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Come to Daddy

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Come to Daddy Kritik

Come to Daddy Kritik

Come to Daddy Kritik
0 Kommentare - 25.05.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Come to Daddy" ist.
Come to Daddy

Bewertung: 3 / 5

Als Norval Greenwood (Elijah Wood) eines Tages ein Brief seines ihm fremden Vaters Gordon (Stephen McHattie) erreicht, macht er sich auf den Weg, den Mann zu treffen. Dreißig Jahre lang hat er ihn nicht mehr gesehen und trifft ihn in einer abgelegenen Hütte. Als trockener Alkoholiker ist Norval schockiert einen so kaltherzigen Mann zu treffen und hat dennoch die Hoffnung ihm endlich näherzukommen. Doch irgendetwas scheint nicht so recht zu stimmen.

Wenn ein erwachsener Mann das erste Mal auf seinen Vater trifft, dann kann eigentlich nur Hollywoodmagie im Spiel sein. Das rührt zu Tränen, da ist eine Sehnsucht und es ist das, was das Blockbuster-Kino durch Steven Spielberg definierte. Die Identifikationsfigur des Vaters kann man ja auf so ziemlich alles übertragen. Als ungreifbares Wesen wie Gott, als Verlust und Projektionsfläche in Krisen, als Auftrag und endlich bedingter Rollentausch, oder auch als Antithese. Come to Daddy denkt Väter anders, so scheint es zumindest. Die Beziehung zwischen dem Millennial Norval Greenwood und dem Alkoholiker Gordon ist alles andere, als voller Liebe und Geborgenheit. Im Gegenteil, schnell entsteht ein Bedürfnis danach sich zu beweisen, welches schnell umschwenkt und in einer Art Machtkampf mündet. Da ist dieser DJ Norval, der sogar schon mit Elton John arbeitete, womit er zu prahlen versucht. Doch so richtig überzeugend ist das nicht und die ganze Zeit werden die Interaktionen der beiden von einer gewissen Spannung getragen, weil sie beide nicht die Erwartungen erfüllt bekommen, die sie an ihr Gegenüber gestellt haben. Das führt unweigerlich zu einem Streit, der dann in eine gewisse andere Richtung ausartet.

Trailer zu Come to Daddy

Hier beginnt der Film so langsam aufzutauen und auch ein bisschen von seinem eigentlichen Talent zu entfalten. Denn klar ist, eine dysfunktionale Vater-Kind-Beziehung muss man nun wirklich nicht nochmal sehen, daß weiß der Film auch und so macht er recht schnell klar, daß er nicht gerne in ein Genre gesteckt wird. Was erstmal als Drama beginnt, wird im weiteren Verlauf zu einer Horror-Slasher-Komödie, die bewusst darauf setzt, gewagt sein zu wollen. Und so ganz überspringen will der Funke dabei aber nicht, weil auch die Figuren dafür einerseits zu schablonenhaft gezeichnet sind und auf der anderen Seite eben jene Schockmomente nicht wirklich übermäßig schockierend sind. Es mag ja sein, daß die Gewalt, die Come to Daddy auszeichnet den ein oder anderen brüskiert oder zum Zweifeln anregt, dennoch werden die Momente der Explizitheit nie so ganz ausschlaggebend, weil dafür das Konstrukt zu klischiert daherkommt. Der Film scheint in den meisten Momenten auch den Stempel des Kultfilmes gerne für sich beanspruchen zu wollen und scheitert dabei aber ähnlich wie Guns Akimbo (2019) daran, gegen Ende doch gängige Konventionen zu sehr einhalten zu wollen.

Das ist zwar indes recht kurzweilig, weil der Film sich einige Klischees, gerade zu Beginn ausspart und auch diese Art von Geschichte durchaus die Laufzeit ausnahmsweise mal rechtfertigt, doch wohin der Film dann schließlich eigentlich will, bleibt immer noch offen. Man könnte das als große Kunst sehen, oder man könnte es als plumpe Pseudoprovokation verstehen. Irgendwie geht es um dysfunktionale Beziehungen. Irgendwie geht es um das Moralisieren von Lügen. Irgendwie geht es um das Spielen mit Erwartungen, sowohl bei den Figuren, als auch übergeordnet in einer Meta-Ebene beim Zuschauer und irgendwie geht es dann wieder um pure Anarchie. Es bleibt bis zuletzt offen, worauf der Film hinauswill, was das eigentliche Ziel des Werkes war, um somit irgendeine Form von Tiefgründigkeit zu rechtfertigen. Schauspielerisch ist das dennoch alle mal mehr als solide. Selten sieht man so abgewrackte Menschen, wie den von Stephen McHattie verkörperten Gordon. Da wird die Frage, ob denn Norval auch Geschlechtsverkehr mit seiner Mutter hat, nicht mal zum größten Tabubruch erklärt, sondern mausert sich zu einer in seiner Gesamtheit gut wirkenden Skurrilität. Dem gegenüber steht mit Norval das Sinnbild der Generation Y. Völlig vernarrt in die Neuen Medien und wenn man das näher betrachtet, so lässt die Figur auch genügend Raum, um das wesentlich differenzierter zu betrachten.

Es dauert länger, daß vielleicht halbwegs plausibel zu erklären, allerdings steht die These ja seit jeher wie der Elefant im Porzellanladen. Generation Y wird gerne mal nachgesagt, nicht mehr in der Lage zu sein, langanhaltende Beziehungen in romantischer Hinsicht zu pflegen. Es ist natürlich im Hinblick darauf, daß das weibliche Geschlecht und auch die Ganzheit der Beziehung sowieso einem stetigen Druck ausgesetzt waren, was bedeutete, daß Trennungen auch den gesellschaftlichen Ausschluß bedeuten, nicht eindeutig als Generationenproblem festzumachen. Denn das würde bedeuten, daß Beziehungen immer glücklich gewesen wären. Allerdings hat sich das gesamte Bild von Beziehungen im Hinblick auf die sozialen Medien und auch die psychische Beschaffenheit der Menschen heute auf den ersten Blick durchaus verändert. Denn ironischerweise schreibt man den Menschen immer mehr Kälte und Desorientierung im Zusammenspiel mit Medien zu, während auf der anderen Seite auch jede Debatte – manchmal berechtigt, manchmal unberechtigt – überemotionalsiert wird und grundsätzlich zu Konflikten führt. Dann gibt es da diesen Vater, der einfach das teure Handy seines Sprösslings nimmt, und es ins Wasser wirft. Man kann ja eigentlich gar nicht anders, als das auch als politisches Statement zu begreifen.

Gleichsam ist hier aber auch die Romantisierung der Baby-Boomer-Generation, die so ziemlich jedes Problem ausgesessen zu haben scheint, ein Ärgernis, daß die Künstlerinnen und Künstler hinter dem Werk verfolgt. Und somit nimmt der Film hier eine distanzierte Haltung zu Vater und Sohn ein. Unterdessen baut der Film durch die ein oder andere unerwartete Wendung und im Hinblick mit dem Spiel des Genres durchaus Spannung auf. Zwar gelingt es nicht, daß über die gesamte Laufzeit zu halten, insgesamt entsteht aber dadurch ein experimentelles Werk.

Der Mythos der Väter wird zu weiten Teilen in Come to Daddy dekonstruiert. Die Geschichte ist dafür aber nicht so gewagt, wie sie vielleicht zunächst erscheint. Das macht aber nichts, weil die Schauspieler tatsächlich herrlich schräge Figuren verkörpern und auch die gesamte Lauflänge nicht zu provozieren versucht. Inszenatorisch interessantes und experimentelles Werk.

Come to Daddy Bewertung
Bewertung des Films
610

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