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Midnight in Paris

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Midnight in Paris Kritik

Midnight in Paris Kritik

Midnight in Paris Kritik
0 Kommentare - 19.03.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Midnight in Paris" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der erfolgreiche Hollywood-Autor Gil (Owen Wilson) träumt davon, einen richtigen Roman zu veröffentlichen. Zusammen mit seiner Frau Inez (Rachel McAdams) und deren Eltern verbringt er einen Urlaub in Paris. Als Inez einige alte Freunde trifft, ist Gil zunehmend von den rechthaberischen Intellektuellen genervt und macht einen Spaziergang in der nächtlichen Stadt. Er macht weitere und eines Nachts steigt er in Taxi und findet sich inmitten der 1920er Jahre wieder.

Für eine Reise in die Vergangenheit stehen Filmen durchaus eine Menge Mittel zur Verfügung, um einen Film von der Masse abzuheben, insbesondere, wenn es sich nicht um das nächste Werk über den Zweiten Weltkrieg handelt. Dabei gelingt es Woody Allen durchaus, mit seiner kreativen Traumreise in den Intellektualismus zu begeistern, weil die Wogen für eine Gegenüberstellung von Generationen, dem Idealisieren von Werten, aber auch der allgemeinen Grenzenlosigkeit, die dort in den Gedanken zu stecken scheint, verzaubern. Zumindest für eine Weile. Denn hat sich der Effekt erstmal eingespielt, dann hat sich der Zauber so ein wenig verflüchtigt. Dabei geht auch Woody Allen nicht gerade subtil vor, wenn er diese Helden dort in Szene setzt, während das Leben in der Jetztzeit immer von Ärger geplagt ist. Doch die Vergangenheit ist wichtig, nicht nur als Zentrum der Geschichte, sondern auch für Aufhänger, um den Subplot in der vermeintlich objektiven Realität der Jetztzeit zu begründen. So kommt es nun dazu, daß die ebenso ganz andere Inez, mit der sich Gil verlobt hat, diesen mit einem alten Freund betrügen muss. Nicht nur, wird dieser Figur keinerlei Ambivalenz zugetraut, sondern gleichsam wird sie auch zum Antiintellektualismus verdammt. Allen zeigt die Beziehung der beiden auf mehreren Ebenen, die aber zu keinem Zeitpunkt irgendwie funktionieren kann. Das ist insofern schädlich, als daß man ja durchaus glauben soll, daß die beiden einander mal geliebt haben müssen. Schließlich geht man davon aus, daß die Steuervorteile nicht der einzige Grund für den heiligen Bund der Ehe sind.

Derweil offenbart sich Midnight in Paris als ein Werk, daß seiner Zeit voraus war und die Analyse dessen, was im heutigen Kino als Alleinstellungsmerkmal für Qualität benutzt wird und dabei doch die Antithese dessen darstellt. Man kommt leicht in Versuchung, Allens Film als eine Ode an die Nostalgie zu verklären. Schließlich sind die Weichen dafür gestellt und der nach Inspiration suchende Autor begibt sich in die Vergangenheit, um sein Werk in Fahrt und zu Ende bringen zu können. Dort sei alles viel freier, ungezwungener und intellektueller als in der Gegenwart. Der traurige Träumer trifft auf F. Scott Fitzgerald und dessen Frau Zelda, Ernest Hemingway, Gertrude Stein oder Salvador Dalí: In ihnen erkennt Gil Pender die Freiheit, das rebellische und das ungezwungene, was er in seinen Drehbüchern für die Traumfabrik nicht hat. Auch dieser Umstand ist natürlich eine Abrechnung mit dem Studiosystem in Hollywood, welche man genauso noch heute anwenden kann. Der Film versteht sich dabei als Culture-Clash, doch das interessante dabei ist nicht, daß der Zeitreisende Gil mit den Menschen aus vergangenen Tagen aneinandergerät, sondern mit seiner eigenen Verlobten, die ohnehin nicht verstehen kann, wie man den Anspruch über das Kapital stellen kann. Auch das ist ein weiterer Seitenhieb in Richtung Hollywood, indem der waschechte Künstler sich weigert, ständig die immer gleichen und banalen Auftragsarbeiten abzuliefern. Die Figur wirkt dabei immer wie eine gequälte Seele, weil sie auch keine Lust hat sich dem snobistischen Reichtum, um die Familie ihrer Verlobten hinzugeben, und auch oberflächliche Gespräche sie einfach nur zu nerven scheinen.

Daraus resultiert, daß sich Pender in das nächtliche Paris begibt und dort der Vergangenheit Inspiration für die Gegenwart sucht. Doch entscheidend bei diesem Zustand ist nicht etwa die fortlaufende Geschichte, sondern die Auflösung dessen. Woody Allen nimmt nämlich hier den Wahn vorweg, daß Kino nur noch aus Erinnerungen zu füllen. Denn die Figur sucht durchaus Inspiration in der Vergangenheit, doch als sie sich nach ein paar Spaziergängen und einem Tanz in die ebenso aus der Vergangenheit stammende Französin Adriana verliebt, offenbart diese ihm, daß sie viel lieber in der Renaissance leben würde. Allen gibt dem Zuschauer hier die Botschaft mit auf dem Weg, sich nicht zu sehr an alte Zeiten zu klammern und auch die Gegenwart und gegenwärtige Kunst voranzubringen, mit neuen Ideen und neuen Freigeistern. Dabei schließt er Inspirationen nicht völlig aus, was auch nur logisch ist, schließlich ist es für Künstler völlig unmöglich, ohne Inspiration zu leben. Der Kommentar ließe sich dahingehend auch perfekt auf Filmschaffende übertragen, weil es unmöglich ist, an Werken zu wachsen, wenn man nicht ständig auch dies betrachten würde.

Der Film spielt dabei mit einer Vielzahl an cleveren Metaphern, die zwar oberflächlich zunächst zu klein anmuten, als sie wirklich als bedeutend wahrzunehmen. Doch so einfach ist das auch nicht und wenn dem so wäre, wäre es in einem visuellen Medium wie dem Film auch nur gerechtfertigt. So träumt die Hauptfigur immer wieder auch davon, im Regen von Paris zu stehen und durch die Straßen zu wandeln. Ein Wunsch, der seiner Verlobten etwas seltsam vorkommt. Doch für ihn geht es darum, die Stadt und das Leben als Allgemeines zu verstehen und zu spüren. Ein Wunsch, der ihm zum Ende hin mit der ebenso intellektuellen Französin Garbrielle erfüllt wird. Im Paris der 1920er Jahre hingegen geht es um das Loslassen von Zwängen, vom intellektuellen Diskurs, bis hin zur Freiheit, über die Hoffnung, die Welt zu verändern. Doch darin liegt eben nicht nur das naive und flüchtige, für die Schönheit von Augenblicken. Wie und ob Gil überhaupt in die Vergangenheit gelangt, oder letztlich nur seinen Träumen oder latenten Wahnvorstellungen erliegt, daß offenbart der Film nicht. Allerdings ist es völlig egal, weil der Zwang der Gesellschaft und das vermeintlich Freie beider Welten die Figuren immer wieder dazu zwingt, aus diesen fliehen zu wollen.

Woody Allens Blick in die Vergangenheit wäre allzu leicht als weitere Farce in der viel zu penetranten Erinnerungskultur des Kinos gewesen. Doch Midnight in Paris ist nicht einfach nur eine Reminiszenz an die „Früher war alles besser-Mentalität“, sondern gleichsam auch eine Abrechnung an Innovationslosigkeit. Dazu serviert der Film eine phantasisch aufgelegten Owen Wilson in surrealen Bildern voller Schönheit und Intelligenz.

Midnight in Paris Bewertung
Bewertung des Films
710

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