeten offensichtlich nur CGI waren und keine realen Drehorte verwendet wurden, die mehr Faszination hätten auslösen können.
Kamera / Schnitt
Die Schnitte sind oft sehr schnell, aber das ist auch storybedingt, da die drei Heldinnen ständig ihre Plätze tauschen. Die Kameraführung ist in Ordnung, könnte aber auch besser sein. An die Kameraführung von z. B. „Eternals“ oder „Guardians oft he Galaxy 3“ kommt sie nicht heran.
Actionszenen / CGI
Die Actionszenen sind auf Grund des ständigen Tauschs der drei Heldinnen spaßig und manchmal auch kreativ, aber auch irgendwie nicht so richtig geil. Irgendwie ist keine der Actionszenen so richtig hängengeblieben, weil keine davon irgendein geniales Alleinstellungsmerkmal hat. Selbst den Endkampf fand ich nur so mittelprächtig.
Die CGI-Qualität allerdings ist durchweg auf gutwen Niveau, wenn auch nicht so gut wie beim Vorgänger "Captain Marvel", bei dem ich auch nach über fünf Jahren noch der Meinung bin, dass er eine der besten CGI-Qualitäten im ganzen MCU hat.
Tonabmischung
Die Tonabmischung ist dieses Mal wieder recht gut gelungen. Die Geräuschkulisse ist für Disney-Verhältnisse erstaunlich räumlich und druckvoll. Aber das war auch schon bei dem Vorgänger „Captain Marvel“ der Fall, der auch eine bessere Tonabmischung bietet als die meisten anderen MCU-Filme der letzten zehn Jahre.
Musik
Die Musik ist nicht der Rede wert. Ich kann mich an kein einziges Stück der Musik erinnern. Da ist der Vorgänger „Captain Marvel“ auch viel besser. Da finde ich die Musik echt sehr gelungen.
Humor / Dramatik
Der Humor ist meistens gut und hat mich und auch andere Zuschauer häufig zum Lachen gebracht. Die meisten Lacher gingen dabei auf Kamala und ihre Familie und auch auf Flurken Goose. Aber der Humor ist trotzdem nicht auf dem Niveau eines „Guardians of the Galaxy“.
Die Dramatik der Geschehnisse wird leider nicht so recht greifbar. Auch Konsequenzen der Geschehnisse bleiben total aus. Dazu wirkt das alles einfach nicht "ernst" genug.
Persönliches Fazit
Emotional konnte mich „The MarvelS“ recht gut abholen, vor allem dank des Humors und Kamala mit ihrer sympathischen Art. Die drei Heldinnen und ihr Zusammenspiel sind die größte Stärke des Films. Die Familie von Kamala hat auch gut funktioniert, ebenso Goose. Die Handlung und dessen Logik, die Antagonistin und Nick Fury wiederum haben nicht so richtig gut funktioniert. Musikalisch ist der Film nicht der Rede wert, tontechnisch ist er allerdings recht gut abgemischt. Die Actionszenen sind völlig okay, aber auch nicht wirklich herausragend. Die Settings leiden unter dem Einsatz von CGI, und die Kameraführung sowie der Schnitt sind solide. Aber letztendlich ist der Film ziemlich belanglos, wenn auch sympathisch. Leider hat er mich auch nicht so richtig nachhaltig zum Nachdenken angeregt. Ein Film, den man schnell wieder vergessen kann. Auch der Drang, ihn erneut zu schauen, ist eher gering.
Ich finde den Vorgänger „Captain Marvel“ aber um Welten besser. Für mich sogar einer meiner zehn Lieblingsfilme im gesamtem MCU. Da kommt „The MarvelS“ leider längst nicht heran und sortiert sich im gesamten MCU-Ranking eher im unteren Mittelfeld ein.
Bewertung: 7/10 Punkte
Wiederschauwert: Gering
Nachhaltiger Eindruck: Gering
Emotionale Tiefe: Mittel
