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Wie zwischen Himmel und Erde

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Zwischen erschreckend und naiv

Wie zwischen Himmel und Erde Kritik

Wie zwischen Himmel und Erde Kritik
0 Kommentare - 26.05.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Ihre Hauptfigur sei eine idealisierte Version ihrer selbst, sagt Regisseurin Maria Blumencron: Einen Teil dessen, was Medizinstudentin Johanna im Tibet-Drama Wie zwischen Himmel und Erde widerfährt, habe auch sie erlebt: "Auch ich wollte von Lhasa aus einen Flüchtlingstrek begleiten, bin in Shigatse verhaftet, eine Nacht lang verhört und dann auf freien Fuß gesetzt worden." Man muss Blumencrons Dokumentarfilme über tibetische Flüchtlinge nicht kennen, um zu merken, wie sehr ihr das Thema am Herzen liegt. Um so ärgerlicher, dass sie sich bei ihrem Spielfilmdebüt einige Male verzettelt.

Das grausige Bild der zwei erfrorenen Mädchen, die sie in einer Gletscherspalte fand, hat sich fest in das Gedächtnis der Bergsteigerin Johanna (Hannah Herzsprung) eingebrannt. Sonst hätte die junge Frau womöglich die Bitte der Mönche abgelehnt, den Tibeterjungen Tempa (Sangay Jäger) aus dem Kloster nach Lhasa zu schmuggeln. Und mit großer Wahrscheinlichkeit hätte sie sich sonst nicht spontan entschlossen, ihn und andere Flüchtlinge auf ihrem gefahrvollen Weg durch den Himalaja zu begleiten.

Tempa muss außer Landes gebracht werden, weil er Zeuge eines Attentats auf den "Golden Boy" (Tamding Nagpa) wurde, so der sehr provisorisch gezimmerte Rahmen der eigentlichen Handlung. Den chinesischen Verfolgern, angeführt von Major Wang Bao (Lucas K. Peterson), scheint Tempa allerdings herzlich egal zu sein. Sie suchen auf der Fährte der Flüchtlinge nach dem Golden Boy selbst: dem schelmisch lächelnden Jungmönch, der eines Tages den Dalai Lama beerben soll und sich ebenfalls auf der Flucht befindet - wohl zur besseren Identifizierbarkeit in Sänfte und Ehrengewändern.

Blumencron ist ganz in ihrem Element, wenn sie die Härten und Gefahren zeigt, die Johanna, den Flüchtlingen und den Fluchthelfern auf der beschwerlichen Wanderung durch die Kälte begegnen: In diesen Momenten bewegt sich die Autorin und Regisseurin nicht allzu fern ihrer Dokumentarfilme, die ihr und der sensiblen Tibet-Thematik in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit einbrachten. Deutlich unsicherer wirkt sie jedoch, wenn es darum geht, Charaktere zu zeichnen und einzelne Handlungsfragmente zu einer stimmigen Geschichte zu verbinden. Nicht selten muten die Lösungen, die Blumencron findet, sehr willkürlich, manchmal geradezu naiv an.

Natürlich kann die Filmemacherin auf ihre künstlerische Freiheit pochen: Schließlich drehte sie diesmal einen Spielfilm, in dem im Gegensatz zu einem Dokumentarfilm nicht alles Hand und Fuß haben muss. Allerdings verfolgt Blumencron mit diesem Spielfilm das gleiche Ziel wie mit ihren Dokumentationen: Nämlich auf das Unrecht aufmerksam zu machen, dass den Tibetern durch die Chinesen widerfährt, die 1950 ihr Land besetzten. Durch die Nachlässigkeiten im Aufbau der Handlung, so nebensächlich sie im Gesamtzusammenhang erscheinen mögen, zieht Blumencron die Glaubwürdigkeit ihres Dramas in Zweifel - und schadet ihrer Sache damit fast so sehr wie der einzelne Blogger, der seit Jahren vehement behauptet, die Dokumentarfilmerin habe ihre Tibetabenteuer frei erfunden.

Wie zwischen Himmel und Erde bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)

Wie zwischen Himmel und Erde Bewertung
Bewertung des Films
510

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