Bewertung: 4.5 / 5
Von Drive hatte man im Vorfeld ja bereits sehr viel gutes gehört. Ich kam aber erst kürzlich dazu mir den Film dann doch einmal anzuschauen. Endreaktion vorweg: Wow!
Die Geschichte an sich reißt nicht wirklich Bäume aus und kommt aus heutiger Sicht recht altbacken daher. Ryan Gosling spielt den Fahrer/Driver, der echte Name bleibt im Hintergrund. Tagsüber arbeitet er in einer Autowerkstatt und in der Nacht verdingt er sich ab und an als Fluchtwagenfahrer. Geradezu stoisch und emotionslos geht er seinem Tagwerk nach. Eines Tages lernt der Fahrer seine Nachbarin Irene (Carey Mulligan) kennen und schnell entsteht zwischen beiden mehr als nur Freundschaft. Doch Irene ist noch verheiratet und als ihr Mann (Oscar Isaac) aus dem Knast entlassen wird, hat der Probleme mit ein paar ganz üblen Typen. Die wollen, dass er für sie einen Raubüberfall macht oder mit den Konsequenzen leben muss. Der Fahrer willigt ein, ihm zu helfen, wissentlich das er nur so Irene helfen kann. Doch der Coup misslingt und nun hat der Fahrer echte Probleme.
Trailer zu Drive
Drive ist nichts für Leute die nur auf Action schielen. Geradezu unnatürlich ruhig erzählt Nicolas Winding Refn die Geschichte, als würde sie einem anderen Jahrzehnt entspringen. Keine schnellen Schnitte, die viele moderne Filme verunstalten, keine Action zum Selbstzweck. Alles was in Drive zu sehen ist, hat seinen Grund. Viel Zeit nimmt sich der Regisseur für die Annäherung zwischen dem Fahrer und Irene. Beinahe so viel, dass sich einige Zuschauer sicher fragen, ist dies ein Drama, eine Romanze oder ein Actionfilm. Normalerweise würde ein Film an so etwas zerbrechen, doch mit Ryan Gosling hat Refn die Topbesetzung gefunden. Beinahe emotionslos spielt Gosling die Rolle, Hintergründe über die Figur erfahren wir nicht und dann, wie aus dem Nichts gibt es Momente, da bricht alles aus der Figur hervor und entläd sich in kurzen aber teils sehr brutalen Sequenzen. Drive ist stellenweise nicht leicht zu verdauen.
Auch sonst kann die Besetzung sich sehen lassen. Oscar Isaacs wie immer gut, Carey Mulligan hat eine super Chemie mit Gosling und auch Ron Perlman darf hier punkten. Sehr gut ist auch wieder Bryan Cranston, der für mich immer Hal aus Malcolm Mittendrin sein wird aber neuerdings immer stärker in Filmen in den Vordergrund tritt. Eine positive Entwicklung.
Dann ist da noch die Musik. Teils sphärisch, teils tiefster Synthie-Pop der 80er aber alles so passend zu dem was auf der Leinwand passiert. Bild und Ton gehen eine erstaunlich bewegende Symbiose bei Drive ein.
Kritik an Drive fällt schwer, der Film passt so wie er ist. Letzlich kann nur kritsiert werden, dass zu wenig über Goslings Figur erklärt wird. Dabei dürfte diese eine ziemlich bewegende Hintergrundgeschichte haben. Vielleicht hebt man sich dies für die Fortsetzung auf, die nach dem überraschenden Erfolg im vergangenen Jahr ein Thema wurde. Aber auch ohne diese steht Drive als einzigartiger Film da, der wie viele Filme von Refn nicht den Geschmack von jedem treffen aber verglichen mit anderen Werken des Regisseurs ist Drive wohl der Film, dem die Gratwanderung zwischen Art-House und Mainstream am besten gelingt.