Bewertung: 4 / 5
Ein Road-Invasion-Horrorfilm und Kraftwagen-Westernactionthriller, in dem das (Selbst-)Bild der USA als Land der Freiheit und unbegrenzten Möglichkeiten keine Gültigkeit mehr hat. Der Geschäftsmann und Familienvater David Mann befährt den Highway durch die Wüste Kaliforniens und findet sich auf einmal in einem existenzialistischen Überlebenskampf mit einer repressiven Übermacht wieder, er wird von einem Truck verfolgt, drangsaliert und attackiert.
Im familiären Leben bekommt Mann kein Bein mehr auf den Boden (oder auf den Tisch wie beim Telefonat mit seiner Frau), die Gespräche sind von Streit bestimmt, er hat seine Autorität als Familienoberhaupt und die Funktion seiner Geschlechterrolle verloren. Im beruflichen Leben ist Mann des weiteren längst in der Tristesse der banalen Routine angelangt. Der Truck stellt seinen Autoritätswillen auf die Probe und reißt ihn brutal aus dem durchschnittlichen Alltag, nun spürt Mann wieder die Gefahr, den Thrill und das Adrenalin, wird zu geistigen Höchstleistungen angetrieben. Seinen PKW belastet Mann bis zu den Grenzen des Möglichen, was ihm als Fahrer hohe Konzentration abverlangt, er überlegt sich Strategien, wie er den Truck am besten überlisten und abhängen kann, in einer hervorragend geschriebenen Szene analysiert Mann die Cowboys in einer Raststätte, um die Identität des Truckfahrers zu ermitteln. Es ist daher ebenfalls der innere Kampf Manns zwischen zwei Männlichkeitsbildern, Physis und Triebhaftes auf der einen Seite und Intellekt und Analytik auf der anderen Seite, bezeichnenderweise bleibt die Identität des Truckfahrers ungeklärt, man sieht nur dessen Arm, Cowboystiefel und schemenhafte Umrisse aus der Ferne.
Auch wenn Mann im Finale das Duell für sich entscheidet und zumindest seine Autorität und Dominanz wiederherstellt, kommt er doch zu einer ernüchternden Erkenntnis. Sobald der Truckfahrer und auch der Truck gestorben sind, alle Fahrzeugelemente des Trucks kommen nach und nach zum Stillstand, muss Mann folglich wieder in sein banales Routineleben zurückkehren. Unterbewusst hat er das Duell genossen, es war ihm eine willkommende Abwechslung, nun bleibt Mann trübselig an der Klippe sitzen und beobachtet das Wrack.
Spielberg beweist in diesem Frühwerk Talent für spannungsgeladenes, kompaktes und effektives Genrekino, insbesondere sind hier die Kameraarbeit und das Sounddesign zu loben, die inszenatorischen und psychologischen Mechanismen nehmen bereits viel des späteren Blockbusters "Jaws" vorweg. Nie war ein Spielberg-Film so radikal und roh wie hier.